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BlumenfelderDie ersten Tulpen blühen

Lesezeit 3 Minuten

Die ersten Tulpen auf Willi Winkelhags Feldern in Stotzheim zeigen ihre Köpfe. Bald blühen dort mehr als 100 Tulpensorten.

Hürth-Stotzheim – Der eisige Wind auf den Feldern von Stotzheim lässt Landwirt Willi Winkelhag kalt. „Das ist Natur. Da kann man nichts dran regeln. Und das ist auch gut so.“ Dennoch setzt der Ostwind und der ständig wiederkehrende Frost seinen Tulpen mächtig zu. Eine gesamte Reihe der Zwiebelgewächse hat über Nacht die Blätter und die Köpfe hängen lassen. „Der Wind geht tief in die Blätter rein und lässt die Zellen frieren“, erklärt Winkelhag. Passiert das mehrmals, werden die Zellen zerstört und die Tulpen sind hin.

Eigentlich sollten die Winkelhagschen Tulpenfelder in Stotzheim bereits zu Ostern in prächtiger Blüte stehen. Erst jetzt haben es die ersten Tulpen dank eines schützenden Folientunnels geschafft, ihre pinkfarbenen Köpfe empor zu strecken. Ab kommender Woche soll auf den Tulpenfeldern gepflückt werden. Die Blumen werden dann frisch vom Feld weg verkauft. In dieser Saison glich der Tulpenanbau einem Lotteriespiel, sagt Winkelhag. Auf rund drei Hektar hatte er im Oktober zwischen 300 000 und 400 000 Tulpenzwiebeln eingepflanzt. Doch der November sei zu mild gewesen, und die Zwiebeln hätten frühzeitig angefangen zu wachsen, berichtet der Landwirt. Von da an versuchte er, mal mit Folienbahnen die ersten Pflänzchen zu schützen, mal – nach plötzlichem Schneefall – die jungen Tulpen vor den Folien zu retten, die wegen der Schneemengen die Pflanzen zu erdrücken drohten.

Bei neun Grad gelagert

Dabei klingt der Tulpenanbau, den die Winkelhags in Stotzheim seit 70 Jahren betreiben, zunächst einfach. Zwiebeln einer Sorte werden in drei Varianten gelagert: Einige werden bei neun Grad Celsius drei Wochen lang gekühlt, bevor sie in die Erde eingesetzt werden. „Die gekühlten Zwiebeln kommen als erstes“, erklärt Winkelhag, „weil die Erde im Vergleich zu der Zwiebeltemperatur warm erscheint. Die Zwiebel legt dann sofort los.“ Weitere Zwiebeln werden bei normalen Temperaturen gelagert und dann eingepflanzt. Wieder andere werden bei 20 Grad Celsius kuschelig warm gehalten, bevor sie in die Erde kommen. Winkelhag: „Diese wachsen als letzte. Die sind Wärme gewohnt und kommen in eine vergleichsweise kalte Erde. Da machen die erst einmal gar nichts.“ So kommt es auch, dass die gesamten Tulpenfelder nicht innerhalb weniger Tage leergepflückt werden müssen, sondern dass die Ernte schubweise verläuft.

„Dann haben die Leute viel mehr und vor allem länger Spaß an den Tulpen“, sagt Winkelhag. „Das ist ja eigentlich die Hauptsache.“ Deshalb lässt er sich auch nicht von der wohlmöglich nicht so prächtig ausfallenden Tulpenernte beeindrucken. „Da kann man dann nichts machen.“

Die Tulpen aber, die ab kommender Woche auf den Feldern verkauft werden, sollen den Leuten Freude bereiten. Mehr als 100 Sorten werden in den kommenden Wochen rund um Stotzheim aufblühen. Und wenn die Felder abgeerntet sind, beginnt die Lotterie von vorne.