Proteste in HessenErinnerungen an den Hambacher Forst werden wach

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Proteste gibt es im Dannenröder Forst.

Proteste gibt es im Dannenröder Forst.

  • Ab dem 1. Oktober könnte der Dannenröder Forst bei Marburg teilweise für den Bau der Autobahn 49 von Kassel nach Gießen gerodet werden.
  • Aktivisten besetzen nun Waldstücke.
  • Das erinnert an den Hambacher Forst.

Kerpen – Die Bilder gleichen sich: Demonstranten, die von der Polizei weggetragen werden, Baumhäuser mit bunten Transparenten, dreibeinige Gestelle auf den Wegen, die schwer zu räumen sind: Was an die Auseinandersetzungen im Hambacher Forst erinnert, findet zurzeit im Dannenröder Wald in Hessen statt. Ab dem 1. Oktober könnte der rund 300 Jahre alte Mischwald bei Marburg teilweise für den Bau der Autobahn 49 von Kassel nach Gießen gerodet werden. Öko-Aktivisten wollen dies verhindern und haben den Wald besetzt. Unterstützung gibt es von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden. Eine Klage des BUND gegen das Projekt war vom Bundesverwaltungsgericht im Juni letztinstanzlich abgelehnt worden.

Ob auch aus dem Hambacher Forst Unterstützer nach Hessen gereist sind, ist schwer zu überprüfen. Immerhin kursieren im Internet schon Aufforderungen, den akut nicht von Räumung oder gar Rodung bedrohten „Hambi“ zu verlassen und stattdessen den Kampf im „Danni“ zu unterstützen.

Im Hambacher Forst will davon aber niemand etwas wissen. Von den wenigen Menschen, die sich zurzeit auf dem Wiesencamp oder in den verschiedenen Waldsiedlungen aufhalten, ist keine Auskunft zu bekommen: Mit Journalisten spricht man nicht mehr. Man habe schlechte Erfahrungen gemacht, heißt es dazu. Auch Fotos sind unerwünscht. Erst nach mehreren Anläufen findet sich doch noch eine junge Frau, die zum Gespräch bereit ist: Man wolle nicht mehr, dass die Presse den Fokus auf Baumhäuser und vermummte Aktivisten im Wald richte. Besser wäre es, über den schlechten Zustand des Waldes zu schreiben. „Hier vertrocknen viele Bäume“, sagt die junge Frau und führt dabei durch den Wald.

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Die Bäume vertrocknen

Besonders am Rand zum Tagebau hin sind Dutzende abgestorben Bäume zu sehen. Die heiße Luft ziehe wie bei einem Föhn aus der Grube in Richtung Wald, der so von der Trockenheit noch stärker als andere Wälder in der Umgebung betroffen sei. „Dieser Wald ist noch lange nicht gerettet“, sagt sie und kritisiert Pläne für neue Kiesgruben in der Umgebung. „Entschieden ist hier noch nichts, deshalb bleiben wir hier.“

Bei RWE will man keine Prognose abgeben, wie sich der Konflikt um den Dannenröder Forst auf den Hambacher Forst auswirken könnte. Man habe keine Erkenntnisse, dass sich an der Lage in Hambach irgendetwas verändert habe, sagt RWE-Sprecher Guido Steffen. Ähnlich sieht es die Polizei in Aachen: Zwar gebe es in beiden Wäldern die gleichen Proteststrukturen. Auch könne es sein, dass man sich gegenseitig unterstütze.

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Dass sich die Szene in Hambach nun ganz auflösen werde, glaube man aber nicht, sagt ein Polizeisprecher. Man bereite sich deshalb auf weitere Proteste vor. Schon am Wochenende könnte es losgehen – allerdings eher am Tagebau Garzweiler. Denn die Organisation „Ende Gelände“ hat erneut zu Blockaden im rheinischen Revier aufgerufen.

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