Ein Wahlkampfauftritt des umstrittenen AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner in Gleuel führte zu Protesten.
Protest am AfD-Wahlstand60 Demonstrierende setzen Zeichen für ein buntes Hürth

Auf dem Jakob-Eßer-Platz protestierten rund 60 Demonstrierende gegen den Auftritt des AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner am Wahlstand der AfD.
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„Brandner raus“, riefen die Demonstranten am Montagnachmittag (1. September) auf dem Jakob-Eßer-Platz, als um kurz vor 15 Uhr der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner an den Wahlkampfstand der AfD trat. „Lügner“, konterten die AfD-Vertreter. „Hürth bleibt bunt“, antworteten die Demonstranten.
Um gegen den Besuch des umstrittenen Politikers, der zum völkischen Flügel der AfD gezählt wird, zu demonstrieren, hatten die Linken um Sprecher Fritz Laser zur Demo aufgerufen. Dem Aufruf folgten nach Schätzungen der Polizei etwa 60 Menschen. Dabei waren Mitglieder anderer Parteien und der Initiativen „Hürth bleibt bunt“, „Wir sind Hürther“, Brücken der Kulturen, Antifa Hürth und der „Omas gegen Rechts.“
Hürth: Betreiber des Supermarkts solidarisiert sich mit den Demonstrierenden
Viele von ihnen hielten Fahnen und Transparente, auf denen zu lesen war: „Kein Ort für Rassismus“ und „Nie wieder ist jetzt.“ Der Betreiber des örtlichen Supermarkts bekundete auf einem Aufsteller: „Bei uns gibt’s bunte Vielfalt statt brauner Einfalt.“ Fahnen flatterten auch am Stand der AfD, auf denen unter anderem zu lesen war: „Friede, Freiheit, Selbstbestimmung.“
Zwischen den Sprechchören traten aus der Reihe der Demonstranten immer wieder einzelne Sprecher aus der Menge: So machte Margit Reisewitz als Vertreterin der SPD und der „Omas gegen Rechts“ darauf aufmerksam, dass es nicht nur um den Ausgang der Kommunalwahl gehe: „Es geht um sehr viel mehr, da eine Partei sich nur bewirbt, um die Spielregeln zu ändern.“
AfD-Politiker durfte in Hürth nicht an das Mikrofon treten
Der frühere Bürgermeister Walther Boecker von der Initiative „Wir sind Hürther“ warnte vor der AfD und wies darauf hin, dass keine Hürther Themen in deren Wahlprogramm stünden, sondern hauptsächlich Bundes- und Landesthemen. Überregional bestreite die AfD den menschengemachten Klimawandel. Außerdem befürworte die AfD die Privatisierung kommunaler Unternehmen. Und Kinder bis zum dritten Lebensjahr sollten, wenn es nach der AfD gehe, nur noch in der Tagespflege versorgt werden, damit in den Kitas mehr Platz für größere Kinder bleibe.
Brandner selber durfte allerdings nicht ans Mikrofon. „Wir haben ja keine Versammlung angemeldet“, erklärte der stellvertretende AfD-Kreissprecher Marcel Petri. Gleichwohl traten im Verlauf des Nachmittags einige Passanten an den Infostand, um mit den AfD-Vertretern ins Gespräch zu kommen. Immer wieder sei ihnen dabei von Ängsten um die eigene Sicherheit und von Übergriffen durch Migranten auch in Hürth berichtet worden, so Petri.
Einigen Passanten empfanden allerdings auch die Atmosphäre auf dem Jakob-Eßer-Platz als bedrohlich. „Gut, dass die Polizei hier ist“, meinte eine Passantin, und Sebastian Karpf (40) aus Hürth sagte: „Dass die AfD so groß werden konnte, ist eigentlich ein Armutszeugnis für die etablierten Parteien und deren Politik.“