TierschutzPulheimer berichtet von schrecklichen Hundeschicksalen und plant weiteres Tierheim in Rhein-Erft

Lesezeit 3 Minuten
Marcel Tong strahlt in die Kamera, in jedem Arm hält er einen Hund mit hellem Fell.

Seinen treuen Begleiter Jino (links) hat Tierschützer Marcel Tong vor 15 Jahren von der Straße gerettet. Auch Sammy ist ein ehemaliger Straßenhund.

Marcel Tong hat zwei Tierheime in Rumänien  mitgegründet. Nun plant der ausgebildete Hundetrainer in weiteres Tierheim im Rhein-Erft-Kreis. 

„Das ist mein Seelenverwandter“, sagt Marcel Tong (46) und krault seinen grauen Mischlingshund hinter dem Ohr. Jino schließt die Augen und wedelt mit dem winzigen Stummelschwänzchen. Seit 15 Jahren sind die beiden unzertrennlich. Seit dem Tag, an dem er den damals zweijährigen Jino aus einem spanischen Transport eigentlich für eine Bekannte abholen sollte.

„Da hat mein Herz sofort für den kleinen Kerl geschlagen“, erinnert er sich. Der ausgebildete Hundetrainer sah damals sofort, dass der kleine Hund schwer traumatisiert war, und nahm sich des verängstigten Tieres an. „Jino hatte eine Kugel im Kopf, war ganz verstört und hatte sich in Panik einen Teil des Schwänzchens abgebissen“, sagt Marcel Tong.

Verängstigte Welpen sitzen in einem Karton.

Der Karton mit Welpen wurde vor dem Tierheim abgestellt.

Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Seit Jahren begleitet er ihn regelmäßig auf seinen monatlichen Fahrten in die beiden Tierheime im 2000 Kilometer entfernten rumänischen Braila. „Jino ist immer dabei“, sagt der Tierschützer und lacht. „Er ist ein super Dolmetscher.“

Schon als Kind liebte Marcel Tong, der in Stommeln lebt, Hunde. Er machte später eine Hundetrainer-Ausbildung und gründete mit seiner Ehefrau Daniela die Hundekita „Susi und Strolch“ in Pulheim-Brauweiler. Neben Jino leben in der Familie noch zwei weitere ehemalige Straßenhunde. 2016 schließlich hatten Jens Waldinger und er die Idee, einen Tierschutzverein zu gründen.

Der gemeinnützige Verein „Einfach Tierschutz“ entstand, heute mit rund 9000 Mitgliedern einer der größten Tierschutzvereine Deutschlands. Er finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden und setzt sich für Straßenhunde in ost- und südeuropäischen Ländern ein. Tong und Waldinger gründeten zwei Tierheime in Rumänien.

Mitleid ist da ein schlechter Ratgeber
Marcel Tong

Dort werden seitdem auf rund 15 000 Quadratmetern kranke und hungernde Straßenhunde aufgepäppelt, versorgt und sozialisiert. Mehr als 5000 Hunde haben Waldinger und er schon gerettet und nach Deutschland in ein neues Zuhause gebracht. Gerade sind rund 400 Hunde und etwa 40 Katzen in ihrem „Phoenix-Shelter“.

Landwirt kam mit einem Sack voller Welpen

„Mitleid“, sagt Marcel Tong nachdenklich, „ist da ein schlechter Ratgeber.“ Obwohl manches auch für den Tierschützer schwer zu ertragen ist. „Manchmal steht ein Karton mit neugeborenen Welpen vor der Tür“, erklärt er. „Erst kürzlich kam ein rumänischer Landwirt zu uns mit einem Sack voller Welpen. Da war der Stein schon mit drin."

Wenn sie sie nicht genommen hätten, wäre das ihr Ende gewesen. Heute gibt es hier einen Puppy-Shelter für Welpen, einen Seniorentrakt für ältere Hunde, eine große Wiese, Hundehütten und mindestens 13 Mitarbeiter vor Ort, darunter auch fest angestellte Tierärzte.

„Wir machen auch regelmäßig kostenlose Kastrationsrunden vor Ort mit rumänischen Tierärzten, so kommen wir auch mit den Einheimischen in Kontakt“, sagt Marcel Tong. Als nächster Schritt soll ein privates Tierheim im Rhein-Erft-Kreis folgen. Dafür sucht er derzeit ein „bezahlbares Grundstück, gerne auch zur Pacht“.

„Dann könnten wir in Zusammenarbeit mit der Stadt auch Tiere aus schlechter Haltung oder Beschlagnahmung aufnehmen und später weitervermitteln“, sagt Marcel Tong mit leuchtenden Augen. „Und die Straßenhunde aus Rumänien hier sozialisieren. Damit noch viele Hunde wie Jino ein neues Zuhause finden und Menschen, die sie lieben.“ 

KStA abonnieren