Stommelner LandwirtSeine robusten Rinder pflegen Wiesen im Auengebiet

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Die jungen Rinder sind ziemlich neugierig.

Pulheim – Luwanda hat wohl eine Lücke im elektrischen Zaun entdeckt und erwartet Frank Vohwinkel auf der benachbarten Weide. Ohne großen Widerstand lässt sich das dunkelbraune Tier, das ausladende Hörner hat, auf die Weide zurücktreiben.

Anfassen lässt sich Luwanda nicht. „Es sind eben keine Kuscheltiere, sondern immer noch halbwilde Rinder“, sagt Vohwinkel. Was Luwanda, selbst als älteste Kuh am Platz, ja nicht wissen konnte: Eigens für eine Ruhezeit hatte der Landwirt das Stück abgesperrt. Um den höchstmöglichen Nutzen für die Vegetation aus der Beweidung zu ziehen, seien Ruhephasen unabdingbar. 

Kein gutes Image

Rinder haben in Zeiten von Massentierhaltung und Klimawandel kein gutes Image. Rinder würden in Sachen Schadstoffausstoß gar mit Autos verglichen, sagt der Landwirt. Der Jahrtausende alte Anteil der großen Pflanzenfresser an Boden- und Landschaftsbildung auf der ganzen Erde, ihr hoher ökologischer Stellenwert würden dabei völlig verkannt. 

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Frank Vohwinkel kontrolliert regelmäßig Boden und Bewuchs der Weiden wie auch den Dung.

Als Gegenpol zur Massentierhaltung hat der Agraringenieur aus Stommeln seine Haltung wilder Rinder auf Weiden im Auengebiet an der Museumsinsel Hombroich etabliert. 

Eigentlich habe die Stiftung der Museumsinsel 2008 jemanden gesucht, der die umgebenden Weiden mulchen sollte, damit sie nicht mit Sträuchern und Bäumen zuwuchern, erzählt Vohwinkel. Stattdessen habe er die Rinderhaltung angeboten.

Statt der Maschinen sollten Kühe die nötige Arbeit in der Aue an der Erft verrichten, naturnah und umweltschonend. Heute werde das Projekt aus Naturschutzmitteln der EU gefördert. 

Um zu schildern, was im Boden passiert, geht der Landwirt auf die Knie, zeigt abgebissene Gräser, schiebt Dunghaufen mit der Stiefelsohle auf, weist auf ihr feuchtes Innenleben hin. Schon der Verbiss rege das Wachstum und die Wurzelbildung der Pflanzen an, erläutert Vohwinkel.

Der Dung, das Niederwalzen und Zertrampeln von Pflanzen verbessere den Boden zusätzlich. Es bilde sich Humus, neben den Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher. 25 Heckrinder und Aubracrinder leben auf einer Fläche von 17 Hektar. Nur im Winter bekommen sie etwas Futter dazu.

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Der prächtige Bulle Naron.

Das Heckrind gilt als besonders robust. Heinz und Lutz Heck hatten eigentlich vor 100 Jahren ein Abbild des ausgestorbenen Auerochsen züchten wollen, für Tiergärten in München und Berlin.

Naron, der Leitbulle einer Herde von vier Kühen und zwei Kälbern im hinteren Teil der Weiden, komme dem gewünschten Bild schon recht nahe mit seinem massigen Körper, seinem schwarzen Fell und Hörnern, deren Spitzen eine Spannweite von 110 Zentimetern hätten. Allein mit der Widerristhöhe habe es nicht geklappt, der Bulle sei auf viel zu kurzen Beinen „ein Zwerg“ geblieben, beschreibt der Landwirt.

Nützliche Helfer

In der Landschaftsgestaltung betrachtet er die Tiere als nützliche Werkzeuge. Sträucher hielten sie im Zaum und formten sie durch ihren Fraß, wie es kaum der Einsatz einer Heckenschere oder Motorsäge vermöge.

An den Bäumen in der Weide sorgten sie durch ihre Fraßhöhe für einen gleichbleibend hohen Sichthorizont für Menschen, der einen Blick in die Ferne ermögliche.

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Das Große Heupferd gehört zur reichen Fauna der Weide.

Die Bodenbewirtschaftung der wechselnden Weiden sorge außerdem für eine große Vielzahl an Pflanzenarten. Rund 200 Arten hätten Biologen gezählt, durchschnittlich acht seien es auf gewöhnlichen Weiden. 

Die Schlachtung sieht Vohwinkel als notwendig an. Zum einen könne er nicht viele Bullen in den Herden halten, zum anderen finanziere der Fleischverkauf das Projekt und natürlich seine Arbeit. Leben könne er aber nicht davon.

Das Töten der Tiere mache ihm „keinen Spaß“, er versuche es aber den Tieren so stressfrei wie möglich zu machen. Dafür hole er den Schlachter mit Bolzenschussgerät auf die Weide.

Das magere, aromatische Fleisch gebe er nur versehen mit dem Namen und einem Foto des Tieres ab. Die Tiere hätten die Wertschätzung der Konsumenten verdient.

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