Mehrere junge Bäume zerstörtSind in Pulheim „Baum-Hasser“ am Werk? – Schäden auch in Brauweiler

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt einen Stamm, aus dem die Täter ein Kreuz geschnitzt haben.

Die Täter schienen keine Eile gehabt zu haben, sie schnitzten sogar ein Kreuz in einen der Stämme.

Erst waren es 23 junge Bäume, die an der Kreisstraße zwischen Stommeln und Rommerskirchen säuberlich abgesägt worden sind. Nun auch in Brauweiler.

Sie hinterlassen bundesweit ihre Spuren: „Baum-Hasser“. Mal knicken sie Bäume ab, dann rücken sie ihnen mit der Säge auf den Stamm. Sogar Gift- und Säureanschläge werden auf sie verübt. Unter dem Stichwort „Baum-Hasser“ stößt man bei der Suchabfrage im Internet direkt auf mehr als 1000 Ergebnisse, alleine auf über 900 in NRW. Aktuell sorgen solche „Baumhasser“ in Pulheim und Umgebung für Empörung. Nachts im Schutz der Dunkelheit sägen und knicken sie junge Bäume um.

Nachdem sie sich bereits an den jungen Linden zwischen Fliesteden und Stommeln und an den neu gepflanzten Ahorn-Bäumen zwischen Rommerskirchen und Stommeln ausgetobt haben, hinterließen sie ihre verwüstenden Spuren Tage später in Brauweiler, wo sie sich an zwei jungen Bäumen nahe des Abteiparks ausließen und sie einfach umknickten. Damit nicht genug, wurde auf einen der abgebrochenen Baumstammreste auch noch ein Kreuz geschnitzt.

Wenn Menschen Bäume als Bedrohung empfinden

Noch ist aber nicht ermittelt, ob es einen Zusammenhang zwischen der Tat in Brauweiler und den Baumzerstörungen in Stommeln und Richtung Rommerskirchen gibt. Wie die Polizei des Rhein-Erft-Kreises bestätigte, wurde auch die Tat in Brauweiler zur Anzeige gebracht. Die Ermittlungen laufen weiterhin gegen Unbekannt.

Auf Anfrage bei einer Psychologin der Kreisverwaltung können jedoch Zwangs- und Wahnvorstellungen bei diesen Taten ausgeschlossen werden. Solche Menschen könnten aktiv werden, wenn für sie eine Gefahr von einem Baum oder allgemein von Bäumen ausgeht. In diesem Fall wären die Taten jedoch lokal begrenzt und es wären alle Bäume oder nur ein bestimmter Baum betroffen.

In den sozialen Netzwerken überschlagen sich die Kommentare

Der Polizei hingegen liegen auch keine Erkenntnisse auf mögliche Rituale vor, bei denen es darum geht, Bäume einfach umzuknicken oder abzusägen. Aus polizeilicher Sicht liege vorerst auch keine signifikant auffällige Häufung von Sachbeschädigungen an Bäumen vor. Auch ein Bekennerschreiben zu den Baumschändungen sei nicht eingegangen.

In den sozialen Netzwerken überschlagen sich derweil die Kommentare: „Einfach nur traurig“, heißt es etwa. „Makaber“, kommentieren andere. Und: „Einfach nur krank.“ Schuldige sind auch direkt gefunden: „Vielleicht die gleichen, die den Maibaum in Dansweiler abgesägt haben“, mutmaßt ein Nutzer.

Ein anderer schlussfolgert: „In einer Gesellschaft, wo Erlebnisorientierung ganz weit oben steht, gleichzeitig Vorbilder abhandenkommen und die Eltern auch nicht mehr so viel Zeit mit dem Nachwuchs mit Erziehungsarbeit verbringen, kommt leider so etwas bei raus.“ Ein Nutzer erinnert sich auch an früher: „Ich hatte vor vielen Jahren einen Nachbarn, ihn störten im Herbst die Blätter, es überlebte kein Bäumchen in seinem Dunstkreis.“

In anderen Städten und Kommunen sind die Mutmaßungen im Netz zu solchen Taten ähnlich: Mitunter werden sogar Mordabsichten unterstellt, weil Autos auf Alleen ja dagegen fahren können. Es gibt auch Menschen, die unter den Pollen aufgrund einer Allergie leiden, andere, weil sie im Frühjahr Blüten und im Herbst ihre Blätter abwerfen, was für einige eine unzumutbare Verschmutzung von Straßen, Einfahrten oder Gärten darstellt.

Es ist einfach eine Schande in unserer Zeit
Werner Fink

„Es schmerzt richtig, wenn man von solchen Taten hört oder liest“, sagt auch Werner Fink, Vorsitzender der Bürgerinitiative Waldfreunde Königsdorf. In ihm lösen Nachrichten von mutwillig zerstörten Bäumen ähnliche Gefühle aus, die er hat, wenn er von Tierquälerei erfährt. „Es ist einfach eine Schande in unserer Zeit“, sagt er.

Die Ermittlungen der Polizei laufen derweil auf Hochtouren weiter. Wer Hinweise auf die oder den Täter machen kann, möge sich an die Polizei wenden (02233/520).

KStA abonnieren