Achtsamkeitstrainerin im Interview„Mitleid hilft den Menschen im Krieg gar nichts“

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Yvonne Birkel in Kerpen.

Kerpen-Türnich – Yvonne Birkel ist Lifecoach und Achtsamkeistrainerin. Mit ihrem Programm „Zurück zu dir - eine Seelenreise“ war sie am Wochenende zu Gast auf Schloss Türnich. Anna Thiele sprach mit ihr über den Krieg und die damit verbundene Unsicherheit vieler Menschen.

Das aktuelle Weltgeschehen ist ziemlich turbulent. Haben Sie Tipps, wie man sich jetzt richtig verhalten kann?

Birkel: Nein, ein explizit richtiges Verhalten gibt es nicht. Im ersten Schritt sollten wir jedoch aufhören, andere und uns selbst dafür zu verurteilen, wie wir mit der Situation umgehen. Das ist auch Unfrieden. Es ist jetzt wichtig, anzuerkennen, wie wir uns wirklich fühlen. Viele Menschen versuchen, so zu tun, als hätten sie zum Beispiel keine Angst. Dann sollten wir uns fragen, welche Gedanken zu diesen Gefühlen geführt haben und ob diese uns dienen.

Gibt es denn konkrete Maßnahmen, die gegen diese Gefühle von Angst und Sorge helfen?

Akut hilft es, die Lieblingsmusik anzumachen und zu singen. Das aktiviert bestimmte Bereiche im Gehirn, die Angst dimmen. Wenn man singt und lacht, kann man nicht gleichzeitig Angst empfinden. Das muss man sich aber auch erlauben. Hier ist es wichtig, zwischen Mitgefühl und Mitleid zu differenzieren. Letzteres hilft den Menschen im Krieg gar nichts. Auch würde ich mir wünschen, dass sich die Menschen auf das beste, was passieren könnte, ausrichten. Zur Beruhigung hilft des Weiteren fokussiertes Atmen. Das bedeutet, sich mit dem Leben zu verbinden. Um Anspannungen zu lindern, hilft natürlich auch Bewegung.

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Viele Menschen wollen andere Menschen unterstützen. Was ist hier der erste, richtige Schritt?

Mitgefühl und Selbstfürsorge helfen uns dann dabei, handlungsfähig zu bleiben. Im nächsten Schritt können wir auch anderen Menschen helfen, uns überlegen, wie wir beispielsweise Vorkehrungen für die Flüchtlinge treffen. Auch wenn wir den Krieg selbst nicht beenden können, haben wir Einfluss über uns, unsere Familie, Freunde und die Menschen, die hierherkommen. Denen können wir helfen, wenn wir handlungsfähig bleiben. Wenn wir uns unserer Privilegien bewusst werden, kommen wir in einen ganz anderen mentalen Zustand.

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