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„Gestank ist unerträglich“Großer Ärger um Catering-Küche der „fetten Kuh“ in Hürth

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Ein neun Meter hoher Abluftkamin soll dafür sorgen, dass den unmittelbaren Anliegern keine Küchengerüche in die Nase steigen.

Ein neun Meter hoher Abluftkamin soll dafür sorgen, dass den unmittelbaren Anliegern keine Küchengerüche in die Nase steigen.

  • Seit einigen Monaten herrscht in Alt-Hürth dicke Luft.
  • Anwohner beschweren sich über Gerüche aus der Catering-Küche des Burger-Restaurants „Die fette Kuh“, die seit Juli in den Räumen der ehemaligen Metzgerei Hamacher an der Lindenstraße Speisen vorbereitet.
  • Inzwischen beschäftigt der Fall sogar die Behörden.

Alt-Hürth – An der Lindenstraße bereitet ein Küchenteam seit Mitte Juli Speisen für das Burger-Restaurant „Die fette Kuh“ in der Kölner Südstadt vor. Martin Lemper, der in Blickweite der Catering-Küche wohnt, stinkt der neue Nachbar gewaltig, und auch Gerd Schneider rümpft noch eine Straße weiter die Nase. Schon der Aufbau eines neun Meter hohen Abluftkamins auf dem Dach des rückwärtigen Küchengebäudes hatte den Argwohn der Beschwerdeführer erregt, die ihre Befürchtungen später bestätigt sahen.

„Wir können unsere Fenster und Türen nicht mehr zum Lüften öffnen“, beklagt Schneider. „Der permanente Gestank nach Suppe, Fleisch und Ähnlichem ist unerträglich.“ Von der Geruchsbelästigung seien nicht nur die direkten Nachbarn, sondern auch die Anwohner im weiteren Umfeld betroffen, so der 72-jährige frühere Sparkassen-Filialdirektor. Schneider und Lemper sehen auch die Stadtverwaltung in der Verantwortung: „Wie kann man so einen Betrieb überhaupt genehmigen?“

„Fette Kuh“: Geruchsintensität über dem üblichen Maß

Diese Frage kann Verwaltungssprecher Willi Pütz beantworten. Es handele sich nicht um ein reines Wohn-, sondern um ein Mischgebiet, in dem Gewerbe zulässig sei. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens für einen Küchenbetrieb habe das Bauamt die Kreisverwaltung als zuständige Immissionsschutzbehörde eingeschaltet, und die habe „in Sachen Schallschutz und in ablufttechnischer Hinsicht zugestimmt“, so Pütz.

Laut Kreissprecherin Claudia Barleben hat sich die Stadt bereits im April 2018 an die Immissionsschutzbehörde gewandt. Die Behörde habe daraufhin ein Lärmgutachten angefordert. Allerdings: „Hinweise auf eine besondere Geruchsproblematik waren den Antragsunterlagen nicht zu entnehmen“, so Barleben. Inzwischen habe sich aber herausgestellt, dass „in dem Betrieb über das für einen Catering-Betrieb übliche Maß hinaus geruchsintensive Zubereitungstechniken angewandt“ würden.

„Die fette Kuh“: Küche zeigt wenig Verständnis

Walter Schnerring, der den Burgerladen „Die fette Kuh“ in Köln vor zehn Jahren eröffnet hat, kann das nicht nachvollziehen: „Wir machen hier zu 70 Prozent kalte Küche.“ Marketingbeauftragte Maike Block ergänzt, dass in Alt-Hürth vor allem Soßen, Mayonnaisen, Toppings und Salate hergestellt würden. Auch das Fleisch für die Burger werde in der Produktionsküche durch den Fleischwolf gedreht und zu flachen Scheiben gepresst. „Wir braten unsere Burger aber nicht in Alt-Hürth, sondern in der Südstadt“, erklärt Block. Außerdem werde in der Küche an der Lindenstraße nur bis 15 Uhr gearbeitet.

Die Marketingbeauftragte schließt nicht aus, dass in der Umgebung schon mal Küchengerüche wahrnehmbar seien – von einer Geruchsbelästigung könne aber keine Rede sein. Ob es im Umfeld des Küchenbetriebs wirklich unzumutbar riecht, muss auch die Immissionsschutzbehörde erst noch prüfen. „Das Amt für technischen Umweltschutz führt Begehungen durch, um die Geruchsbelastung einschätzen zu können“, teilt Kreissprecherin Barleben mit.

Alt-Hürth: „Geruchsmindernde Maßnahmen“ in Planung

Nach den Anwohnerbeschwerden habe es einen Ortstermin gegeben, bei dem mit dem Betreiber über den Geruch, aber auch über andere Probleme wie Lärm und Lieferverkehr gesprochen worden sei. Barleben: „Es wurden gemeinsam Lösungen entwickelt, die zum Teil unverzüglich umgesetzt worden sind.“ Über weitere „geruchsmindernde Maßnahmen“ sei man „im Austausch“.

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Die Stadtverwaltung sieht im Einbau von Kohlefiltern eine Lösung gegen Gerüche. Für Gastronom Schnerring ist das aber auch eine finanzielle Frage. „Wir haben zwei Jahre lang nach einer Produktionsstätte gesucht und hier 300.000 Euro investiert.“ Er habe auf das Catering-Geschäft gesetzt, das durch die Corona-Krise dann weggebrochen sei. Trotzdem will er seine 40 Mitarbeiter weiterbeschäftigen. „Ich verschließe mich aber keiner Lösung“, verspricht Schnerring. Der Konflikt mit den Nachbarn bereite ihm „schlaflose Nächte“. Schnerring hofft, dass möglicherweise der örtliche Schiedsmann schlichten kann.

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