„Lokalhelden“Freunde aus Wesseling gründen Start-up für Sammelkartenspiel mit Amateurkickern

Lesezeit 4 Minuten
Die fünf Freunde Björn Machel, Viktor Reschetnikow, Marco Ng, Stergios Boucouras und Kevin Latak stecken hinter der Fußballkarten-App. Das Foto zeigt sie vor einem Kicker.

Die fünf Freunde (v.l.) Björn Machel, Viktor Reschetnikow, Marco Ng, Stergios Boucouras und Kevin Latak stecken hinter der Fußballkarten-App.

Mit der App „Lokalhelden“ können Fußballfreunde Amateurkicker aus Kreis- und Regionalligen in Kadern zusammenstellen und online gegen andere antreten.

„Fünf Freunde im Fußballfieber“ – was klingt wie der Titel eines spannenden Jugendromans für kleine Nachwuchskicker, ist in Wesseling Realität. Und dies sogar recht erfolgreich und gleichfalls spannend: Das erste und bislang einzige digitale Sammelkartenspiel für den Amateurfußball, die App „Lokalhelden“, wurde dort entwickelt und gegründet – von fünf Freunden.

In der App können User Sammelkarten von erwachsenen Amateuren, ihren Kumpeln oder Mannschaftskollegen, die deutschlandweit in den Kreis- bis Regionalligen aktiv sind, in Kadern zusammenstellen und online gegen andere Spieler antreten. Es gibt 27 verschiedene offensive und defensive Formationen, mit denen man andere Spieler zum Duell herausfordern kann.

Rund 2000 User aller Altersstufen benutzen die App täglich

Zusätzlich stellt die App tägliche, wöchentliche und monatliche Herausforderungen, die von den Usern gemeistert werden müssen. Über 15.000 Vereine finden sich in der Datenbank, rund 2000 User aller Altersstufen benutzen die App fast täglich.

Begonnen hat alles im Keller des Ideengebers und leidenschaftlichen Fußballers Viktor Reschetnikow. Nach einer Kreuzbandverletzung musste der Torwart in der Kreisliga A seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden. „Ich habe dann als Trainer gearbeitet und gemerkt, dass vielen Amateurvereinen oft Geld fehlt“, berichtet der 35-jährige.

Da er selbst begeistert von Spielen mit Sammelkarten war, entwickelte er 2015 für seinen Verein Karten, die er per Hand im Keller laminierte. Die äußerst positive Resonanz auf das Projekt ermutigte ihn, mit zwei professionellen Grafikern Designs für analoge Karten zu entwickeln.

Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus einer der Sammelkarten.

Auf die Idee muss man kommen: Fußball-Sammelbilder mit Amateur-Kickern.

In der ersten Auflage wurden 10.000 Karten von 700 Spielern gedruckt. „Wir sind mit Profi-Fotografen in die Vereinsheime gefahren und haben Porträts von den Spielern gemacht, die Kartenpäckchen dann den Vereinen kostenfrei zur Verfügung gestellt“, erzählt der Gründer.

Immer öfter dachte der hauptberuflich in der IT-Abteilung eines Baustoffhandels tätige Reschetnikow auch an eine digitale Version. Er holte seine Freunde Björn Machel, Marco Ng, Stergios Boucouras und Kevin Latak fest mit ins Team und legte los. 2020 wurde die App-Idee in das Förderprogramm der Film- und Medienstiftung NRW aufgenommen und mit 45.000 Euro für die Herstellung unterstützt, der Online-Release startete im Juli 2021.

Bis zu 30 Stunden pro Woche investiert der Gründer in die Aufbereitung der Daten

Das Besondere an der App für User ab sechs Jahren ist nicht nur, dass sie für die Vereine kostenfrei ist, sondern auch, dass die Werte auf echten Leistungen der Spieler aufbauen – jedes Spiel, jedes Tor, jede Einsatzminute in der laufenden Saison fließt mit ein.

20 bis 30 Stunden investiert der zweifache Vater jede Woche in die Aufbereitung der Daten und pflegt die neuesten Leistungen der Spieler ein. „Mir macht das Spaß, ich bin ja selber fußballverrückt. Bei einigen Vereinen hat das schon eine deutliche Steigerung der Leistung bewirkt. Es wird mehr trainiert, mehr gespielt – die Spieler wollen ihre Sammelkarte natürlich verbessern. Eine Mannschaft hat sogar jetzt den Aufstieg geschafft“, freut sich Reschetnikow.

Die Vereine profitieren aber auch durch den höheren Bekanntsheitsgrad, werden für Sponsoren interessanter und erhalten einen hohen Anteil an den Einnahmen der App als Spende – das Vereinsleben soll unterstützt werden. Marketing, Motivation und vor allem wirtschaftliche Unterstützung seien sehr wichtig für den Amateurfußball, analysiert der Gründer.

Generiert werden die Einnahmen durch den Verkauf von digitalem Zubehör an die User. Sie können digitale Trikots, Schuhe oder Kartenpacks erwerben.

Wir fünf verstehen uns immer noch sehr gut, es ist sehr harmonisch
Viktor Reschetnikow

Zur Teilnahme berechtigt ist deutschlandweit jeder Verein, die Verantwortlichen können leicht ihre Mannschaften aktivieren, dann werden die Sammelkarten freigeschaltet. „Am Anfang haben wir es uns etwas leichter vorgestellt, Vereine zu finden, die mitmachen wollen. Da mussten wir Überzeugungsarbeit leisten, es gab etwas Angst, sich auf Neues einzulassen. Jetzt läuft es besser, es gibt sogar Anfragen aus Luxemburg“, freut sich der Gründer.

Die anfänglichen Probleme, zu denen er auch den „vielen Papierkram“ zählt, konnten den BVB-Fan aber nicht bremsen: „Wir fünf verstehen uns immer noch gut, es ist sehr harmonisch. Und ich hatte den Gedanken schon so lange, ich würde es immer bereuen, wenn ich es nicht probiert hätte. Mein Tipp: Einfach mal versuchen!“

Auch für die Zukunft hat Reschetnikow schon Pläne: „Wir wollen mit Sponsoren wachsen. Und später auch mal kleine Fußballspiele für Konsolen und Handys starten, eine Weiterentwicklung von unserer jetzigen App.“ Eine Art „Fifa Light“, so Reschetnikow.

KStA abonnieren