Keller laufen vollBrüggener Fußballverein kämpft noch immer mit den Folgen der Flut

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Das Bild zeigt Philipp Berger vor einer Magnettafel im Vereinsheim.

Auch zwei Jahre nach der Flutkatastrophe ist das Vereinsheim der Spielvereinigung eine Baustelle.

Brüggener Fußballverein kämpft immer noch mit den Folgen der Flutkatastrophe

Zwei Tage lang stand das Wasser meterhoch im Keller des Vereinsheims. Philipp Berger erinnert sich noch gut an die Flutkatastrophe 2021. Denn für ihn und die Fußballer der Spvg BBT ist sie noch nicht vorbei. Noch heute ist der Keller eine Ruine. Und erst Ende Januar lief er wieder mit Wasser voll. Berger reicht es. Wie seine Vereinskollegen sehnt er sich nach normalem Spielbetrieb – und macht der Politik und dem DFB große Vorwürfe. „Alle haben uns hängen gelassen“, sagt Berger. Direkt nach der Flut hätten viele Lokalpolitiker die Sportanlage an der Erft besucht. Sie versprachen schnelle Hilfe, ließen sich mit den Fußballern fotografieren.

Der DFB hat uns und anderen geschädigten Vereinen Umziehcontainer zugesagt, aus Budgetgründen dann aber einen Rückzieher gemacht
Philipp Berger, Spieler der Spielvereinigung Balkhausen-Brüggen-Türnich

„Seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen.“ Auch auf den DFB ist Berger nicht gut zu sprechen. „Sie haben uns und anderen geschädigten Vereinen Umziehcontainer zugesagt, aus Budgetgründen dann aber einen Rückzieher gemacht“, berichtet der Fußballer. „Jetzt sollen die Container doch kommen. Frühestens im Sommer 2023.“ Das sei für die Spvg BBT aber zu spät. Denn spätestens bis zum Sommer will der Verein die Schwierigkeiten hinter sich lassen. Doch das Problem kehrt immer wieder zurück. „Wir haben im August alles getrocknet. Jetzt stand schon wieder das Wasser im Keller, und wir wissen einfach nicht, woher es kommt“, sagt Berger. Städtische Arbeiter machten sich auf die Suche. Sie gruben ein leitertiefes Loch neben dem Vereinsheim, um den Weg des Wassers nachzuvollziehen – sie fanden ihn nicht. Jetzt soll ein zweites Loch auf der anderen Heimseite folgen. Mittlerweile ist das Wasser im Keller abgelaufen. Aber ein großer, dunkler Fleck auf dem Betonboden zeigt, dass die Feuchtigkeit noch nicht ganz verschwunden ist. Das Vereinsheim sei vor etwa 30 Jahren gebaut worden, sagt Berger. „Und das ohne eine Wanne.

Das Bild zeigt eine Baustellengrube. Auch zwei Jahre nach der Flutkatastrophe ist das Vereinsheim der Spielvereinigung eine Baustelle.

Auch zwei Jahre nach der Flutkatastrophe ist das Vereinsheim der Spielvereinigung eine Baustelle.

Jetzt, wo der Keller entkernt ist und nicht geheizt wird, merken wir jeden Regen.“ Für den Verein ist das ein Dilemma. Auf feuchtem Boden können weder Estrich noch Fliesen verlegt werden. Ohne Estrich und Fliesen gibt es keine neue Elektrik. Die Bauarbeiten stehen also still. Eine Etage höher sieht es kaum besser aus. Berger steht im Thekenraum des Vereinsheims – ein Raum, der momentan viele Funktionen erfüllt. Hier steht die Tafel mit Spielstrategie neben Farbeimern und Werkzeugen, ein Tischkicker neben Requisiten für den Türnicher Rosenmontagszug. Hier ziehen sich die Spieler um. Hinter Glasfenstern. Ohne Licht. Ohne Heizung . „Im Dezember haben wir die Temperatur im Vereinsheim gemessen. Sie lag bei 14 Grad“, sagt Berger. „Und jetzt ist es wesentlich kälter.“ An der Glasfront der improvisierten Umkleide stören sich die männlichen Spieler kaum. Bei den Frauen sieht das anders aus. „Unsere Damenmannschaft kann sich gar nicht mehr im Vereinsheim umziehen“, sagt Philipp Berger. Erst seit Sommer 2022 hat die Spvg BBT eine Damenmannschaft. Die größte Sorge des Vorstands: dass die Spielerinnen nun wegbleiben. Die Fußballer sind motiviert, alle Baustellen so schnell wie möglich anzugehen. Ihnen sind aber die Hände gebunden. Denn die Sportanlage in Brüggen gehört der Stadt.

Zurzeit scheitert vieles am Personalmangel und dann an Geld, das nicht ankommt.

„In zwei Jahren hat mehrmals unser Ansprechpartner bei der Stadt gewechselt“, berichtet Berger. Die Verwaltung nimmt er trotzdem in Schutz. Als die Stadt kein Unternehmen fand, das die Planung für die technische Gebäudeausrüstung übernehmen konnte, kümmerte sie sich selbst darum. Zurzeit scheitert vieles am Personalmangel – und an Geld, das nicht ankommt. Das Vereinsheim ist gegen Elementarschäden versichert, der Eigenanteil der Stadt gering. Außerdem hat das Land Nordrhein-Westfalen der Stadt noch keine Förderhilfen für den Flut-Wiederaufbau bewilligt. Die Vereinsmitglieder haben eine eigene Idee für den Wiederaufbau: Sie wollen den Keller zuschütten, die Technik ins Erdgeschoss verlagern und das ganze Vereinsheim umbauen. Für den Umbau zahlt die Versicherung allerdings nicht.

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