Weniger Ertrag bei ErnteRübenkampagne startet mit Verspätung

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Die Rübenernte im Kreis hat begonnen, doch die Landwirte machen sich große Sorgen um die Zukunft.

Rhein-Erft-Kreis – Die Rübenkampagne ist gestartet. Zwei Wochen später als üblich, hat die Zuckerfabrik in Jülich in der vergangenen Woche die Anlieferung geöffnet, Euskirchen wird Ende dieser Woche nachziehen. Damit holen die Landwirte die letzte Feldfrucht des Jahres aus den Äckern. Das Ergebnis wird als bestenfalls durchschnittlich erwartet.

Kreislandwirt Willy Winkelhag, Heinz Leipertz, Regionalleiter bei der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen, und Josef-Albert Rath vom Maschinenring Neuss-Mönchengladbach-Gillbach sind sich einig: Es wird sehr unterschiedliche Erträge geben. Auf schweren Böden, wie im Nordkreis, erwarten die Experten eine „ordentliche Ernte“, nah am langjährigen Durchschnitt von 80, lokal eventuell 90 oder gar 95 (2019 waren es 80) Tonnen pro Hektar. Auf sandigen Böden, wo früher der Rhein geflossen ist und im Euskirchener Raum, wird es dagegen nur 40 etwa Tonnen Ausbeute geben.

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Die Rübenernte im Kreis hat begonnen.

Schuld an den geringeren Erträgen ist die zu trockene Witterung. Der Rheinische Rübenbauerverband erklärt, dass etwa in Kerpen-Buir vom 1. April bis zum 23. September lediglich 100 Millimeter Regen gefallen sind. Die jüngsten Regentage hätten da nur wenig geholfen. Sie verwässerten eher den Zuckergehalt, der laut Leipertz zurzeit bei zufriedenstellenden 18 Prozent liege.

Anbaufläche geht zurück

„Das Blattwerk muss sich erst stärken, bevor zwei bis drei Wochen später die Rübe an Masse und dann auch an Zuckergehalt zulegen kann“, sagt Rath. Somit hat auch die Vertagung des Erntestarts, beschlossen, um den Rüben noch etwas Reifezeit zu gönnen, nur mäßigen Erfolg. Sorgen macht der Zuckerbranche auch das Ungleichgewicht innerhalb der EU. So bekommt ein Landwirt in einigen osteuropäischen Ländern staatliche Unterstützung in Höhe von 300 bis 600 Euro pro Hektar. „Eine solche gekoppelte Bezahlung gibt es für deutsche Landwirte nicht“, klagt Leipertz. Wegen sinkender Einnahmen in den zurückliegenden drei Jahren sei zudem die rheinische Anbaufläche für die Zuckerknollen um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen.

Rath, selbst Landwirt, sieht wenig Alternativen. „Bei Kartoffeln und Gemüse sind die Preise auch fallend.“ Er hofft, dass der Preis die 30-Euro-Marke pro Tonne für die flexible, marktabhängige Entlohnung der Landwirte (in der Sicherheitsvariante bezahlt Pfeifer und Langen 32 Euro als Festpreis) noch überspringt „und die Bauern zur Zuckerrübe zurückkehren“.

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Große Sorgen macht den Landwirten zudem ein Pilz. Durch den Befall, der seit dem (bienenfreundlichen) Verbot von Neonikotinoiden (ein hochwirksames Insektizid) und Beizen (Behandlung von Saat- und Pflanzengut mit Pflanzenschutzmitteln) werde in Frankreich etwa eine „katastrophale“ Zuckerernte erwartet, wie der Elsdorfer Kreislandwirt Karl-Josef Conzen sagt. Auch da gebe es ungerechte Unterschiede zwischen benachbarten Ländern. „Die Schere zwischen Arbeit und Erlös geht immer weiter auseinander.“

Die Rübenkampagne endet in Euskirchen voraussichtlich um Weihnachten, in Jülich in der ersten Januarwoche.

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