Experten-TippsSo sollten Kunden auf die hohen Energiepreise in Rhein-Erft reagieren

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Gas- und Strompreise steigen in Deutschland deutlich.

Christina Wallraf ist Referentin Energiemarkt der Verbraucherzentrale NRW. Wie Kunden auf die hohen Energiepreise reagieren sollten, dazu beantwortete sie Fragen von Andreas Engels.

Die Preise für Strom und Gas steigen auf breiter Front. Spiegelt sich das in den Anfragen in den Beratungsstellen wider?

Die hohen Strom- und Gaspreise beschäftigen uns definitiv. Eine Handvoll Anbieter haben vor wenigen Wochen einen Belieferungsstopp verkündet. Verbraucher müssen sich dann um einen neuen Energieanbieter kümmern und benötigen rechtliche Beratung. Andere Anbieter haben Preiserhöhungen verschickt. Wir rechnen auch damit, dass weitere Preiserhöhungen folgen werden.

Christina Wallraf ist Expertin bei der Verbraucherzentrale.

Christina Wallraf ist Expertin bei der Verbraucherzentrale.

Welche Möglichkeiten gibt es, den Anstieg abzufedern?

Sparsam mit Energie umzugehen, kann den Anstieg etwas abfedern. Smarte Heizkörperthermostate helfen. Dichtungen an Fenstern oder Türen sollte man bei Bedarf erneuern. Eigentümer können mehr tun: die Heizungspumpe erneuern, in erneuerbare Energien investieren, die Gebäudehülle modernisieren.

Worauf sollte man bei der Wahl des Anbieters achten?

Der Preis ist natürlich das wichtigste Kriterium. Hier gibt es gerade sehr große Unterschiede, insbesondere bei den Gaspreisen. Wer jetzt noch einen günstigen Vertrag hat und noch keine Preiserhöhung erhalten hat, sollte abwarten, ob er ein Preiserhöhungsschreiben bekommt. Wer handeln muss, sollte überprüfen, ob günstige Tarife beim Grundversorger geboten werden. Wer keinen günstigen Tarif findet, sollte sich nicht zu lange binden, damit in ein paar Monaten erneut gewechselt werden kann. Wer jetzt einen günstigen Tarif mit Preisgarantie findet, sollte zuschlagen. Bevor man zu einem neuen Energieanbieter wechselt, sollte man sich so gut es geht über diesen informieren.

Manche Kunden halten ihren Stadtwerken aus lokaler Verbundenheit die Treue. Gibt es noch andere Kriterien für die Wahl des Energieversorgers als den Preis?

Optimalerweise bietet das Stadtwerk vor Ort attraktive Preise, sodass es Kunden leicht gemacht wird, ihr Stadtwerk zu unterstützen. Viele Kunden wollen ihre Region unterstützen, das ist ein gutes Argument für das Stadtwerk vor Ort. Im Moment haben auch viele Stadtwerke verhältnismäßig niedrige Preise, da sie anscheinend besser beschafft haben als der ein oder andere Discounter. Überteuert sollten die Tarife beim Stadtwerk aber nicht sein, da raten wir zum Anbieterwechsel.

Was können Betroffene tun, die befürchten, die Preise nicht mehr zahlen zu können?

Bei Minirente und geringem Einkommen lohnt es sich zu prüfen, ob ein Anspruch auf staatliche Hilfen (Wohngeld, Grundsicherung) besteht. Um eine Kontrolle über die Energiekosten zu haben, sollte mindestens einmal im Quartal der Zählerstand abgelesen werden. Energiesperren sollten auf jeden Fall verhindert werden, denn einen gesperrten Anschluss freizuschalten, ist mit Kosten verbunden. Wer nicht weiter weiß, sollte sich frühzeitig Unterstützung holen, zum Beispiel bei Sozialberatungsstellen oder der Verbraucherzentrale. Auch der Energieanbieter sollte kontaktiert werden, um gegebenenfalls Ratenzahlung zu vereinbaren.

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Was sind die Gründe für den Anstieg der Energiepreise?

Die Gaspreise und Heizölpreise sind hoch, da weltweit die Wirtschaft nach den Lockdowns wieder angezogen hat. Angebot und Nachfrage klaffen auseinander, die Angebotsseite kommt nicht hinterher. Asien zahlt sehr hohe Preise für Gas, sodass das Flüssiggas aus den USA nach Asien geliefert wird, nicht nach Europa. Die hohen Gaspreise treiben auch die Strompreise nach oben. Und beim Erdöl zeigt die OPEC bisher keine Bereitschaft zur Erhöhung der Fördermenge.

Rechnen Sie mit weiter steigenden Preisen?

Seit wenigen Wochen ist ein leichtes Absinken der Preise an den Märkten zu beobachten – zumindest bei Strom und Gas. Es ist davon auszugehen, dass die hohen Beschaffungspreise der letzten Monate im kommenden Jahr verstärkt an Verbraucher weitergegeben werden. Wer mit Öl oder Gas heizt, wird sich die kommenden Jahre auch wegen des CO2 -Preises auf höhere Preise einstellen müssen.

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