Ein AfD-Politiker in Sachsen-Anhalt bedankt sich „für die Wahlkampfhilfe“. Die Partei zeigt abermals, warum sie nicht wählbar ist.
Zynisches StatementWie die AfD den Unfall mit Kindern in Hürth instrumentalisieren will


Auch für die Rettungskräfte war es kein alltäglicher und nicht leicht zu bewältigender Einsatz.
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Wie zynisch, wie abgestumpft, wie berechnend kann man eigentlich sein? Da schreibt ein Jens-Peter Junker unter den Facebook-Post eines Frecheners über den schweren Verkehrsunfall in Hürth Folgendes: „So böse es klingt . . . danke für die Wahlkampfhilfe! Weil . . . es wird doch echt zur Gewohnheit.“
Junker stammt aus Roßla in Sachsen-Anhalt, ist Handwerker und macht Politik im Ortschaftsrat Roßla, im Gemeinderat Südharz und im Kreistag des Landkreises Mansfeld-Südharz. Er ist AfD-Mitglied.
Da kennt jemand im knapp 400 Kilometer von Hürth entfernten Südharz wenige Stunden nach dem tragischen Unfallgeschehen bereits dessen Hintergründe und Ursachen: zu einem Zeitpunkt, als die Ermittler vor Ort noch Spuren sicherten, Zeugen befragten und Ärztinnen und Ärzte in der Kölner Uni-Klinik um das Leben eines zehnjährigen Mädchens und eines Betreuers (25) der Viertklässler kämpften.
AfD liefert Argumente, weshalb sie nicht wählbar ist
Aus Sicht des AfD-Politikers – und bedauerlicherweise vermutlich nicht nur seiner – kommt offenbar keine andere Erklärung als die infrage, dass es sich um einen Anschlag gehandelt haben muss. Solche Spekulationen fallen auf fruchtbaren Boden. Schon mutmaßt der nächste Schreiber, dass da „eh wieder was vertuscht“ werde, schließlich wollten „die da oben uns die unbequemen Wahrheiten vorenthalten“, folgert ein anderer. Und auch hier münden die Tiraden in die Schlussfolgerung, dass die Regierung versagt habe und die Grenzen dichtgemacht werden müssten.
Jens-Peter Junker aus Roßla sei gedankt – für die Wahlkampfhilfe! Schließlich kann niemand, der Anstand besitzt, ein Gewissen hat und sich der Menschlichkeit verpflichtet fühlt, einer Partei wie der AfD seine Stimme geben. Einer Partei, die aus dem Leid anderer Menschen Profit schlagen will, die Halbwahrheiten verbreitet sowie manipulativ agiert und die jeglichen Respekt im Umgang mit der Demokratie, ihren Vertretern und Organen vermissen lässt.
Was es jetzt braucht, ist vor allem Mitgefühl für die Verletzten und deren Angehörige sowie Vertrauen in die Arbeit der Ermittler, die den schrecklichen Unfall untersuchen.