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Pferdefleisch"Tiere sind nicht von der Rennbahn"

Lesezeit 3 Minuten

Leo Fluss ist Pferdefleischliebhaber und kommt wegen der Steaks zu Pferdemetzger Willi Nußbaum - wie auch immer mehr Neukunden.

Frechen – Es ist Freitagmittag auf dem Frechener Wochenmarkt und einige Produkte der Rossschlachterei Nußbaum aus Rheinbach sind bereits ausverkauft. Seit Pferde- statt Rindfleisch in Fertigprodukten nachgewiesen und über Pferdemetzger Willi Nußbaum berichtet wurde, brummt sein Geschäft. "Ich bin ein Promi-Pferdefleischmetzger wider Willen geworden."

Fast nur Stammkunden

Nußbaum ist seit 30 Jahren im Geschäft und hat den Familienbetrieb in der zweiten Generation von seinem Vater übernommen. Der hat ihm auch das Schlachten beigebracht. Inzwischen schlachtet Nußbaum zwar nicht mehr, er zerlegt aber das Fleisch selbst und macht daraus auch Wurst. Nußbaum: "Ich weiß, wo mein Fleisch herkommt." Er habe bisher fast nur Stammkunden gehabt, "und die kommen jetzt erst recht". Seine Einnahmen seien sogar um ein Drittel gestiegen, und jeden Tag kämen mittlerweile neue Kunden hinzu. Neugierig ist auch Angelika Wehling. Sie hat noch nie Pferdefleisch gegessen und hat nun Fleischwurst gekauft. "Ich bin heute extra aus Köln-Weiden gekommen, wir haben so viel über Pferdefleisch geredet, und ich wollte es mal ausprobieren. Nächstes Mal versuche ich das Gulasch." Wegen der Pferdewurst ist auch das Ehepaar Müller aus Bergheim-Niederaußem gekommen: "Wir haben in der Nähe keinen Pferdemetzger mehr und im Fernsehen gehört, dass es hier einen gibt", sagt Gudrun Müller.

Ihr Mann Peter fügt hinzu: "Die Pferdewurst schmeckt besser als Schweinewurst, ist weniger fett und gut verträglich." Der Rentner Leo Fluss hingegen ist "Pferdefleischliebhaber seit 40 Jahren", wie er sagt. Er kommt jeden Freitag aus Kerpen nach Frechen, um sich vier Steaks von Pferdemetzger Nußbaum abwiegen zu lassen. "Ich weiß, wo er es her hat und dass ich gute Qualität bekomme. Die Tiere kommen aus der Region und sind nicht von irgendeiner Rennbahn." Früher habe er Kraftsport betrieben, da habe er sogar mal eine Pferdekur gemacht, "weil das Fleisch so mager ist".

Auch die beiden Kölner Karl-Heinz Roloff und Marie-Therese Schneider kommen seit Jahren "zum Metzer unseres Vertrauens", wegen des Sauerbratens vom Pferd. Sie nennen sich "Landliebhaber" und verstehen sich als kritische Konsumenten. "Ich kaufe grundsätzlich kein Fleisch aus dem Supermarkt", sagt Schneider. Roloff ergänzt: "Die Menschen sind nur vom Preis gesteuert. Das Fleisch soll nicht viel kosten, aber gut aussehen, und dann kommt so etwas dabei heraus." Inzwischen sind die Müllers noch mal zurückgekommen, "wegen der Siedewürstchen". Die ersten Schalen hinter der Theken sind bereits leer. "Die sind genauso gefragt wie Fleischwurst im Ring oder eingelegter Sauerbraten vom Pferd", sagt Nußbaum. Die nächsten Kunden muss er bereits vertrösten auf die Märkte in Köln und Brühl, wo er auch einen Stand hat. Denn auch die Pferdewurst mit Knoblauch ist ausverkauft.