Menschenkette gebildet1300 Jugendliche kämpfen um Baumwiese auf ihrem Schulhof in Hürth

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Eine große Menge an Schülerinnen und Schülern steht in der Grünanlage zwischen Bäumen auf dem Schulhof, viele recken Protestplakate in die Höhe.

1300 Schülerinnen und Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums protestierten mit Plakaten gegen den geplanten Bau von zwei Sporthallen in der Grünanlage auf dem Schulhof.

Die Stadt Hürth will am Albert-Schweitzer-Gymnasium gleich zwei Turnhallen nebeneinander bauen. Dafür müssten etliche alte Bäume weichen.

Gegen den geplanten Bau zweier Turnhallen mitten in einer Grünanlage auf dem Schulhof des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) gibt es erheblichen Widerstand in der Schülerschaft. Rund 1300 Schülerinnen und Schüler bildeten am Mittwoch (22. Mai) eine Menschenkette um das Gelände auf dem Pausenhof, auf dem etwa 30 bis zu 50 Jahre alte Bäume stehen. „Rettet unseren Schulhof“, „Ohne Bäume keine Träume“ und „Unser Wald statt Asphalt“ stand auf Protestplakaten zu lesen. Im Internet hat die Schülervertretung eine Petition gestartet.

Eine neue Dreifachturnhalle vor dem Gymnasium sieht bereits das Sporthallensanierungskonzept aus dem Jahr 2019 vor. Darin stand auch, dass außerdem die bestehende Turnhalle am ASG abgebrochen und durch einen weiteren Neubau ersetzt werden sollte. Doch inzwischen hat die Verwaltung die Pläne geändert und will parallel zur Sudetenstraße nun gleich zwei Dreifeldhallen nebeneinander bauen. Der geplante Baukörper ist 108 Meter lang und 9,50 Meter hoch. Von der Grünanlage bliebe kaum etwas übrig.

Hürther Stadtverwaltung sieht keine Alternative zum Standort

Sowohl die Schule als auch der Planungsausschuss wurden erst kurzfristig über die Planänderung informiert, die Zeit und Geld sparen soll. Die Verwaltung steht unter Zeitdruck, denn der maroden Sporthalle am Ernst-Mach-Gymnasium (EMG) droht offenbar die kurzfristige Schließung. Die beiden neuen Hallen am ASG sind zeitweilig auch als Ausweichquartier für das EMG vorgesehen, dort soll die alte Sporthalle ebenfalls abgebrochen und durch einen Neubau mit vier Feldern ersetzt werden.

In der Planungsausschusssitzung vor einem Monat hatte Bürgermeister Dirk Breuer betont, der Standort für die beiden Sporthallen sei aus Sicht der Verwaltung alternativlos. Obwohl die Grünen mit Blick auf die Bäume zunächst einen Vertagungsantrag gestellt hatten, stimmte das Gremium auf Drängen der Verwaltung schließlich einstimmig zu. Inzwischen sind aber auch aus einigen Ratsfraktionen kritische Stimmen zu hören.

Schülervertretung sieht Grünanlage als „Herzstück“ des Hürther Gymnasiums

Gehör verschaffen wollen sich auch die Schülerinnen und Schüler. Schülervertretung und Klimarat haben das Thema diskutiert und fordern nun, dass über den Standort noch einmal neu beraten wird und Alternativen geprüft werden. „Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Grünfläche nicht zerstört wird“, sagt Schülersprecherin Mara Schindler.

„Bei der Grünanlage handelt es sich um ein Herzstück unserer Schule“, meint Lucy Dreyhaupt von der Schülervertretung. Im Schatten der Bäume würden nicht nur Schülerinnen und Schüler aus allen Jahrgangsstufen ihre Pausen verbringen, dort finde im Sommer auch Unterricht statt. „Die Baumwiese mit ihren Sitzgruppen trägt erheblich zu einer ausgeglichenen Lernatmosphäre bei“, findet die SV.

Hürth: Weiteres hohes Betongebäude würde Schulhof eingrenzen

Jonna Schwarz von der Schülervertretung fürchtet, dass man sich künftig „wie im Gefängnis vorkommen“ werde, wenn ein weiteres hohes Betongebäude den Schulhof eingrenze. Und ihr Mitstreiter Malte Giesenkirchen glaubt, dass es andere Standorte für die Turnhallen gebe, die besser geeignet seien, etwa auf dem Feld hinter dem Sportplatz: „Das ist nur nicht richtig geprüft worden, weil es anscheinend schnell gehen musste.“

Auch Schulleiter Thorsten Jürgensen-Engl hat sich nach der Planungsausschusssitzung im April gegenüber dieser Zeitung kritisch über den Standort der Turnhallen geäußert. „Der Protest kommt jetzt aber aus der Schülerschaft. Die SV hat das selbst organisiert“, so Jürgensen-Engl. Er glaubt, dass die Schülerinnen und Schüler auch eine Lektion in Sachen Demokratie lernen können, wenn sie sich für ihre eigene Sache einsetzen. „Wichtig ist aber, dass die Auseinandersetzung konstruktiv bleibt“, sagt der Schulleiter. Er halte nichts von Polemik.

Für den Abend hatte die Schülervertretung einen Protestzug vom Schulgelände zum Bürgerhaus angemeldet. Dort tagte am Abend der Bildungsausschuss. Die Online-Petition war bis Mittwoch von knapp 1000 Unterstützern gezeichnet worden.

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