UmweltschutzBärbel Höhn spricht vor Buchvorstellung in Kerpen über die aktuelle Situation des Klimaschutzes

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Auf dem Bild ist Bärbel Höhn vor ihrem Buch zu sehen.

Die Politikerin und Umweltschützerin Bärbel Höhn stellt ihr neues Buch "Lasst uns was bewegen - was wir jetzt für die Zukunft unsere Enkel tun können" vor.

Die ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn will ältere Menschen für den Umweltschutz gewinnen.

Die ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn kommt auf Einladung des Grünen Forums Frechen am Mittwoch, 17. Januar, zu einem Vortrag rund um ihr neues Buch „Lasst uns etwas bewegen! Was wir jetzt für die Zukunft unserer Enkel tun können“ nach Kerpen. Die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den Grünen Kerpen und der Grünen-Landtagsabgeordneten Antje Grothus beginnt um 19 Uhr in der Buchhandlung WortReich. Alexa Jansen sprach mit der Autorin über ihr neues Werk.

Wie sind Sie auf das Thema, ältere Menschen für den Umweltschutz zu gewinnen, gestoßen?

Bärbel Höhn: Ich bin beruflich viel in Afrika unterwegs, dort sind die Auswirkungen der Klimakrise extrem. Aber ich merke, dass es auch notwendig ist, sich in Deutschland einzubringen. Ich kenne viele Ältere, Rentner, die eine neue Aufgabe suchen. Sie haben Zeit und vor allem auch viel Wissen. Außerdem haben wir meines Erachtens die Verantwortung, unsere Kindern und Enkeln eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen.

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Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation des Klimaschutzes?

Wir müssen ganz dringend unsere Lebensbedingungen ändern, sonst werden die Extremwetter immer schlimmer. In den letzten 75 Jahren haben wir Menschen unseren Planeten immer stärker ausgeplündert und die stabile Situation, die sich in 4,6 Milliarden auf unserer Erde entwickelt hat, ins Wanken gebracht. Wir müssen nicht nur CO2 reduzieren, sondern auch das Artensterben beenden und die Gewässerverschmutzung stoppen. CO2 hält sich so extrem lange in der Atmosphäre . Nach 1000 Jahren sind noch 25 Prozent von dem CO2 nicht abgebaut, das wir heute ausstoßen. Das ist zum Beispiel der Unterschied zum Ozonloch, das sich relativ schnell wieder schließt. Aber je mehr CO2 wir emittieren, desto schlimmer wird es – das ist der Unterschied zu anderen globalen Themen.

Welche gesamtgesellschaftliche Wirkung sehen Sie beim Engagement der älteren Generation?

Wir stehen vor enormen Änderungen in kurzer Zeit. Das überfordert viele Menschen, gerade die Älteren. Es ist die Stunde der Populisten und Rechten, die suggerieren, es kann alles so bleiben, wie es ist. Selbst der Präsident des Bundesverfassungsschutzes warnt davor, dass unsere Demokratie in Gefahr ist. Die Antwort auf diese Herausforderungen muss sein, die Zivilgesellschaft zu stärken und zu aktivieren. Ich erkläre, wie Politik funktioniert, was sie kann und was nicht und werbe auch für mehr Verständnis für die Politik – parteiübergreifend! Wenn man die Bevölkerung bei Veränderungen mitnehmen will, braucht man Zeit, die wir nicht haben. Gerade jetzt braucht die Regierung deshalb eine starke Zivilgesellschaft, die auch konkrete Umsetzungen von Klimaschutzmaßnahmen mitträgt und Verständnis dafür hat.

Welchen Nutzen kann das Engagement älterer Menschen haben?

Die Aufgabe ist riesengroß, deshalb brauchen wir möglichst Alle. Das ist keine Aufgabe allein der jungen Menschen. Sie werden aber noch viel stärker betroffen sein. Wir alle haben irgendeinen Bezug zu den jungen Leuten. Ihr Schicksal kann uns nicht egal sein. Die Generationen sollten deshalb gemeinsam handeln. Es gibt aber auch einen großen Vorteil für uns Ältere: Diejenigen, die sich engagieren, haben eine Aufgabe, fühlen sich nicht allein, erhalten Anerkennung, sind Teil einer großen Bewegung für die Zukunft. Wir Älteren sind notwendig für den Erfolg.

Welche Tipps haben Sie konkret für ältere Menschen, die sich engagieren möchten?

Ich will mehr erreichen als die klassischen Tipps, die jeder schon kennt. Wir sollten ein viel bewussteres Leben führen, jeder sollte noch einmal nachdenken, was er oder sie machen kann für eine nachhaltigere Lebensführung. Mein Buch soll ein längerfristiger Anstoß sein. Es ist ein Vorteil, in einer Organisation Mitglied zu werden. Man kann mit Menschen zusammenarbeiten, die das gleiche Ziel haben , und viele Informationen bekommen. Das kann eine neue Aufgabe sein, die Spaß macht und eine neue Bestätigung bringt – jeder profitiert davon. Das eigene Leben füllt sich mit Energie und Sinn. Mit einer Gruppe ein gemeinsames Ziel zu erreichen, das gibt etwas zurück.

Diskussion und Fragen 

Bärbel Höhn liest am Mittwoch, 17. Januar, 19 Uhr, in der Buchhandlung WortReich, Hauptstraße 196, in Kerpen. Im Anschluss an den Vortrag zu ihrem Buch ist die Landtagsabgeordnete der Grünen, Antje Grothus, mit der Autorin im Gespräch, zudem können Fragen an Bärbel Höhn gestellt werden. Eine Anmeldung per E-Mail ist erforderlich. silvia.maul@gruene-frechen.de


Bärbel Höhn (Grüne), Jahrgang 1952, wurde wegen der durch Umweltverschmutzung verursachten Erkrankung ihres Sohnes politisch aktiv und engagiert sich seit Jahrzehnten für Umwelt- und Klimaschutz. Von 1995 bis 2005 war sie Umwelt-, Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin in Nordrhein-Westfalen und anschließend zwölf Jahre lang Bundestagsabgeordnete der Grünen. Seit 2017 ist sie für das Bundesentwicklungsministerium Energiebeautragte für Afrika.

Das Buch „Lasst uns was bewegen! Was wir jetzt für die Zukunft unserer Enkel tun können“ ist im Ludwig Verlag , München, erschienen. ISBN 978-3-453-28164-6, 271 Seiten, 22 Euro. (aj)

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