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Heimatverein Kerpen1,2 Millionen Euro für archäologische Grabungen in Manheim

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ArchAusgrabungen

Nur Brücke und Graben sind von Bochheim noch zu sehen. Der Heimatverein lässt nun den Untergrund untersuchen.

Kerpen – Für besondere Projekte braucht es einen besondern Rahmen. Und so kam es, dass der Verein Heimatfreunde Kerpen extra ins Kaminzimmer von Burg Bergerhausen einlud, um sein neuestes Vorhaben vorzustellen: Für 1,2 Millionen Euro sollen umfangreiche archäologische Ausgrabungen in Manheim-alt und im benachbarten Gut Haus Bochheim getätigt werden.

Wissenschaftliches Ziel dabei ist es, herauszufinden, warum sich die beiden Siedlungen zwischen Mittelalter und der heutigen Zeit unterschiedlich entwickelt haben. Warum wurde Manheim über die Jahrhunderte zu einem stattlichen Dorf, während in Bochheim bis zuletzt nur eine Doppelhofanlage stand?

Manheim-alt und Bochheim: Komplett verschwunden

Manheim-alt und Bochheim sind heute schon zu gut wie komplett verschwunden. Die beiden Siedlungen müssen dem Tagebau Hambach weichen, wobei Bochheim schon ganz abgebrochen ist. In Manheim-alt stehen noch die Kirche und einzelne Häuser. Noch ist offen, wieweit und wann das Dorf noch abgegraben wird. Da die beiden Siedlungen oberirdisch schon so gut wie verschwunden sind, kann jetzt das Erdreich auch in den alten Ortskernen genauer untersucht werden.

Dabei versprechen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse zur Rheinischen Siedlungsgeschichte über Manheim und Bochheim hinaus. Das Projekt des Heimatvereines sei eine „Chance, auf die die Fachwelt schon seit 50 Jahren“ warte, meint Dr. Rainer Schreg vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Bamberg. Er weist daraufhin, dass genaueres Wissen über die Entstehung und Entwicklung von Dörfern fast nur aus archäologischen Hinterlassenschaften gewonnen werden könne, da die – zumeist bäuerliche – Bevölkerung kaum schriftliche Quellen hinterlassen habe.

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Haus Bochheim vor 100 Jahren: Eine Brücke führt über den Wallgraben, der den Gutshof umringt.

Man wisse aber schon jetzt, dass sich die Dörfer im Laufe der Jahrhunderte stärker verändert haben, als manche vermuten. So habe Manheim, das im Jahre 898 erstmals urkundlich erwähnt wurde, früher einmal weiter südlich gelegen.

Förderung vom Land

Der Kerpener Heimatverein, vertreten durch Susanne Harke-Schmidt und Rolf Axer, haben für das Projekt einen Förderantrag mit einem Volumen von rund 1,2 Millionen Euro beim NRW-Heimatministerium gestellt, der Anfang April auch bewilligt wurde. Martin Grunewald vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege unterstützte sie dabei. Nun fließt das Geld.

Für die Ausgrabung und deren Dokumentation muss der Heimatverein nun eine Fachfirma suchen. Die Überwachung der Arbeiten übernimmt das Amt für Bodendenkmalpflege unter der Leitung von Erich Claßen. Dabei muss der Heimatverein auch rund 50.000 Euro aus eigener Tasche beitragen, weshalb er nun Sponsoren sucht. Die Kreissparkasse hat schon finanzielle Unterstützung signalisiert.

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Die Zeit drängt: So soll Haus Bochheim bis Ende des Jahres von den Kohlebaggern komplett abgegraben werden. Harke-Schmidt weist daraufhin, dass es rund um Manheim-alt schon eine Reihe archäologischer Ausgrabungen und Funde gegeben hat. „Es wäre schön, wenn wir die Ergebnisse all dieser Projekte später einmal in der Manheimer Kirche der Öffentlichkeit präsentieren könnten“, sagt sie. Die alte Pfarrkirche, die seit ihrer Entweihung leer steht, könnte so zu einem Museum werden.