Auswirkungen auf Plätze im KreisEU will Plastikgranulat auf Kunstrasen verbieten

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Granulat findet sich auf fast jedem Kunstrasenplatz.

Granulat findet sich auf fast jedem Kunstrasenplatz.

  • Sportplätze sind eine der größten Quellen von Mikroplastik.
  • Dies gerät in die Umwelt und ist krebserregend.
  • Daher empfiehlt die Europäische Chemikalienagentur, bis 2022 die kleinen Plastikteilchen zu verbieten.
  • Viele Betreiber von Kunstrasenplätzen im Rhein-Erft-Kreis halten das für zu kurzfristig.

Rhein-Erft-Kreis – Rund 40 Kunstrasenplätze gibt es im Rhein-Erft-Kreis, sagt Heinz Feind, der Vorsitzende des Fußballkreises Rhein-Erft. Fast alle sind gefüllt mit Granulat aus Plastik. Eine Füllung, die dämpft und vor Verletzungen schützen soll.

Die Europäische Union denkt nun darüber nach, Kunstrasenplätze mit Plastikgranulat zu verbieten. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat festgestellt, dass Sportplätze eine der größten Quellen von Mikroplastik sind. Und diese kleinen Plastikteile geraten durch Abrieb in die Umwelt. Bestimmtes Granulat soll zudem krebserregend sein. Die Europäische Chemikalienagentur empfiehlt, bis 2022 die kleinen Plastikteilchen zu verbieten.

Unlösliche Polymere

Mikroplastik sind feste, unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe), die kleiner als fünf Millimeter sind. Primäres Mikroplastik, das unter anderem durch Reifenabrieb entsteht und in Kosmetika enthalten ist, gelangt über Abwasser in Meere, Seen und Flüsse. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts, das der Nabu in Auftrag gegeben hat, gelangen in Deutschland in jedem Jahr etwa 977 Tonnen Mikroplastik und 46 900 Tonnen Kunststoffe ins Abwasser, und das allein aus Kunststoffprodukten und Reinigungsmitteln.

Das Datum hält Heinz Feind nicht für umsetzbar. „Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass Plastik ein Riesenproblem in unserer Gesellschaft ist“, sagt er. Und wenn das Granulat tatsächlich schädlich sei, würde der Fußballverband sich nicht davor sperren, umzurüsten. So richtig überzeugt ist er von der ganzen Sache jedoch nicht: „Nach damaligem Stand war es noch nicht gesundheitsgefährdend.“

Ähnlich sieht das Hans-Peter Floß, der Vorsitzende des VFL Sindorf aus Kerpen. Seit vergangenem Jahr spielen seine Mannschaften auf Kunstrasen mit grünem und schwarzem Granulat. „Mir muss erst mal jemand erklären, wieso das verboten werden sollte“, sagt er. Als man die Entscheidung für oder gegen Granulat treffen musste, habe es die Diskussion nicht gegeben. „Wir sind sehr zufrieden damit, uns wurde das damals auch vom Architekten empfohlen“, sagt er.

Eine Alternative zum Plastikgranulat wäre Kork. Das wäre für die Sindorfer sogar günstiger gewesen, berichtet Floß. Allerdings sei die Haltbarkeit nicht so gut und Nässe sei ein Problem. Denn – das erklärt auch Heinz Feind – Kork als Naturprodukt könnte schimmeln. „Das ist nicht das Allheilmittel“, sagt Feind. Auch Sand als weitere Alternative würde sehr schnell verdichten.

Korkfüllung beim BC Stotzheim

Der BC Stotzheim aus Hürth spielt seit Kurzem auf Kunstrasen mit Korkfüllung. Die Stadt habe dem Verein damals mitgeteilt, dass das Plastikgranulat im Verdacht stehe, krebserregend zu sein, berichtet Ralf Schmidt, der Vorsitzende des BSC. „Auch wenn nicht alle Granulate krebserregend sind.“ Ein mögliches Verbot beträfe seinen Verein also nicht.

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Thomas Mechernich von der Spielvereinigung Wesseling-Urfeld glaubt, die Folgen eines Verbots wären verheerend. Unter anderem 20 Jugendmannschaften spielen auf zwei Kunstrasenplätzen in Wesseling. „Dann hätten 600 Leute kein Hobby mehr.“ Auch der Bürgerverein Pulheim sieht einem möglichen Verbot mit Sorge entgegen. „Sollte es dazu kommen, wären die entsprechenden Sportplätze stillzulegen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Deshalb solle die Verwaltung jetzt Alternativen prüfen. Denn für eine Umrüstung der Kunstrasenplätze sind die Inhaber zuständig, meistens sind das die Städte – so wie in Wesseling. Die Stadt teilt diese Bedenken nicht.

Denn auf keinem der Wesselinger Kunstrasenplätze ist „SBR-Granulat“ verfüllt. Dieses Granulat, das aus zerschnittenen Autoreifen besteht, sei von dem Verbot getroffen. In Berzdorf liegt ummanteltes Autoreifen-Granulat (RPU). Auch wenn der Platz von dem Verbot nicht betroffen ist, wird er dieses Jahr noch erneuert. (nip)

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