BürgerschaftspreisHürther ist seit vier Jahrzehnten Vorreiter für den Naturschutz

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Dem Preisträger Erwin Mielczarek (3.v.l.) gratulierten Julia Priemer-Bleisteiner (Bürgerstiftung), Vizebürgermeisterin Aylin Kocabeygirli und Rolf Meier (Agenda Hürth, v.l.).

Dem Preisträger Erwin Mielczarek (3.v.l.) gratulierten Julia Priemer-Bleisteiner (Bürgerstiftung), Vizebürgermeisterin Aylin Kocabeygirli und Rolf Meier (Agenda Hürth, v.l.).

Hürth – Einen Vorreiter des Umwelt- und Naturschutzes zeichneten der Agenda-Verein Hürth und die Bürgerstiftung mit dem erstmals verliehenen Bürgerschaftspreis aus: Preisträger ist Erwin Mielczarek, der vor fast 40 Jahren ein Biotop in der Nähe der Kläranlage in Sielsdorf angelegt hat und dort vor allem Kinder und Jugendliche für die Natur begeistert.

„Der Bürgerschaftspreis ist nicht mit Geld dotiert, sondern soll eine Anerkennung sein“, erläuterte Julia Priemer-Bleisteiner von der Bürgerstiftung bei der Preisverleihung im Familienbüro Mittendrin. „Über den ersten Preisträger waren wir uns schnell einig“, sagte Rolf Meier, Vorsitzender des Agenda-Vereins. Erwin Mielczarek habe den Naturschutz in Hürth vorangetrieben.

Hürther hat in vier Jahrzehnten 500 Nistkästen gebaut

Vor einem Jahr habe er Mielczarek kennengelernt, berichtete Meier. Er sei begeistert von der Leidenschaft des mittlerweile 88-Jährigen für die Natur. Meier half Mielczarek bei der Fertigstellung von Nistkästen. Mehr als 500 solcher Kästen hat Mielczarek in vier Jahrzehnten gebaut, inzwischen klappt es gesundheitlich nicht mehr so ganz.

Mielczareks Steckenpferd sei das Biotop in Sielsdorf, berichtete sein Weggefährte Reinhold Mengel, früher Umweltbeauftragter der Stadt, in der Laudatio. Seit 1984 kümmert sich Mielczarek ehrenamtlich um das Gelände und bringt Kindern und Jugendlichen die Pflanzen- und Tierwelt näher. Am Gleueler Bach wurden Tümpel und Teiche angelegt, in denen Sumpf- und Wasserpflanzen gedeihen und zahlreiche Amphibien und Insekten heimisch geworden sind. Nistkästen geben Singvögeln, Eulen und Fledermäusen ein Zuhause. 2004 erhielt Mielczarek den bislang letzten Umweltpreis der Stadt.

Hürther pflanzte Orchideen im Rekultivierungsgebiet in der Ville

Mielczarek setzte sich aber auch andernorts für den Naturschutz ein, vor allem in Knapsack. Am Nordhang des alten Friedhofs dort findet sich eine Blumenwiese, die schon viele mit ihrer Vielfalt an Pflanzen, Gerüchen und Insekten in ihren Bann gezogen hat. 70 verschiedene Pflanzen hat Mielczarek kartiert und dazu beigetragen, dass dieses Gebiet unter Naturschutz gestellt wurde. Aus ehemaligen Gärten mit einem alten Baumbestand an der Alleestraße wurde eine Streuobstwiese mit alten Obstsorten. Gut versteckt, aber wer sie entdeckt, darf naschen. Im Rekultivierungsgebiet am Fuß des Knapsacker Hügels pflanzte er Orchideen.

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Sebastian Schöne vom Umweltverband BUND schmunzelt noch heute über die energische Art des naturbegeisterten Hürthers: „Ich sei ja nur ein politisch Aktiver, hat er mir vorgeworfen, und ich hatte Mühe, ihn mit meinen Taten vom Gegenteil zu überzeugen.“ Lachend nahm Mielczarek daraufhin den Preis entgegen. Nicht, ohne vorher noch eine Bitte an die Politik loszuwerden: „Ihr müsst den Leuten Räume zur Verfügung stellen, damit die Arbeit weitergehen kann. Und vor allem müssen wir die Jugend involvieren.“

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