„Das schmerzt schon sehr"Metalldiebe plündern über 30 Gräber auf Hürther Friedhof

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Auf dem Handy hat Hildegard Schmidt noch ein Foto vom intakten Grabmal.

Hürth-Gleuel – Eine böse Überraschung erlebte Hildegard Schmidt auf dem Friedhof Am Hummelsboor. Unbekannte Täter hatten das Kupferkreuz und eine kupferne Vase vom Grabstein ihrer Eltern abgesägt und gestohlen. Auch von anderen Grabstätten verschwand Grabschmuck aus Metall.

Die Polizei hat bislang 30 Anzeigen aufgenommen. Friedhofsgärtner Peter Oster geht aber davon aus, dass mindestens 50 Grabstätten betroffen sind. Viele Angehörige haben sich wohl noch nicht bei der Polizei gemeldet.

Friedhofsgärtner entdeckte den Metalldiebstahl 

Oster, der täglich in Gleuel und Berrenrath unterwegs ist, hatte den Friedhofsfrevel am Dienstagmorgen bemerkt. „Auf dem Hauptweg lag eine Granitplatte mit Grablaterne“, berichtet der Vorarbeiter der Stadtwerke. „Die haben die Täter wohl nicht losbekommen.“ Beim Rundgang entdeckte er weitere Spuren der Grabräuber. Die Täter kamen offenbar durch das Lieferantentor. Dort wurden Vorhängeschlösser aufgehebelt.

Oster informierte seinen Chef, der die Polizei einschaltete, und rief Hildegard Schmidt an. Die 76-Jährige wohnt in der Nähe, ihr ist der Friedhof ein Anliegen. Nicht nur, weil dort Angehörige bestattet sind. Auf Initiative der langjährigen Vorsitzenden der Katholischen Frauengemeinschaft in Gleuel wurde das Gräberfeld für Sternenkinder geschaffen, die vor der Geburt gestorben sind.

Auch eine lebensgroße Jesus-Figur aus Bronze verschwand 

„Wer macht sowas?“, fragt sich Hildegard Schmidt und zeigt auf ihrem Mobiltelefon ein Foto, auf dem das Grabmal noch intakt ist. „Das schmerzt schon sehr.“

Auch Friedhofsgärtner Oster ist fassungslos. Zum Diebesgut gehöre eine lebensgroße Jesus-Skulptur aus Bronze. „Eine Angehörige hat erzählt, dass die Figur vor 30 Jahren 15.000 Mark gekostet habe. Aber es geht ja auch um den ideellen Wert“, berichtet Oster. „Die Vorstellung ist traurig, dass die Figur jetzt eingeschmolzen wird und nur der Materialwert zählt.“

Ums Material geht es den Tätern aber wohl. „Bei der Tatortaufnahme stellten die Beamten fest, dass metallische Gegenstände wie Vasen, Grableuchten. Blumenschalen, Statuen und andere Grabdekoration entwendet worden“, berichtet Polizeioberkommissarin Anne-Kathrin Lienke, Sprecherin der Kreispolizeibehörde. „Die Gegenstände sind in der Regel aus Messing, Bronze oder Kupfer gefertigt.“ Für Diebe sei das eine attraktive Beute, gerade wenn diese unbewacht auf Friedhöfen stünden.

Zwar habe es zuletzt vereinzelt Metalldiebstahl auf Friedhöfen gegeben, sagt Lienke. Seit Januar seien zehn Fälle aktenkundig geworden, davon drei auf einem Friedhof in Pulheim. Die Vielzahl der Fälle in Hürth sei aber schon auffällig.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Chancen, die Täter zu fassen, schätzt die Polizei nicht hoch ein. „Da vor Ort in der Regel keine auswertbare Spurenlage vorhanden ist und es sich bei den Grabutensilien oft um Massenware handelt, gestalten sich die Ermittlungen schwierig“, sagt Lienke. „Wir gehen jedoch jedem Hinweis nach.“ Die Polizei bittet mögliche weitere Betroffene ebenso wie Zeugen, sich unter 022333/520 oder per E-Mail zu melden.

KStA abonnieren