HürthBetreiber von Skandal-Schlachthof soll schon vorher mit Gesetz in Konflikt geraten sein

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Auf dem Foto ist ein Schlachthof-Mitarbeiter zu sehen, der ein Rind gewaltsam mithilfe einer Mistgabel in den Schlachtraum zieht.

Aufnahmen aus den versteckten Kameras sollen die Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in dem Hürther Schlachthof belegen.

Es gibt neue Details im Hürther Schlachthof-Skandal: Der Betreiber war laut Behörden bereits in der Eifel mehrfach auffällig geworden.

Der Betreiber des vor wenigen Wochen geschlossenen Schlachthofs in Hürth ist bereits an anderer Stelle im Zusammenhang mit Tierhaltung in Kontakt mit den Behörden gekommen.

Beim Veterinäramt des Eifelkreises Bitburg-Prüm hatte er im Herbst 2022 beantragt, von Weinsheim aus einen Viehhandel betreiben zu dürfen. Das wurde vonseiten der Behörde jedoch zweimal abgelehnt. Dem Mann werden Verstöße gegen tierseuchenrechtliche Vorschriften zur Last gelegt. Dies berichtet der „Volksfreund“ in seinem Online-Portal.

Veterinäre haben Meldeverstöße in der sogenannten HI-Tier-Datenbank festgestellt

Diese Verstöße reichen bis ins Jahr 2019 zurück, so die Zeitung weiter. Nach Angaben der Kreisverwaltung in Bitburg hatte der Unternehmer bis vor vier Jahren bereits einen Viehhandel im Kreis betrieben, in der Nachfolge seines Vaters. Bei Kontrollen seien dann die Mängel festgestellt und der Weiterbetrieb anschließend untersagt worden.

Unter anderem haben die Veterinäre Meldeverstöße in der sogenannten HI-Tier-Datenbank festgestellt. „HI“ steht für das Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Nutztiere. In dieser Datenbank sind Halter und deren Bestände verzeichnet. Auch Veränderungen im Bestand, etwa durch Tod, Schlachtung, Zu- oder Verkauf von Tieren sind dort von den Haltern einzutragen.

Recherchen des Deutschen Tierschutzbüros hatten eine Spur vom Hürther Schlachthof in den rheinland-pfälzischen Teil der Eifel ergeben. Dessen Vorstandsvorsitzender Jan Peifer hatte von einem ausgeklügelten System gesprochen, weil er – offenbar auch wegen bestehender Einträge auf den Viehhandel des Mannes im Internet – davon ausgegangen war, dass die Tiere in Weinsheim angekauft und später nach Hürth zum Schlachten transportiert worden waren.

Fakt ist lediglich: Der Betreiber des Schlachthofs, ein Unternehmer aus dem belgischen St. Vith, hat dort Stallungen gepachtet.

Hürther Schlachthof-Betreiber hat sich einen Anwalt aus Bitburg genommen

In einem Schlachthof in Hürth war Mitte Januar ein Fall von brutaler Tierquälerei ans Licht gekommen. Aufnahmen aus versteckten Kameras zeigen, wie Tiere ohne Betäubung getötet werden. Darauf ist zu sehen, wie Schafe gewaltsam auf den Boden gedrückt werden, ehe ihnen ohne Betäubung die Kehle aufgeschnitten wird. Das Veterinäramt des Rhein-Erft-Kreises hat den Schlachthof geschlossen und dem Betreiber und seinen Mitarbeitern die Sachkunde entzogen.

Der Schlachthof-Betreiber, der nach Bekanntwerden der Vorwürfe eine Auskunft verweigerte, lässt nun einen Anwalt für sich sprechen. Es handelt sich um Alexander Neuhaus aus Bitburg. Sein Mandant distanziere sich von den Vorgängen in Hürth und habe seine vier Mitarbeiter fristlos entlassen.

Immer wieder sieht man, wie er absichtlich Tiere quält und misshandelt.
Jan Peifer

Er räumt zwar ein, dass der Betreiber auf einem Video aus dem Schlachthof zu sehen sei – vom Deutschen Tierschutzverein vorgelegtes Material belegt dies. Zu sehen ist darauf, wie der Betreiber einem Rind einen Bolzenschuss versetzt, um es für die Schlachtung zu betäuben. Aber er beteilige sich nicht an den Grausamkeiten. „Was man bei ihm sieht, ist tierschutzrechtlich überhaupt nicht zu beanstanden“, versichert der Anwalt im Gespräch mit der „Volksfreund“-Redaktion.

Das sieht Tierschützer Peifer anders. Auf dem Videomaterial sei der Betreiber mehrfach zu sehen, wie er absichtlich Tiere quäle und misshandele. Immer wieder sieht man, wie er Rinder mit Mistgabeln treibe, in einigen Szenen steche er die Mistgabel offenbar auch bewusst ins Gesicht der Tiere.

Rind habe in der Betäubungsbox mit ansehen müssen, wie Artgenossen getötet worden seien

Zudem betäube der Betreiber unsachgemäß Rinder. So zeigten einige der Tiere nach dem Bolzenschuss noch klare Anzeichen von Bewusstsein wie Abwehrreaktionen, Schwanzwedeln, Bewegung der Gliedmaßen.

In einer anderen Szene treibe der Mann ein Rind in die Betäubungsbox, dort müsse das Tier rund 30 Minuten warten, bis es getötet werde. „In dieser Zeit gerät das Tier in Panik, da es die Schlachtung von anderen Artgenossen und Schafen sowie das Ausnehmen sieht“, beklagt Peifer. „Wer so sehr Tiere quält, sollte ein Tierhalteverbot bekommen und weder als Schlachthofbetreiber noch als Viehhändler tätig sein.“

Hürther Schlachthof: Mehrere Behörden sind mit der Aufarbeitung befasst

Verschiedene Behörden sind mit der Aufklärung der Szenen im Hürther Schlachthof befasst. Das nordrhein-westfälische Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) prüft, ob in dem Betrieb hygienerechtliche Standards verletzt worden sind. Die Prüfung werde einige Zeit in Anspruch nehmen, heißt es vonseiten der Behörde.

Auch die Staatsanwaltschaft Köln prüft die Anschuldigungen gegen den Schlachthof-Betreiber aus Belgien: Man prüfe die Aufnahme von Ermittlungen, nachdem dort eine Anzeige seitens des Rhein-Erft-Kreises eingegangen war. Nach Informationen unserer Redaktion hat zudem das Deutsche Tierschutzbüro in St. Augustin Anzeige erstattet.

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