RaritätHürther Verleger hat ein Buch des Schöngeistes Hugo Perls neu aufgelegt

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Das Foto zeigt den Verleger in seinem Arbeitszimmer, hinter ihm hängen Bilder an der Wand, vor einem Bücherregal stehen weitere Motive.

Thomas B. Schumann verantwortet die „Edition Memoria“.

Thomas B. Schumann ist es zu verdanken, dass die antiquarische Rarität „Warum ist Kamilla schön?“ seit Kurzem wieder verfügbar ist.

Hugo Perls war das, was man etwas altmodisch einen Schöngeist nennt. 1896 in Oberschlesien geboren, war er zunächst als Jurist tätig, wurde aus Liebe zur Kunst zum Mäzen und Sammler, später zum Händler und schließlich zum Philosophen und Schriftsteller, der grundlegende Bücher über Plato veröffentlichte.

In dem 1962 erschienenen Buch „Warum ist Kamilla schön?“ erzählt Perls, der 1931 von Berlin nach Paris übersiedelte und zehn Jahre später nach New York emigrierte, von seinen zahlreichen Begegnungen mit Kunstsammlern und Künstlern seiner Zeit. Thomas B. Schumann ist es zu verdanken, dass diese antiquarische Rarität seit Kurzem wieder verfügbar ist.

Unglaublich, wem Perls seinerzeit alles begegnet ist.
Thomas B. Schumann

Durch Zufall stieß der Verleger, der sich mit der „Edition Memoria“ auf Exilliteratur spezialisiert hat, bei einer Internet-Recherche auf das Buch. „Es umfasst die Zeit bis 1933, die mich besonders interessiert“, berichtet Schumann. „Unglaublich, wem Perls seinerzeit alles begegnet ist“, sagt der Verleger mit Blick auf die zahlreichen Jahrhundert-Künstler, mit denen der jüdische Kunstliebhaber Kontakte pflegte.

Sofort war der Hürther angetan von der unterhaltsamen Lektüre, die mit vielen Details aufwartet. Ungläubiges Staunen etwa dürfte die Tatsache auslösen, dass der Louvre nach dem Tod von Toulouse-Lautrec die Annahme zahlreicher Werke ablehnte, die ihm die Familie als Geschenk anbot, weil sie als zu avantgardistisch galten. Perls' Kunstgeschmack war deutlich progressiver.

Ein Besuch beim Maler Edvard Munch in Norwegen

Mit dem Geld, das er und seine Frau Käte zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten, kauften sie ein Picasso-Gemälde aus der Blauen Periode; mit dem Entwurf ihres Hauses im Grunewald beauftragten sie den jungen Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Im März 1913 besuchten die beiden Edvard Munch in Norwegen, wo dieser ein Doppelporträt des Ehepaares malte, das auf dem Cover des Buches zu sehen ist. Das Original befindet sich heute in den Kunstsammlungen Chemnitz.

Im lockeren Plauderton teilt Hugo Perls in den 19 Kapiteln seines Buchs seine Beobachtungen der Kunstszene mit und schildert seine Eindrücke von Malern wie Matisse, Kandinsky und Picasso, dessen „natürliche, von Herzen kommende, gütige Liebenswürdigkeit“ ihn beeindruckte. Besonders aufschlussreich sind seine ausführlichen Überlegungen zu Kunstfälschungen.

„Der Band ist ein lebendiges, heiteres und kundiges Dokument zu Kunst, Kunsthandel und Künstlern der Klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts“, lobt Thomas B. Schumann. Für sein ambitioniertes Verlagsprogramm wurde er 2021 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet, den die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters ins Leben gerufen hat. 366 Verlage hatten sich beworben, daraus wählte eine Fachjury 60 Verlage aus, die eine Anerkennung in Höhe von 24000 Euro erhielten.

Hugo Perls „Warum ist Kamilla schön?“ Von Kunst, Künstlern und Kunsthandel, Edition Memoria, Köln 2023, 220 Seiten, 26 Euro. 

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