Serie „Wasser ist Leben“Hürther sind beim Trinkwasser Selbstversorger

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Mit fünf leistungsstarken Pumpen wird das Wasser nach der Aufbereitung in das Leitungsnetz gepumpt.

  • In der Serie „Wasser ist Leben“ gehen unsere Autoren dem Trinkwasser im Rhein-Erft-Kreis auf die Spur.
  • In diesem Teil erklärt Andreas Engels, wie die Hürther täglich mit bis zu 14 Millionen Litern Trinkwasser versorgt werden.
  • Die Dimensionen des kommunalen Wasserwerkes sind gigantisch.

Hürth – Beim Trinkwasser sind die Hürther Selbstversorger: Die Stadtwerke betreiben ein kommunales Wasserwerk. Zwischen zehn und 14 Millionen Liter werden täglich in der Wassergewinnungsanlage östlich der Luxemburger Straße gefördert, aufbereitet und durch 250 Kilometer Rohrleitungen in die 13.500 angeschlossenen Häuser gepumpt – das reicht, um 93.000 Badewannen zu füllen. Damit die Versorgung auch bei Stromausfall gesichert bleibt, betreiben die Stadtwerke am Wasserwerk ein eigenes Gaskraftwerk.

Was aus den Hürther Wasserkränen fließt, wird in Efferen aus sieben Tiefbrunnen gefördert. Die Bohrungen unter den unscheinbaren Betondeckeln reichen 130 Meter weit in den Boden, gewonnen wird das Wasser in 60 Metern Tiefe.

Aus großer Tiefe

Den Beschluss, ein Wasserwerk an der Luxemburger Straße und ein Leitungsnetz zu errichten, fassten die damaligen Bürgermeistereien Efferen und Hürth schon im Jahr 1896. Die Einwohner versorgten sich damals aus eigenen Brunnen und Bächen, doch der Braunkohleabbau ließ den Grundwasserspiegel sinken, und die Wasserqualität in den Hausbrunnen wurde schlechter.

Das erste Wasserwerk ging 1900 in Betrieb. Die Kosten für den Bau der Anlage, des Rohrnetzes und eines Wasserturms an der Kranzmaar in Kendenich betrugen laut Chronik der Stadtwerke eine halbe Million Reichsmark – eine stolze Summe.

Die neue Anlage zur Wassergewinnung liefert seit 1967 das Trinkwasser, das nun aus größerer Tiefe gefördert wird.

„Wir zapfen das Grundwasser aus der zweiten Etage an“, erklärt Wassermeister Frank Gelath (49), der seit über 25 Jahren im Wasserwerk arbeitet und eine Familientradition fortsetzt: Schon sein Vater war dort Pumpenmeister.

Das Wasser aus dem zweiten Stock liegt unter einer Tonschicht und ist damit vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt. Allerdings enthält das Wasser, das mit zwölf Grad Temperatur aus dem Boden gepumpt wird, relativ viel Mangan und Eisen, außerdem Kohlensäure – es ist also ziemlich sauer.

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130 Meter in die Tiefe geht es unter dem Brunnendeckel. Im Hintergrund sind die großen Wasserspeicher zu sehen.

In einer ersten Aufbereitungsstufe durchläuft das Wasser eine mechanische Entsäuerungsanlage. Das Wasser wird von oben in drei acht Meter hohe Edelstahltürme, die Riesler, geleitet, gleichzeitig wird von unten Luft eingeblasen. „Dadurch wird der pH-Wert verändert, Eisen und Mangan flocken aus“, sagt Wassermeister Gelath.

Anschließend durchläuft das Wasser weitere Filterstufen. In acht über fünf Meter hohen, mit jeweils 40 Tonnen Sand und Kies gefüllten Filtern werden Rückstände von Eisen und Mangan ausgefiltert. Alle 48 Stunden werden die Filter selbst gereinigt. „Da läuft ein Programm ab wie in der Spülmaschine“, so Gelath. Erst wird Luft eingeblasen, dann läuft Wasser den umgekehrten Weg durch den Filter und spült die Reststoffe heraus. 30 Jahre hält das Filtermaterial so, bevor der Filter neu befüllt werden muss.

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40 Tonnen Sand und Kies befinden sich in jedem der insgesamt acht über fünf Meter hohen Filterbehälter. 

Nach der Aufbereitung wird das Wasser in drei riesigen Behältern zwischengespeichert; die beiden älteren fassen 1.000, der neue sogar 2.500 Kubikmeter. Mit fünf Hochleistungspumpen – der Fachmann spricht von Spiralgehäusepumpen – wird das Wasser dann in das Wassernetz gepumpt. Von Efferen aus werden außerdem zwei jeweils 2.000 Kubikmeter fassende Wasserspeicher auf dem Hürtherberg befüllt, von dort aus werden die höher gelegenen Stadtteile wie Fischenich, Kendenich und Berrenrath versorgt.

Vieles läuft im Normalbetrieb automatisch ab im Wasserwerk, in dem fünf Mitarbeiter beschäftigt sind. Wenn der Wasserstand in den Vorratsbehältern sinkt, springen die Pumpen in den Brunnen an.

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Jede Menge Mess- und Regeltechnik befindet sich in den Schaltschränken auf der Leitwarte. Frank Gelath hat zwei davon geöffnet.

Die Hälfte der sieben Brunnen ist in der Regel in Betrieb. Wenn es zu Verbrauchsspitzen kommt, sind es auch mehr. Morgens und abends werde viel Wasser verbraucht, sagt der Wassermeister, im Sommer mehr als im Winter. „Wir merken auch, wenn Länderspiel ist“, berichtet Gelath schmunzelnd. „In der Halbzeitpause steigt der Verbrauch spürbar.“

Die Serie

Wasser ist Leben. Die alte Weisheit bekommt in den vergangenen Jahren neues Gewicht. Dass Wasser aus der Leitung kommt, nehmen wir als ebenso selbstverständlich hin wie die Tatsache, dass wir im See baden können oder unsere Blumen gießen.

Wir folgen der Spur des Wassers im Rhein-Erft-Kreis, der ja gleich zwei Flüsse im Namen trägt. Wo kommt unser Trinkwasser her, und wie sicher ist, dass es in 50 Jahren immer noch aus dem Hahn fließt? Wie leben Menschen am Rheinufer? Wie viel Wasser wird die Landwirtschaft künftig verbrauchen? Und nicht zuletzt: Welche Rolle spielt das Wasser bei unserer Freizeitgestaltung? Solchen Fragen gehen wir nach.  (uj)

Dabei ist das Leitungswasser viel zu schade für die Klospülung. Die Qualität wird rund um die Uhr überwacht, 50 Parameter werden auf der Leitwarte erfasst und aufgezeichnet, ein wichtiger Indikator ist die Trübung. Ein Fachlabor zieht alle 14 Tage Proben zur Analyse. Wassermeister Gelath schwört aufs Hürther Leitungswasser: „Ich sprudel mir das zu Hause selbst auf.“ (aen)

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