Regen und mangelnder Sonnenschein haben für enormes Wachstum des Blattwerks gesorgt. Das geht zu Lasten der Knolle.
Sommer zu nassRübenernte in Rhein-Erft startet – geringster Zuckergehalt seit 35 Jahren

Die Rübenernte hat begonnen.
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Jetzt sieht man sie wieder an den Feldrainen: Die Knollenmieten weisen auf den Start der Rübenernte hin. Seit zwei Wochen sind die Tore der Jülicher Zuckerfabrik geöffnet, seit der vergangenen Woche auch die in Euskirchen. Bis ins nächste Jahr hinein werden die Landwirte und Lohnunternehmen die süßen Hackfrüchte von den Äckern roden und zur Verarbeitung abliefern.
Witterungsbedingt sind die Rüben überwiegend erst im Mai ausgesät worden. „Dann kamen ein paar nette Wochen. Der Sommer war dann eher verhangen“, sagt Heinz Leipertz, Regionalleiter für das Rheinland beim Zuckerfabrikanten Pfeifer und Langen. Der Sommer war für die Rüben – und nicht nur für die arg nass, zumindest in der Region Köln-Aachen. In der Region Euskirchen gab es dagegen wegen des Regenschattens der Eifel nicht zu viel Wasser.
Der geringste Zuckergehalt seit 35 Jahren
Regen und mangelnder Sonnenschein haben für enormes Wachstum des Blattwerks gesorgt. „Was in die Blätter geht, fehlt in der Knolle“, erläutert Leipertz. So ist der Zuckergehalt mit 14 bis 15 Prozent zum Erntestart niedriger. „Das ist der geringste Wert seit 35 Jahren“, sagt der Regionalleiter. Im vergangenen Jahr lag er im Gesamtdurchschnitt bei 17,5 Prozent.
Gut im Rennen ist der Ertrag: 80 bis 90 Tonnen können die Bäuerinnen und Bauern pro Hektar von ihren guten Lößböden holen, sagt Josef-Albert Rath vom Maschinenring Neuss-Mönchengladbach-Gillbach, der als genossenschaftliches Lohnunternehmen an der Ernte beteiligt ist.
In Euskirchen gibt es laut Leipertz auch mal nur 50 bis 60 Tonnen. Das könne aber noch leicht steigen. „Was wir jetzt brauchen, ist Sonne am Tag und unter zehn Grad in der Nacht“, sagt Landwirt Rath. „Und die Rüben müssen gesund bleiben.“ Durch die hohe Feuchtigkeit sei das Laub anfällig für Krankheiten.

Willy Winkelhag ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft im Rhein-Erft-Kreis.
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„Trotz des nassen Frühjahrs und der dadurch bedingten späten Aussaat sind die Rüben gut durchgewachsen. Wir erwarten ein mittleres Niveau“, sagt auch Kreislandwirt Willy Winkelhag. „Die Erträge werden zwischen 60 und 100 Tonnen pro Hektar liegen“, schätzt er.
Keine Sorgen haben die Zuckerproduzenten in dieser Kampagne mit der Energie. Wegen der Gasknappheit im vergangenen Jahr sind die Werke zweigleisig auf alternative Ölfeuerung umgerüstet worden, in Könnern (Sachsen-Anhalt) auf Holz. „Zusammen mit Biogas sind wir so auf dem Weg zur Kohlendioxyd-Neutralität im Rahmen unserer Strategie 2040“, sagt Leipertz.
In Summe macht die Rübe in diesem Jahr Spaß
Gut seien auch aktuell die Marktpreise für Zucker. „In Summe macht die Rübe in diesem Jahr Spaß. Ertrag und Markt bringen die Rübe als kleine Prinzessin in der Fruchtfolge zurück“, sagt Leipertz.
In Euskirchen soll die Kampagne noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, in Jülich – wie auch in niederrheinischen Appeldorn – in der ersten Dekade des neuen Jahres.