„Schaffe ich nicht, gibt es nicht“, sagt Horst Paesch. Er stellt sich einer besonderen Herausforderung – zwei Jahre nach einem Schlaganfall.
Er will 100 Kilometer laufenWie aus dem Kettenraucher aus Kerpen ein Ultraläufer wurde

Horst Paeschs Leidenschaft ist das Laufen – daran hinderte ihn weder ein Schlaganfall noch ein Loch im Herzen. Demnächst will er sich an 100 Kilometern versuchen.
Copyright: Horst Paesch
Übergewicht, Nikotinsucht, Schlaganfall, ein Loch im Herzen. Horst Paesch läuft allem davon. Seit der Kerpener im Alter von 44 Jahren den Ausdauersport für sich entdeckt hat, stehen seine Füße selten still. Am 24. Juni will sich Paesch an 100 Kilometern versuchen – seinem eigenen „Papsthügel Ultra“ im Marienfeld. Seinen Weg dahin hält er in einem Videotagebuch auf Youtube fest.
In der Öffentlichkeit macht Paesch kein Geheimnis aus seiner Leidenschaft. Heute trägt er ein blaues Funktionsshirt, kurze Hose, Laufschuhe. Und an seinem linken Handgelenk eine Uhr, die seinen Pulsschlag aufzeichnet. „Ob ich 100 Kilometer schaffe? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, sagt der 56-Jährige beim Gespräch im Horremer Fitnesspoint. „Als Langstreckenläufer gilt für mich aber: Schaffe ich nicht, gibt es nicht.“ Wer an sich zweifle, gebe eher auf. „Ich habe mich auch schon durch Verletzungen gekämpft. Ich weiß, dass mein Körper das kann.“ Paesch weiß aber auch: Der größte Feind des Läufers ist der Kopf. Nicht die müden Beine.
Zwei Schachteln Zigaretten habe ich früher am Tag geraucht
In der Vergangenheit hat Paesch bewiesen, dass sein Kopf durchhält. 200 Kilometer mit dem Rennrad? Ein Kinderspiel. Marathonstrecken? Läuft er regelmäßig an Wochenenden. Läufe, die länger als 50 Kilometer sind, hat er sogar schon zwei hinter sich. Mit 56 Jahren ist Horst Paesch in der Form seines Lebens. Das sagt er nicht ohne Stolz.
So sportlich war der Kerpener allerdings nicht immer. „Zwei Schachteln Zigaretten habe ich früher am Tag geraucht. Wenn ich Treppen hochgegangen bin, war ich außer Atem“, sagt er. „Ich war aber auch nicht der Leichteste. 120 Kilo habe ich gewogen.“ Heute bringt der Kerpener zwar immer noch 100 Kilogramm auf die Waage. Aber davon steckt viel in seinen muskulösen Beinen.

Horst Paesch beim Training im Fitnessstudio
Copyright: Marco Führer
Doch auch nach Gewichtsverlust und Rauchstopp legte ihm seine Gesundheit sprichwörtlich Steine in den Weg. 2021 hatte der Kerpener einen Schlaganfall. „Das hat mich schwer getroffen, ich war eine Weile halbseitig gelähmt. Und dann haben die Ärzte im Krankenhaus auch noch festgestellt, dass ich ein Loch im Herzen habe“, sagt Paesch.
Er entschloss sich zur Herzoperation – und nahm ein Jahr später an einem inoffiziellen Backyard Ultra teil. Das Regelwerk des Laufwettbewerbs: Für eine Runde von 6,7 Kilometern haben die Läufer eine Stunde Zeit. Ziel ist es, so viele Runden wie möglich durchzulaufen. Die 100-Kilometer-Marke hat Paesch damals nicht geknackt. Nach 63 Kilometern ging ihm die Luft aus.
Sechseinhalb Minuten will er für einen Kilometer brauchen
Paesch hat seine Trainingsvorbereitung für den Lauf schon fast abgeschlossen. Im Fitnesspoint steht heute nichts Anstrengendes an. Während andere schwere Gewichte stemmen, steigt der 56-Jährige nur kurz aufs Laufband. Er laufe immer langsam, sagt er. Langsam ist relativ: Sechseinhalb Minuten will er für einen Kilometer brauchen. Das entspricht einer Geschwindigkeit von etwa neun Kilometern pro Stunde.
Hinter Paesch hängen Bilder vom jungen Arnold Schwarzenegger an der Wand. Vom Krafttraining hält der Kerpner aber nicht viel. „Das ist für mich eine Qual. Für die Beine mache ich gar nichts. Mehr Muskelmasse kostet Energie beim Laufen“, erläutert er. Ganz ohne Krafttraining gehe es allerdings nicht. Ein bis zweimal pro Woche arbeitet Paesch deshalb an seinem Oberkörper. „Ein stabiler Rücken ist wichtig. Nach 40 bis 50 Kilometern merkt jeder Läufer das. Der Oberkörper kippt dann leicht nach vorne.“
Sein Motto: Ein Läufer muss gut allein mit sich selbst auskommen
Mental und körperlich ist Paesch also auf seinen Lauf vorbereitet. Auch die Planung steht: Eine 10-Kilometer-Runde durch das Marienfeld hat er abgesteckt, Fitnesspoint-Eigentümer Frank Wolf unterstützt ihn mit einem Getränkestand. Und um sich selbst zu motivieren, zehn Runden zu laufen, sammelt Paesch für den guten Zweck. Für jeden gelaufenen Kilometer erhält der Kölner Verein „Straßenwächter“ Geld. Der Verein engagiert sich in der Obdachlosenhilfe.
Paeschs Motto ist: Ein Läufer muss gut allein mit sich selbst auskommen. Ganz alleine will er seinen Lauf durch das Marienfeld trotzdem nicht durchziehen. Wer ihn für eine oder mehrere Runden begleiten wolle, könne das gerne tun – ganz egal ob mit Fahrrad oder Laufschuhen, erläutert der Kerpener. „Ich starte am 24. Juni um 7 Uhr am Gestüt Gut Modräth.“ Dort stehe auch eine Spendendose. Weitere Informationen und das Videotagebuch gibt es auf Paeschs Youtube-Kanal „Horst op jöck“.