Protestaktion der Solo-SelbstständigenHürther DJ verschaffte sich Gehör

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Auch der Hürther DJ Hürther Michael Grulich beteiligte sich an den Protesten.

Auch der Hürther DJ Hürther Michael Grulich beteiligte sich an den Protesten.

Hürth – „Wenn die Veranstaltungswirtschaft stirbt, wird es uns bald nicht mehr geben.“ Michael Grulich blickt sorgenvoll in die Zukunft. Seit 26 Jahren arbeitet der Hürther als DJ. Durch die Corona-Pandemie hat er seit März keine Aufträge mehr. „Es gibt noch zwei Hochzeiten, mal sehen, ob das klappt“, so der 43-Jährige. Um auf die existenzbedrohende Situation vieler Selbstständiger aufmerksam zu machen und von der Politik mehr Hilfe zu fordern, folgte er am Samstag einem bundesweiten Aufruf von Akteuren der Kultur- und Veranstaltungsbranche, sich mit Protestaktionen Gehör zu verschaffen.

Für zwei Stunden agierte er am frühen Abend auf dem auf einem Hügel gelegenen Platz vor dem Ehrenmal als DJ, mischte am Pult Musik der 80er und neuere Stücke zusammen. Zu hören waren die Klänge im ganzen Ort. „Das war mal wieder ein tolles Gefühl“, äußerte er. „Und ich wollte die Menschen daran erinnern, was ihnen fehlt, wenn es uns nicht mehr gibt.“ Von der Politik fühlt er sich wie viele Freischaffende im Stich gelassen. „Wir haben in Berlin keine Lobby, die Politik verwehrt uns den Branchen-Dialog“, sagt er. „Deshalb müssen wir lauter werden.“

Am längsten von Einschränkungen betroffen

Die Solo-Selbstständigen seien die am längsten von Einschränkungen betroffene Gruppe, „wir haben unverschuldet ein Arbeitsverbot“, führt er aus. Deshalb sei es wichtig, bereits getroffene Maßnahmen der Wirklichkeit anzupassen und neue Hilfen zu konzipieren, um Einnahmeausfälle auszugleichen und den Lebensunterhalt zu bestreiten.

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Aus Gesprächen mit Kollegen wisse er, dass viele Solo-Selbstständige die Sofort-Hilfe von 9000 Euro für die meist geringen Betriebskosten nur wenig nutzten. Die Sonderregelung für NRW, davon für März und April 2000 Euro auch für die Lebenshaltung ausgeben zu dürfen, reiche längst nicht aus. Ebenso genüge es nicht, nur auf den vereinfachten Zugang zur Grundsicherung (ALG II) hinzuweisen. Die Überprüfung der Bedarfsgemeinschaft sowie minimale Zuverdienstgrenzen machten eine Lebenshaltung auf dieser Basis fast unmöglich. Nachbesserungen seien dringend notwendig.

Ausweitung des Überbrückungsprogramms

„So wollen wir erreichen, dass das Überbrückungsprogramm ausgeweitet wird, auf alle Unternehmensgrößen, für alle Kostenarten und über alle Krisenmonate. Auch Laufzeiten für Kredite sollen verlängert werden“, fordert Grulich.

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Der DJ hatte auch Vertreter aller Parteien eingeladen. Vorbei kamen der Alt-Hürther Ortsvorsteher und das CDU-Mitglied Thomas Fund und die Vertreter der Linken, Martina Thomas, Ernst-Josef Püschel sowie Landratskandidat Hans Decruppe.

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