Denkmal in WesselingGodorfer Burg zu neuem Leben erweckt

Die neuen Besitzer der Burg und des Herrenhauses: Andreas Caduff (l.) und Fred Röbke mit einer historischen Wetterfahne.
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Wesseling-Berzdorf – Das Kleinod ist eingerüstet. Handwerker sind vollauf mit ihren Aufgaben beschäftigt, von überall ist Baulärm zu hören. Und mittendrin steht Andreas Caduff und freut sich. Er ist der neue Besitzer der Godorfer Burg, der das denkmalgeschützte Gebäude wieder zu einer Zier für den Ort machen will.
Die Bauarbeiten sind zwar noch in vollem Gange. Aber die Sanierung des Ensembles ist weit vorangeschritten und soll noch im November beendet sein. Dann wird Caduff aus dem zweiflügeligen Burggebäude insgesamt neun Eigentumswohnungen gemacht haben.
Acht davon sind schon an Kapitalanleger verkauft, die ihrerseits vier der Wohnungen bereits vermietet haben. In die neunte Wohnung im Adlerhaus, zu der auch der markante viereckige Turm gehört, zieht Caduff, den sein Akzent als gebürtigen Schwaben ausweist, mit seiner Frau und seinem Kind selber ein. Den Adler in einer Mauernische an der Hausfassade werde er aber wohl durch einen Geißbock ersetzen, scherzte der bekennende FC-Fan.
Der gebürtige Stuttgarter ist Unternehmer und wohnt seit anderthalb Jahren in Köln. Er zieht mit seinem Engagement einen vorläufigen Schlussstrich unter die wechselvolle Geschichte des Gemäuers (siehe „Die Geschichte des Gebäudes“), die in der Vergangenheit eher für negative Schlagzeilen und immer wieder auch für einiges Kopfzerbrechen im Wesselinger Rathaus gesorgt hatte. Nachdem ein Wesselinger Bauunternehmer das Anwesen 2003 für 600 000 Euro ersteigert hatte, nachdem es teilweise schon stark heruntergekommen war, sah es zunächst so aus, als sollte nun alles gut werden.
Der Unternehmer nahm erste Sanierungs- und Umbaumaßnahmen vor, sagte, er wolle später selbst dort wohnen. Doch bald darauf ruhten die Arbeiten, es gab unter anderem Differenzen mit dem Denkmalschutz und offenbar ging dem Eigentümer irgendwann wohl auch das Geld aus. „Damals ist auch handwerklich vieles falsch gemacht worden“, sagt Caduff heute.
Bei der Sanierung seien Leitungen falsch dimensioniert und sogar statische Probleme erzeugt worden. Der 46-jährige Geschäftsführer kaufte das gesamte rund 21 000 Quadratmeter große Gelände über seine Firma Pro Bau im Frühjahr 2013 für einen knapp siebenstelligen Betrag. Rund zwei Millionen Euro wird er am Ende in die Wiederherstellung der Burg investiert haben – inklusive Wiederaufbau des 1988 wegen Baufälligkeit abgerissenen Achteck-Turms. Auch die Gestaltung der Außenanlagen gehört dazu. Mit Strom und Wärme wird das sanierte Anwesen zukünftig über ein Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung versorgt.
Zum Areal gehört auch ein etwas abseits der Burg gelegenes Herrenhaus. Das verkaufte Caduff zusammen mit einem mehrere tausend Quadratmeter großen Grundstück an den gebürtigen Wesselinger Bauunternehmer Fred Röbke. Der hatte sich auf den ersten Blick in das waldartige Grundstück mit dem stattlichen Haus verliebt, musste im Juli 2013 aber einen herben Rückschlag hinnehmen. „Einen Tag, nachdem ich mir mit Herrn Caduff handelseinig war, ging der Dachstuhl des Gebäudes in Flammen auf“, erzählt er. Danach musste alles rausgerissen werden, nur noch die Außenmauern blieben stehen.
Mit viel Leidenschaft, ein bisschen Liebhaberei und Geld machte er aus dem 1929 erbauten Gebäude ein Passivhaus mit Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe. Seit zwei Wochen bewohnt er mit seiner Familie eine der nun entstandenen Wohnungen selbst, die übrigen zwei Wohnungen will er vermieten.
Um die Wiesenpflege auf dem naturbelassenen Grundstückteil sollen sich zukünftig ein paar Schafe kümmern, die Röbke zusammen mit einigen Gänsen halten will.