Karnevalsverband„Menschen im Rhein-Erft-Kreis wollen wieder ausgelassen Karneval feiern“

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Wolfgang Schreck ist seit April 2022 Präsident des Karnevalsverbands Rhein-Erft.

Wolfgang Schreck, Verbandspräsident Karnevalsverband Rhein-Erft

Wie ist die Stimmung im Karnevalsverband Rhein-Erft? Sind Pferde im Karnevalsumzug nötig? Darüber spricht Präsident Wolfgang Schreck im Interview.

Wolfgang Schreck ist seit April 2022 Präsident des Karnevalsverbands Rhein-Erft. Der gebürtige Frechener ist 55 Jahre alt und wohnt in Erftstadt-Liblar. Mit ihm sprach Udo Beißel unter anderem über die Situation der Vereine nach der Corona-Pause, über Pferde im Karnevalszug und über die Veranstaltung des Ministerpräsidenten in Hürth.

Was ist die Aufgabe des Karnevalsverbands Rhein-Erft?

Wolfgang Schreck: Wir vertreten die Interessen unserer 165 Mitgliedsvereine im Rhein-Erft-Kreis sowie in einigen Stadtteilen Kölns und sind das Verbindungsglied zum Bund Deutscher Karneval (BDK). Wir unterstützen unsere Mitglieder bei Angelegenheiten mit öffentlichen Institutionen, falls es mal zu Problemen kommt. Wir achten auf der anderen Seite darauf, dass unsere Vereine die Richtlinien des BDK einhalten.

Gibt es dieses Jahr besondere Veranstaltungen?

Ja, am 8. Februar richten wir den Kinder- und Jugend-Tollitätenempfang des Ministerpräsidenten Henrik Wüst im Hürther Feierabendhaus aus. Wir stecken gerade gemeinsam mit der Staatskanzlei in Düsseldorf in den Vorbereitungen. Jeder der 17 Regionalverbände wird mit einer Kinder- oder Jugend-Tollität vertreten sein, dazu zwei aus Hürth als Gastgeberstadt und eine aus dem Rhein-Erft-Kreis, vermutlich aus Frechen. Wir erwarten also etwa 20 Tollitäten mit dem jeweiligen Gefolge. Neben dem Ordensaustausch mit dem Ministerpräsidenten wird es ein attraktives Bühnenprogramm mit allem Pipapo geben.

Laut einer Umfrage des Festkomitees Kölner Karneval verzeichnen einige Gesellschaften dramatische Einbrüche bei den Kartenverkäufen. Ist das im Kreis auch so?

Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Gesellschaften, deren Veranstaltungen sind bereits lange ausverkauft, andere haben ein massives Absatzproblem. Oft sind es die kleineren Vereine, die zu kämpfen haben. Nach allem, was wir als Verband hören, haben die meisten Vereine etwa 70 Prozent der Karten verkauft. Die Gründe für den geringeren Absatz liegen auf der Hand: Die Leute sind wegen der Corona-Pandemie noch vorsichtig, und durch die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten sitzt das Geld nicht mehr so locker. Wer früher zu zwei oder drei Sitzungen gegangen ist, der geht heute nur noch zu einer. Die Vereine müssen dringend die Werbetrommel rühren, damit noch Karten verkauft werden.

Ist die Vorsicht der Jecken also begründet?

Ich will die Pandemie nicht kleinreden, aber aus meiner Sicht können wir wieder ganz normal Karneval feiern, wenn nicht in den nächsten Tagen und Wochen noch eine neue Variante kommt. Wer eine Maske tragen will, kann das tun. Dagegen ist ja nichts einzuwenden. Solange wir keine neuen Auflagen der Landesregierung bekommen, werden wir Karneval wie vor der Pandemie feiern, also ohne Maskenpflicht und Abstandsregelung.

Wie sind die Karnevalsvereine durch die Krise gekommen?

Corona hat den Vereinen natürlich schwer zugesetzt. Geholfen haben die Fördermaßnahmen des Bundes und des Landes (Programm „Zukunft Brauchtum“). Dadurch konnte viel abgefedert werden. Geschadet hat Corona den Vereinen aber auf jeden Fall. Einige konnten nicht alle Mitglieder halten. Aber wir hören jetzt auch, dass inzwischen Vereine wieder von Neuanmeldungen sprechen, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Das freut uns als Verband natürlich sehr. Schwer ist es allerdings noch, die ehrenamtlichen Mitglieder nach zwei Jahren Zwangspause zu motivieren, sich wieder zu engagieren.

Wären Fusionen von Karnevalsvereinen, die finanziell angeschlagen sind, denkbar?

Fusionen sind natürlich immer denkbar, aber die Auflage eines weiteren Förderprogramms fände ich in diesem Fall besser. In der Krisenzeit haben sich die Vereine untereinander ausgetauscht und geholfen, von Fusionen ist mir nichts bekannt.

Praktisch jedes Jahr gibt es in jüngster Zeit die Diskussion, ob Pferde im Karnevalszug mitgehen sollten. Wie stehen Sie zu dieser Frage?

Ich halte es sogar für wichtig, dass Pferde mit im Zug gehen. Das gehört einfach zum Brauchtum. Es gibt wieder neue, sehr strenge Richtlinien der Landesregierung. Die müssen natürlich eingehalten werden. Die Pferde werden optimal vorbereitet, müssen zuvor von einem Veterinär begutachtet werden, jedes Pferd muss von mindestens einer Begleitperson geführt werden. Am Zugweg müssen mehrere Möglichkeiten vorhanden sein, um Pferde sicher aus dem Zug herausnehmen zu können. Die Tiere sollten nicht in der Nähe von Musikkapellen laufen. Außerdem muss gewährleistet sein, dass ein Tierarzt innerhalb von zehn Minuten an jedem Punkt des Zugwegs sein kann. Ich räume ein, dass es eine absolute Sicherheit natürlich nicht gibt. Die Frage wird sein, inwieweit es in Zukunft noch umsetzbar sein wird, Pferde im Karnevalszug mitzuführen. Bei Begleitern sprechen wir auch über erhöhte Kosten. Das muss sich ein Verein erstmal leisten können.

Ist es schwierig, Wagenengel für die Karnevalszüge zu bekommen?

Eigentlich nicht, es ist aber auch hier für die Vereine eine Kostenfrage. An jeden Traktor muss pro Rad ein Wagenengel, dann jeweils zwei pro Achse am Anhänger. Da kommen schnell erhebliche Summen zusammen.

Was für ein närrisches Geschehen erwarten Sie in der laufenden Session?

Ich spüre, dass die Leute wieder jeck auf Karneval sind. Nach zwei Jahren Pause wollen die Menschen wieder richtig ausgelassen feiern. Das freut uns als Verband und die Vereine gleichermaßen.

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