Kommentar zur BeigeordnetenwahlKandidatur in Kerpen hat einen faden Beigeschmack

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Vor dem Rathaus Kerpen, einem funktionalen Bau mit roten Ziegelsteinen, wehen Fahnen.

Im Ratssaal des Rathauses Kerpen wird am Dienstag (31. Januar) ein neuer Beigeordneter gewählt.

Die Politiker in Kerpen zweifeln nicht an Dominik Laufs Eignung für die Stelle als Erster Beigeordneter. Zuvor hatte der SPD-Mann schon in Königswinter zugesagt.

Von Karriereplanung versteht er etwas, der designierte Erste Beigeordnete im Kerpener Rathaus: SPD-Mann Dominik Laufs hatte sich parallel auf die Stelle des Technischen Beigeordneten in Königswinter und als Erster Beigeordneter in Kerpen.

Weil das Verfahren in der Stadt in der Nähe zu Bonn etwas weiter fortgeschritten war, erfolgte dort im Dezember die Wahl. Dort setzte er sich nicht nur gegen 24 Mitbewerber durch, sondern in der finalen Abstimmung im Rat auch gegen einen Gegenkandidaten. Dort sollte der Leichlinger am 1. April sein Büro beziehen. 

Lauf zog seine Zusage in Königswinter wieder zurück

Darauf vertrauten der dortige Bürgermeister Lutz Wagner und vor allem die Politiker, die ihn gewählt hatten, darauf, dass Laufs zu seinem Wort stehen würde. Seit Freitag (27. Januar) wissen sie es besser. Lauf zog seine Zusage zurück und berief sich auf persönliche und berufliche Gründe.

Was in Königswinter zu diesem Zeitpunkt niemand wissen konnte: Die Fraktionen im Kerpener Stadtrat hatten sich am Freitag in ungewohnter Einmütigkeit darauf verständigt, Laufs am Dienstag (31. Januar) zum Ersten Beigeordneten zu wählen. 

Nun hat Laufs dem Vernehmen nach in Kerpen mit offenen Karten gespielt und seine Wahl in Königswinter nicht verheimlicht. Was auch nicht ratsam gewesen wäre, weil dieser Umstand für jeden leicht im Internet nachzulesen war. Dass Laufs an seiner Karriere bastelt, ist den Kerpener Ratspolitikern bewusst.

Als Referent im NRW-Ministerium für Natur, Umweltschutz und Verkehr dürfte der SPD-Mann in einer schwarz-grünen Landesregierung nicht ganz oben auf dem Beförderungstableau stehen. Daher sucht er seine berufliche Zukunft offenbar auf kommunaler Ebene - und hat sich letzten Endes für den lukrativeren Posten entschieden. In Kerpen wird er gut 114.000 Euro im Jahr verdienen.

Politik in Kerpen ist froh, sich auf einen Kandidaten verständigt zu haben

Auch auf die Gefahr hin, dass Laufs Kerpen als Durchlauferhitzer versteht, wollen die Ratspolitikerinnen und Ratspolitiker ihn am Dienstagabend wählen. Das Bedürfnis, die seit vier Jahren vakante Stelle zu besetzen, ist größer als es diese Bedenken sind. Zumal der Umstand, einen Bewerber gefunden zu haben, der die Zustimmung aller Fraktion genießt, in der Kolpingstadt Kerpen alles andere als gewöhnlich ist. 

Zu guter Letzt hat Laufs die Entscheider in Kerpen fachlich überzeugen können. Was ja auch nicht zu vernachlässigen ist. Jeder Betrieb, jede Stadtverwaltung benötigt schließlich Sachverstand. Gerade in Kerpen war es damit zuletzt nicht gerade zum Besten bestellt, zumal eine größere Zahl von Stellen nach wie vor vakant ist. Was wiederum damit zu tun hat, dass die Kolpingstadt wegen politischer Turbulenzen nicht den besten Ruf genießt. 

Was für den einen ein Schleudersitz ist, könnte für Laufs das Sprungbrett werden. Die Verantwortlichen müssen sich darüber im Klaren sein, dass jemandem, der seine berufliche Karriere so gezielt vorantreibt, irgendwann auch ein Job als Erster Beigeordneter nicht mehr genug ist. 

Ein fader Beigeschmack bleibt.

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