SteuerschadenHürther wegen Aufträgen zur Bewachung von Flüchtlingsheimen vor Gericht

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Bei einer Spielshow, bei der es 500 000 Euro zu gewinnen gab, sorgten die Mitarbeiter der angeklagten Firma für Sicherheit. Mit zu die Aufgaben zählte es das Bargeld in der Show zu sichern. Da lichteten die Mitarbeiter sich auch gerne mal mit dem Bargeld ab. 

Bei einer Spielshow, bei der es 500 000 Euro zu gewinnen gab, sorgten die Mitarbeiter der angeklagten Firma für Sicherheit. Mit zu die Aufgaben zählte es das Bargeld in der Show zu sichern. Da lichteten die Mitarbeiter sich auch gerne mal mit dem Bargeld ab. 

Hürth/Frechen – Tausende Seiten umfassen die Ermittlungsakten gegen die beiden Chefs eines Hürther Sicherheitsunternehmens. Am Laptop klickten sich die Richter der 16. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts durch Rechnungen, E-Mails und WhatsApp-Nachrichten. Bislang sind für den Wirtschaftsprozess 33 Verhandlungstage vorgesehen.

Den drei Angeklagten – neben den Firmenchefs ein Subunternehmer – wird Steuerhinterziehung und Korruption vorgeworfen, zudem sollen sie zwischen 2011 und 2018 als Arbeitgeber in mehreren Hundert Fällen Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt haben. Allein den Steuerschaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf mehr als eine Million Euro.

Bewachungsaufträge für Flüchtlingsheime in Frechen

Um an lukrative Verpflegungs- und Bewachungsaufträge für Flüchtlingsheime in Frechen zu kommen, sollen die Firmenchefs dem Leiter der Abteilung für Wohnen und Soziales Schmiergeld bezahlt haben. Gegen den Verwaltungsmitarbeiter, der zwischenzeitlich in Untersuchungshaft saß, wird gesondert ermittelt.

Er soll auch für die Vermittlung eines Auftrags in Brühl die Hand aufgehalten haben, für den die Angeklagten nach Berechnungen des Gerichts von August bis Oktober 2016 knapp 160 000 Euro kassiert haben.

Einer der Security-Unternehmer räumte am Mittwoch vor Gericht ein, dass Bestechungsgeld im Zusammenhang mit einer Cateringfirma gezahlt worden sei. Das Geld soll zum Teil aus Scheinrechnungen stammen und an den Verwaltungsmitarbeiter zurückgeflossen sein.

Gewissensbisse bei dem Angeklagten in Grenzen

Der Angeklagte gab zu, die Bewachung der Essensausgabe in dem Flüchtlingsheim abgerechnet zu haben, obwohl es kein Wachpersonal gab. Auch seien Verträge manipuliert worden, um hohe Ausfallpauschalen einstreichen zu können.

Die Gewissensbisse bei dem Angeklagten hielten sich aber in Grenzen, als die Vorsitzende Richterin Sabine Grobecker ihm vorhielt, aus der Flüchtlingskrise Kapital geschlagen zu haben. Die Flüchtlinge hätten „ein gutes Frühstück bekommen, wir haben auch mit ihnen gegrillt“, sagte der Mann. Nur wegen der Ausfallpauschale habe er ein schlechtes Gewissen gehabt.

Kommende Woche soll unter anderem der Abteilungsleiter der Frechener Stadtverwaltung als Zeuge vor Gericht aussagen.

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