Performance im WohnviertelKünstler lassen Träume von Pulheimern wahr werden

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Auf dem Foto sind zwei Künstler zu sehen, die auf der Straße unter einem Fahrzeug liegen.

Ist es nur ein Traum? Das Künstler-Duo symbolisiert die Sehnsucht nach einer imaginären Safari.

Die Kulturabteilung der Stadt Pulheim sorgt mit verblüffenden Kunstprojekten seit 1997 für Furore. Auch dieses Mal wieder.

Berufsbezeichnung „Schmuckeremit“:  Das kann nicht jeder von sich behaupten. Tanja Kodlin und Ramòn Graefenstein können das schon. Ein Jahr lang war das Wohnquartier Edelsteingarten ihr Arbeitsplatz. Dort spürten die beiden „Schmuckeremiten“ die Träume und Sehnsüchte der Bewohner auf, sammelten Geräusche aus deren Lebensumfeld.

Klingt ziemlich schräg, ist es auch. Schon seit 1997 sorgt die Kulturabteilung der Stadt Pulheim unter Leitung von Angelika Schallenberg in ihren verblüffenden  Kunstprojekten „Stadtbild.Intervention“ für Furore. Auch am Samstag (27. Januar) war das Interesse groß, als ein qualmender schwarzer Van in den von modernen Doppelhaushälften und schicken Einfamilienhäusern geprägten Türkisweg einbog.

Im Wohnquartier Edelsteingarten ist normalerweise nicht viel los

Mit versteinerten Mienen begann das Künstler-Duo, den Campingwagen mit einem Wagenheber aufzubocken, um sich später darunterzulegen. Begleitet wurde die Performance von Alltagsgeräuschen wie einem hochfahrenden Rollladen, dem Surren einer Dunstabzugshaube, dem Rattern eines Rasenmähers und einer Computerstimme, die „automatische Entleerung“ verkündete. „Das ist mein Staubsauger“, sagte Katja Feier stolz. Seit 2003 wohnt sie mit Ehemann, Hund und mittlerweile drei Kindern im Türkisweg. Als Tanja Kodlin und Ramòn Graefenstein mit dem Mikro vor ihrer Tür standen, habe sie sich gefreut. Denn viel los sei hier im Wohnquartier Edelsteingarten nicht.

Das war auch dem Düsseldorfer Künstler Oliver Gather aufgefallen, als er es 2021 für das Projekt „Stadtbild. Intervention“ unter die Lupe nahm. „Es gibt viele Zäune, die Menschen hier grenzen sich gerne ab“, hatte er festgestellt. Da fiel ihm eine historische Stellenanzeige aus dem 18. Jahrhundert ein, in der ein Adeliger einen Eremiten gesucht hatte, um eine künstliche Parklandschaft zu beleben und mit ihm zu schmücken. „Solche Wohnviertel sind ja ebenso die Inszenierung einer Illusion von Natur“, sagte Oliver Gather.

Mit einem Wagenheber hebt die Künstlerin Tanja Kodlin einen schwarzen Wagen an. Anwohner beobachten die Performance.

Eigenheim oder Aufbruch in die Freiheit? Tanja Kodlin und Ramòn Graefenstein zeigen in ihrer Performance die Träume und Sehnsüchte der Anwohner.

In einem Casting 2022 hatten sich Tanja Kodlin und Ramòn Graefenstein gegen fünf weitere Bewerber durchgesetzt mit ihrer Performance „Safari“. „Ich wollte auch das Leben genießen und nicht nur das Haus abbezahlen“, zitierte Tanja Kodlin eine Bewohnerin des Türkiswegs. „Überhaupt, Camping ist schön.“ Ein Dilemma zwischen der Beständigkeit des Eigenheimes und der Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer. Die Zeit vergeht, aber das Haus hat gehalten“, zitiert Ramòn Graefenstein, dann düsen sie los. Verblüffte Gesichter, Oliver Gather lacht.

Das Jahr der Schmuckeremiten im Edelsteingarten ist nun vorbei. Die Bewohner bleiben zurück mit ihrer Sehnsucht und ihren Träumen. Im Spätsommer soll sie ein Film über das Kunstprojekt an ihr Jahr mit den Schmuckeremiten Tanja Kodlin und Ramòn Graefenstein erinnern.

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