Der Hofladen der Familie Moll ist zu einer Institution in Kerpen geworden. Ein Besuch ist mehr als nur ein Einkauf.
Serie „LadenLokal“Bauer Moll verkauft frisches Gemüse vom Acker in Kerpen

Mit Enkelin Alina (2.v. l.) arbeiten drei Generationen im Familienbetrieb Moll, hier mit Großmutter Heike Moll, Großvater Gerd Willi und Vater Alexander.
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„Wenn ich einkaufen gehe, fahre ich zuerst zum Bauer Moll. Was ich hier nicht kriege, kaufe ich im Supermarkt“, sagt Bettina Bröker, als sie gerade ihren randvollen Korb zum Auto trägt. Für das ganze Gemüse und die Eier sei ihr das Fahrrad zu wackelig. Im 25. Jahr gibt es den Hofladen, und Heike Moll hört die Worte der Stammkundin gern. Denn ein Wagnis sei die Einrichtung des Ladens auf freiem Feld kurz vor Langenich schon gewesen. Sie habe damals viele Einwände gehört: „Wer meinst du denn, kommt dahin?“
Aber es habe eine neue Strategie hergemusst, als Sohn Alexander sich nach Abschluss seiner Lehre als Dreher und Fräser doch dazu entschloss, Landwirt zu werden. Sein Vater Gerd Willi habe ihn gewarnt, die Landwirtschaft könne bei der begrenzten Anbaufläche von rund 100 Hektar keine zwei Familien ernähren, schildert die Mutter. Eier und Kartoffeln hätten sie schon damals auf dem Hof in der Bachstraße direkt verkauft. Das Konzept vom Direktverkauf ihrer landwirtschaftlichen Produkte trage bis heute Früchte.

Stammkunden wie Bettina Bröker gehen regelmäßig im Hofladen von Bauer Moll einkaufen.
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Im linken Teil der Maschinenhalle seien Gastronomie und Laden untergebracht, auf der rechten Seite die Hühnerhaltung, sagt Heike Moll. Alexander Moll, der mittlerweile seinen Vater auf dem Feld abgelöst hat – der Vater betätige sich mittlerweile als Küchenchef – pflichtet der Mutter bei. Mittels Direktvertrieb und dem heutigen Restaurant erzielten sie höhere Margen als im Verkauf an die Lebensmittelindustrie.
Kerpen: Familien nutzen Hofladen für Wochenend-Ausflüge
Über mangelnden Besuch könnten sie nicht klagen. Vielmehr nutzten ganze Familien den Besuch bei Bauer Moll an Wochenenden und Feiertagen ähnlich einem Ausflugserlebnis. In der Erdbeersaison pflückten sie Erdbeeren für den Haushaltsbedarf, ergänzten im Laden ihren Vorrat an Gemüse und Eiern, blieben noch auf eine Tasse Kaffee mit einem Stückchen Kuchen, bestellten Folienkartoffeln oder ihren Klassiker Schnitzel mit Salz- oder Bratkartoffel, anschließend schauten sie sich mit ihren Kindern noch die Hühnerhaltung mit 1200 Tieren in Freilandhaltung an.
Das Ganze trage Eventcharakter, selbst an üblichen Wochentagen bleibe oft keiner der 100 Sitzplätze in der Halle und der überdachten Außengastronomie leer, sagt Alexander Moll. Einiges habe sich freilich noch mit den Jahren verändert, schildert Heike Moll. Von anfänglich rund 40 Gemüsesorten wie Tomaten, Gurken, Paprika und vielem mehr – gezogen auf eigenem Boden – habe man wieder reduzieren müssen. Vieles ergänzten sie jetzt aus dem Sortiment von Bauern aus der Region.

12.000 Hühner in Freilandhaltung versorgen den Hofladen mit Eiern.
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Es fehle zum einen an Arbeitskräften zum Bewirtschaften, zum anderen sei ihnen die behördliche Dokumentationspflicht zu jeder einzelnen Parzelle über den Kopf gewachsen. „Die Zeit, in der man schreibt, kann man nicht handwerklich arbeiten“, sagt sie. Vor Herausforderungen stellten sie viele gesetzliche Verordnungen, da dürfe sie den Begriff Marmelade nicht im Etikett ihrer Fruchtaufstriche führen – jetzt nennt sie sie Erdbeer- oder Himbeerliebe – und müsse darauf achten, dass bei den Likörprodukten eines befreundeten Betriebes die Typographie zur Angabe des Alkoholgehaltes keinen Millimeter zu klein ausfalle, immer die aktuellste, jährlich erneuerte Version der Jugendschutzbestimmungen aushängen und Ähnliches mehr.
Im Familienbetrieb arbeiteten sie derzeit zu fünft, sei selbst, ihr Ehemann, der Sohn und dessen Ehefrau Janine und die Enkelin Alina sowie sieben fest angestellte Kräfte.
Der Hofladen
Der Verkauf bei Bauer Moll mit Café und Restaurant liegt an einem Feld zwischen Kerpen und Langenich am Talweg 23. Aus eigener Produktion verkauft der Familienbetrieb Eier, Kartoffeln, Spargel, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber, Grünkohl, Kürbisse und Zucchini. Saisonal auch Kirschen, Pflaumen und Walnüsse. Hühnersuppe und Ragout in Dosen aus der eigenen Küche gibt es, und am dritten Advent werden Tannenbäume verkauft. Ein Online-Verkauf ist in Planung, Bestellungen am Telefon nimmt Bauer Moll unter der Telefonnummer 0 22 37/9 75 39 95 oder per E-Mail entgegen.