Rätsel um kläffenden KanalWarum ein Feuerwehrmann vergeblich hunderte Meter kroch

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Ein Feuerwehrmann kroch durch den Kanal (l.), Brandoberbeller Vito (r.).

Ein Feuerwehrmann kroch durch den Kanal (l.), Brandoberbeller Vito (r.).

Pulheim-Sinthern – Einsatz für den Löschzug Geyen: Am Samstagmorgen um 7.53 Uhr hatten Spaziergänger ein deutlich wahrnehmbares Hundegebell aus der Kanalisation in der Jakob-Sandt-Straße in Sinthern gehört und per Notruf die Feuerwehr alarmiert.

„Tatsächlich konnte auch die Feuerwehr kurze Zeit später Hundegebell aus der Kanalisation wahrnehmen“, teilt Löschzugführer Christian Heinisch mit. Bei dem Kanal handelt es sich um die unterirdische Führung des Sintherner Bachs, der hier auf einer Länge von gut 300 Metern durch ein unterirdisches Rohr mit einem Durchmesser von etwa 80 Zentimetern fließt und an der Martinstraße wieder ins Freie mündet. Auch die Polizei, Kräfte der hauptamtlichen Wache und eine städtische Kanalkolonne rückten aus, letztere mit Verlaufsplänen der weitverzweigten Kanalisation.

Voller Einsatz

Die Feuerwehr gab alles. Sämtliche Schachtdeckel wurden geöffnet und „eine umfangreiche Erkundung eingeleitet“. Feuerwehrleute stiegen mit Lampen und Wärmebildkameras in den Kanal hinab. Sie besetzten zudem den Ein- und Auslauf des Baches. Aber: „Ein Hund konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ausgemacht werden“, sagt Heinisch.

So blieb nur eine Möglichkeit: Ein Feuerwehrmann schlüpfte in einen Schutzanzug und stieg, gesichert mit einer Leine, in den dunklen Kanal. „Unter erschwerten Bedingungen machte er sich auf, gut 250 Meter des Kanals in kriechender Weise zu durchsuchen, bis er schließlich am Bacheinlauf an der Martinstraße wieder Tageslicht erblickte“, berichtet Heinisch. Von einem Hund noch immer keine Spur.

Ein Feuerwehrmann kroch durch den Kanal (l.), Brandoberbeller Vito (r.).

Ein Feuerwehrmann kroch durch den Kanal (l.), Brandoberbeller Vito (r.).

Noch während der Kamerad durch den Kanal kroch, fand ein Feuerwehrmann am Eingang in den unterirdischen Lauf am Quellenweg dann des Pudels Kern. Während er den Einlauf und die ersten Rohrmeter kontrollierte, stellte er fest, „dass in unmittelbarer Nähe ein größerer Hund lautstark bellend den neuen Tag begrüßte“, wie es Heinisch formuliert.

Die Vermutung drängte sich auf: Der Schall des Gebells setzt sich in der Kanalröhre fort. Demnach würde es aus der Röhre kläffen, ohne dass sich dort ein Hund befände. Allerdings wollten die Feuerwehrleute nicht abrücken, ohne den Beweis für diese Theorie erbracht zu haben. „Um sicherzugehen, wurde der Hund eines Kameraden unseres Löschzuges hinzugezogen“, sagt Heinisch. „Dieser ist trainiert, auf Kommando zu bellen.“ Nachdem also Appenzeller Vito an der Einsatzstelle eingetroffen war, begab er sich mit seinem Frauchen an den betreffenden Kanaleinlauf und „bellte auf Kommando, was das Zeug hält“.

Der Hund als Held

Die Feuerwehrleute hockten derweil mit gespitzten Ohren an sämtlichen Kanaldeckeln. Und in der Tat: „Selbst am entlegensten Ort, dem Auslauf an der Martinstraße, konnte Vitos Gebell wahrgenommenen werden.“ Für die Wehr war der Einsatz damit nach zwei Stunden endlich zwar ohne Hundefund, aber glücklich beendet.

„Unser Held des Tages ist neben dem Kameraden, der durch den Kanal kroch, natürlich der auf Kommando bellende Vito“, sagt Heinisch.

Dem Hund wurde noch vor Ort der inoffizielle Titel des „Brandoberbellers“ verliehen, und Frauchen erhielt ebenfalls ein Dankeschön für ihre Unterstützung.

„Unser Kanalkriecher gönnte sich zurück im Gerätehaus noch eine ausgiebige Dusche, welche auch dringend notwendig war.“, sagt Heinisch abschließend.

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