AbrechnungsprüfungWarum sechs Corona-Testzentren im Erft-Kreis schließen

Lesezeit 3 Minuten
Ein leerstehendes Corona-Testzentrum ist abgesperrt.

Testzentrum Knapsack Implura am Chemiepark Industriestraße

Der Betreiber aus Kerpen wirft der Kassenärztlichen Vereinigung vor, sie zahle unregelmäßig für die geleistete Arbeit. Ein Sprecher verweist auf Untersuchungen: Die Richtigkeit früherer Abrechnungen werde geprüft.

In mehreren Corona-Testzentren gehen am Samstag die Lichter aus. Der Betreiber Implura Medical GmbH hat in Facebook-Gruppen angekündigt, seine Testzentren bis zum Jahresende zu schließen. Sie befinden sich in Bedburg, Kaster, Bergheim, Quadrath-Ichendorf, Hürth und im benachbarten Rommerskirchen. Als Grund nennt das Unternehmen ausbleibende oder deutlich zeitverzögert eintreffende Zahlungen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) seit März dieses Jahres.

Dadurch seien in den vergangenen Monaten erhebliche Kosten für Gehälter, Mieten, Tests und Ausrüstung entstanden, „die wir nicht mehr aufbringen können“, heißt es in dem Facebook-Post des Testzentren-Betreibers. Und weiter: „Wir haben kein Verständnis dafür, dass die KVNO ohne jegliche konkrete Begründung die Auszahlung, der durch die Testverordnung des Landes uns zustehenden Vergütungen seit März verzögert.“

Abrechnungsprüfung bei Teststellen

Nachdem es zu Jahresbeginn mehrere Fälle gegeben hatte, bei denen Betreiber von Testzentren überhöhte Rechnungen erstellt hatten, überprüft die KVNO die durch die Corona- Testzentren abgerechneten Bürgertestungen. Zu denen gehört offenbar die Implura Medical GmbH. Ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein sagte auf Anfrage, dass „im Zusammenhang mit dem genannten Teststellen-Betreiber aktuell eine umfängliche Abrechnungsprüfung auf Grundlage der geltenden Testverordnung läuft. Die Ergebnisse bleiben abzuwarten.“

Vonseiten des Unternehmens heißt es in dem Facebook-Post dazu: „Wir unterstützen dies ausdrücklich und stellen alle notwendigen Informationen zur Verfügung.“ Auf welche Summe sich die Forderungen des Unternehmens an die KVNO belaufen, ist nicht klar. Auch nicht, wie viele Mitarbeiter von der Schließung betroffen sind. Nachfragen wies eine Mitarbeiterin mit der Begründung zurück, der Pressesprecher sei erkrankt. Bürgermeister sind alarmiert Bürgerinnen und Bürger reagierten auf Facebook besorgt wegen der angekündigten Schließung der Testzentren.

Das sagen Bürger zur Schließung der Corona-Testzentren

„Ich habe eine behinderte Tochter und benötige andauernd Tests vom Schnelltestzentrum für Untersuchungen und Klinikaufenthalte oder um Wohngruppen zu besuchen“, schreibt eine Frau. „Bei Implura waren wir schon bekannt und haben umgehend unseren Test bekommen.“

Eine andere Frau beklagt: „Ich bin Krebs-Patientin und brauche immer einen Test, wenn ich zur Therapie gehe. Ich und viele andere sind darauf angewiesen.“ Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach reagierte mit Unverständnis auf die Schließung der beiden Teststellen in seiner Stadt. Er stehe seit dem Start der Zentren im Kontakt mit dem Betreiber, und es sei nicht ersichtlich, warum der Betreiber, der durch den Rhein-Erft-Kreis zertifiziert worden war, offenbar seine Leistungen nicht vergütet bekomme. Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler (CDU) hat sondieren lassen, ob Apotheken Kapazitäten haben, um die Testkapazität aufzufangen. Außerdem hat er bei der KVNO angefragt, warum der Betreiber für seine Leistungen nicht bezahlt worden sei.

Eine Anfrage dieser Redaktion an die Hürther Verwaltung blieb unbeantwortet. Die Kreisverwaltung sieht keine Engpässe bei den Bürgertests: Die flächendeckende Versorgung mit Testangeboten sei auch über Apotheken und Ärzte sichergestellt.

KStA abonnieren