Politische TeilhabeIn Kerpen kann jetzt auch die Jugend mitreden

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Zwei Schüler aus Kerpen im neuen Partizipationsbüro.

Im neuen Partizipationsbüro an der Kölner Straße lernen Kinder und Jugendliche, wie sie ihre Interessen in politische Diskussionen einbringen können.

Die Stadt Kerpen hat ein Partizipationsbüro für Kinder und Jugendliche eröffnet. Dort sollen sie mit Politik und Fachämtern diskutieren.

Demokratie ist nicht nur Sache der Alten. Auch die Meinung der Jugend ist bei demokratischen Entscheidungen gefragt – sowohl auf Bundes-, auf Landes- als auch auf Kommunalebene. Doch Kinder haben andere Interessen als Jugendliche, Jugendliche andere als junge Erwachsene. Mit dem Alter ändern sich nicht nur die Interessen, sondern auch die Möglichkeiten, am politischen Diskurs teilzunehmen. In der Kölner Straße in Kerpen gibt es nun ein Partizipationsbüro, in dem die Jugend lernt, wie sie sich einbringen kann und ihre jeweiligen Interessen vertritt.

„Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung. Das gilt für alles, was sie betrifft“, sagt die städtische Partizipationsbeauftragte Andrea Weiß. Dementsprechend stehen im Partizipationsbüro ab sofort Themen wie Jugendrecht oder der Zustand der Schulen im Stadtgebiet zur Debatte. Laut Weiß handelt es sich um ein offenes Angebot – jeder kann teilnehmen, wenn oder wann er will. Jugendverbände, Schulklassen oder andere Organisationen, in denen Jugendliche zusammenfinden, können als Gruppen ihren Besuch im Partizipationsbüro planen. In Zukunft sind auch Debatten mit Politik und Fachämtern geplant. Zum Beispiel über Themen wie Klimawandel und Vielfalt, von denen Weiß glaubt, dass sie viele Jugendliche betreffen und interessieren.

Kerpener Schülervertreter sind bereits stadtweit vernetzt

Die Eröffnung des Partizipationsbüros begleiteten zwei Schülervertreter aus Kerpen: Azra Gülec von der Realschule und Bennet Knols von der Willy-Brandt-Gesamtschule. Die Idee hinter dem Büro bewerten sie positiv. „Wenn sich mehr Jugendliche beteiligen, können wir auch mehr erreichen“, sagt etwa Gülec. Schon heute würden die Schülervertreter viele Projekte und Themen in ihrem schulübergreifenden Netzwerk absprechen. Was genau den Schülern wichtig ist, weiß Bennet Knols: „Unsere Rechte zum Beispiel. Andere Hauptthemen sind Rassismus und Vandalismus an Schulen“, sagt Knols. „Vandalismus betrifft alle Schulen, aber trotzdem sprechen die Schüler zu wenig über Lösungen.“ Er hoffe, dass das Partizipationsbüro helfe, über das Problem aufzuklären.

Doch nicht nur die Probleme Jugendlicher sollen Schwerpunkt im neuen Partizipationsbüro werden. Wichtig ist laut Weiß, dass Teilhabe altersgerecht umgesetzt wird. In Kindergärten sei das etwa über ein Kinderparlament möglich.

Legosteine für die Kleinen, aktive Teilhabe für die Großen

„Erst kürzlich habe ich einem Kinderparlament mit Legosteinen erklärt, wie das städtische Budget funktioniert. Dass für die Stadt die Sanierung älterer Spielplätze mehr Priorität hat als ein zusätzliches Spielgerät auf einem neuen.“ In den Grundschulen gehe die Teilhabe dann einen Schritt weiter. „Hier haben die Kinder schon eine Meinung zu Themen“, erläutert Weiß. „Und die können sie auch durchaus vertreten.“

Bei älteren Schülern und jungen Erwachsenen stehe dann eher die aktive Teilhabe im Vordergrund – wie beim Beispiel Vandalismus, gegen den die Schüler vorgehen wollen.

Im Partizipationsbüro lernen die Kinder aber auch einen Grundsatz, der aus Sicht von Weiß unerlässlich für die Demokratie ist. „Je mehr sich für eine Sache zusammentun, desto mehr Gewicht hat ihre Stimme“, erläutert die Partizipationsbeauftragte.

Wann die ersten Diskussionen im Partizipationsbüro stattfinden, steht bereits fest. Am 28. April geht es um die Demokratie ganz allgemein, am 16. Mai um die Europawahl. Das Thema „Queer“ steht am 13. Juni auf dem Programm.

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