Uneinigkeit bei der GeschwindigkeitProzessbeginn nach tödlichem Unfall am Hürth-Park

Das Auto einer Frechenerin wurde gegen einen Container geschoben, links das Auto des Angeklagten.
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Brühl/Hürth – Vor dem Amtsgericht Brühl hat am Mittwochmorgen der Prozess gegen einen 71-jährigen Grevenbroicher begonnen, der im März 2018 am Hürth-Park einen Unfall verursacht hatte. Dabei war eine Hürtherin ums Leben gekommen. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.
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Der Fahrer war an einem Zebrastreifen am Haupteingang Spijkenisser Straße des Einkaufszentrums einer Autofahrerin aus Frechen aufgefahren, die Passanten über die Straße lassen wollte. Dabei hatte er das Auto der Frechenerin nach rechts geschoben, es prallte gegen einen Altkleider-Container.
Pedale verwechselt
Nachdem er in das Heck geprallt war, hatte der 71-Jährige nach eigenen Angaben aus Schock Brems- und Gaspedal verwechselt. Dadurch beschleunigte er links am beschädigten Auto vorbei und fuhr dabei die Mutter mit ihrem Kind an. Die Frau wurde mehrere Meter unter dem Wagen mitgeschleift und starb später an ihren Verletzungen. Die damals zwölfjährige Tochter wurde schwer verletzt, überlebte den Unfall aber. Der Vater der Familie musste den Unfall mit ansehen.
Der 71-Jährige, der in Hürth ein Lederwarengeschäft betreibt, ist wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung angeklagt. Über seinen Anwalt ließ er den Angehörigen sein tiefes Beileid ausdrücken. Er könne sich nicht mehr erklären, wie er das Auto vor dem Zebrastreifen habe übersehen können. In seiner Erklärung widersprach er den Darstellungen der Staatsanwaltschaft, dass er mit Tempo 60 oder 70 in der 30er-Zone vor dem Hürth-Park gefahren sei.
Unter anderem sagte die Frechener Autofahrerin aus. Sie sei auf dem Heimweg gewesen und habe vor dem Zebrastreifen gehalten, um die Menschen vorbeizulassen. Plötzlich habe es einen Knall gegeben und ihr Auto sei nach vorn geschoben worden, erinnerte sie sich sichtlich angeschlagen an den Unfall. Sie sei daraufhin ausgestiegen, um nach den Fußgängern zu schauen. Etwas weiter entfernt habe sie dann die zwei Verletzten liegen sehen. Die 55-Jährige befindet sich seit dem Unfall in therapeutischer Behandlung.
22-jähriger Zeuge schildert den Unfall
Ein 22-jähriger Kölner, der mit seiner Familie und der Familie der Opfer zum Essen verabredet war, schilderte weitere Details. Er habe vom Bürgersteig aus das Auto der Frechenerin gesehen und aus dem Augenwinkel das Fahrzeug des Angeklagten wahrgenommen, das „recht zügig die Kurve Richtung Zebrastreifen“ hochgefahren sei.
Kurz vor dem Aufprall habe er ein lautes Aufheulen des Motors gehört, dass mehrere Sekunden angedauert habe – so, als würde man im Leerlauf auf das Gaspedal treten. Er habe gesehen, wie die Mutter mitgeschleift wurde. Die Geschwindigkeit des Fahrers schätzte der Zeuge auf 40, maximal 50 Kilometer pro Stunde ein.
Nach dem Unfall sammelte die Fischenicher Dorfgemeinschaft Geld für die Familie der verunglückten Mutter. Es gab unter anderem einen Benefiznachmittag.