Betten werden knappHürth richtet Schlafplätze für Geflüchtete im alten Pfarrsaal ein

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Im ehemaligen Pfarrsaal St. Joseph werden Übernachtungsplätze für Geflüchtete geschaffen.

Im ehemaligen Pfarrsaal St. Joseph werden Übernachtungsplätze für Geflüchtete geschaffen.

Hürth – Immer mehr Menschen suchen auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine Schutz in Hürth. Die Verwaltung stellt das vor Herausforderungen, denn in den städtischen Unterkünften gibt es derzeit kaum noch freie Plätze. Die Möglichkeiten, weitere Plätze zu schaffen, seien begrenzt, berichtete Herbert Außem, Leiter des Flüchtlingsamts, im Sozialausschuss. Die Stadt setzt deshalb auch auf Privatleute, die Unterkünfte anbieten können. Wer privat Menschen aus der Ukraine aufnehme, müsse aber damit rechnen, dass sie länger bleiben, bis die Stadt sie „vernünftig unterbringen“ könne. „Wir führen bereits Wartelisten“, so Außem.

80 Plätze in einem Wohncontainer in Hermülheim sind komplett belegt

Die 80 Plätze in einem Wohncontainer in Hermülheim, der kurzfristig für Geflüchtete aus der Ukraine hergerichtet wurde, sind nach Auskunft der Verwaltung bereits komplett belegt, überwiegend mit Frauen und Kindern. Bis Ende der Woche sollen 40 weitere, bis Mitte des Monats noch einmal 150 zusätzliche Plätze in den Notunterkünften hergerichtet werden, sagt Sozialdezernent Jens Menzel.

Inzwischen erweist sich aber die Ausstattung bereits als Problem. „Wir haben 150 Betten bestellt“, sagt Außem, „aktuell sind keine Feldbetten mehr zu bekommen“. Zwar habe die Stadt zur Not noch Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten „in der Hinterhand“. Notfalls müssten die Bewohner in den insgesamt 30 Notunterkünften der Stadt enger zusammenrücken. „Wir sind aber nicht in der Lage, jeden Tag 30 bis 50 Flüchtlinge unterzubringen“, so Außem.

Verwaltung kann nicht genau beziffern, wie viele Ukrainer nach Hürth geflüchtet sind

Problematisch sei, dass das Aufnahmeverfahren zurzeit „unkoordiniert“ ablaufe, sagt Sozialdezernent Menzel: „Wir befinden uns in einem fast regelungsfreien Raum.“ Zwar gebe es eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Bochum. „Die meisten Menschen kommen aber direkt in den Kommunen an und wollen dort auch bleiben.“

Wie viele Menschen, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine geflohen sind, derzeit in Hürth leben, kann die Verwaltung nicht genau beziffern. „Wer als Tourist einreist, darf drei Monate lang bleiben, ohne sich anzumelden“, erklärt Außem. Meist erst dann, wenn es um Sozialhilfe, die Krankenversicherung oder einen Schulplatz gehe, würden sich die Geflüchteten melden und dann registriert.

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Unterdessen richtet die Stadt im Familienzentrum Mittendrin an der Bonnstraße in Hürth-Mitte eine Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine ein. Ab Freitag sollen dort Neuankömmlinge vom Roten Kreuz empfangen und betreut werden, vor allem solche, die „außerhalb der Bürozeiten“ in Hürth eintreffen, so Außem. „Dort könne sie ein bis zwei Nächte bleiben, bevor wir eine Unterkunft gefunden haben.“ Die Anlaufstelle mit 34 Betten im ehemaligen Pfarrsaal sei aber nicht – wie 2015 – als Erstaufnahmeeinrichtung gedacht. Aufgenommen werden sollen auch nur Geflüchtete, die einen Bezug zu Hürth haben, etwa weil Angehörige hier leben.

Die Stadt Hürth hat eine Hotline für alle Fragen zum Thema Geflüchtete eingerichtet, die montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr unter 02233/53900 erreichbar ist. Für Geflüchtete aus der Ukraine gibt es montags, mittwochs und freitags von 14 bis 16 Uhr eine Telefonsprechstunde auf Ukrainisch und Russisch unter 02233/53570. Wer Wohnraum für Geflüchtete anbietet oder sucht, kann sich an den Verein Hürther Brücke der Kulturen unter 02233/7138669 wenden.

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