Der Cartoonist Martin Perscheid bezeichnete sich als „waschechten Wesselinger Jung“. Nun benennt seine Heimatstadt einen Platz nach ihm.
Martin Perscheid geehrtWesseling widmet seinem berühmten Cartoonisten einen Platz

Wenn der Platz vor dem Bürgerbahnhof fertig ist, soll der nach dem bekannten Cartoonisten Martin Perscheid benannt werden.
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Berühmt wurde er mit seinen abgründigen Cartoons. Gern nahm Martin Perscheid den Alltagswahnsinn aufs Korn, aber auch korrupte Politiker, stumpfsinnige Rassisten und menschenverachtende Terroristen. Vor nicht ganz vier Jahren verstarb er im Juli 2021 nach schwerer Krankheit im Alter von nur 55 Jahren und mit ihm einer der berühmtesten Söhne Wesselings. Der Künstler bezeichnete sich selbst als „waschechten Wesselinger Jung“.
Nun ehrt und erinnert an ihn die Stadt Wesseling mit der Benennung des Areals vor dem zukünftigen Bürgerbahnhof in Martin-Perscheid-Platz. Dies hatte der Rat jüngst in großer Einigkeit beschlossen. Noch ist der Platz eine große Baustelle, aber das Umfeld des historischen Bahnhofsgebäudes von 1905, das zum Bürgerbahnhof aus- und umgebaut wird, soll sich in den kommenden Monaten sichtbar verändern und mit neuen Sitzgelegenheiten und Grünflächen umgestaltet werden. Dazu wäre dem Comic-Zeichner sicher eine skurrile Skizze eingefallen.
Martin Perscheid lebte bis zu seinem Tod in Wesseling
Bürgermeister Ralph Manzke freut sich über die Ehrung Perscheids, über die er zuvor auch mit dessen Familie gesprochen hat. „Er lebte und arbeitete bis zu seinem Tod hier. Ich bin glücklich, dass wir ihm nun die Ehre erweisen können, ihm einen Platz in unserer, in seiner Stadt zu widmen“, betont er. „In Kassel steht das ‚Denkmal des Unbekannten Idioten‘, Perscheids bekanntester Figur, seit 2016 auf dem Vordach der Galerie am KulturBahnhof. Nun liegt bald der Martin-Perscheid-Platz vor unserem Bürgerbahnhof. Das passt doch ganz gut“, findet Manzke.
Geboren wurde Perscheid 1966 in Wesseling. Hier lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod. Seine Cartoons wurden seit 1994 in zahlreichen Zeitungen veröffentlicht. Im Jahr 1995 veröffentlichte der Wesselinger sein erstes Buch. Auch im Kreis gewann der Künstler 2014 den Sonderpreis für seine Originalität. Er schuf mehr als 4300 Cartoons unter dem Titel „Perscheids Abgründe“ und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt unter anderem den Max-&-Moritz-Preis für die beste deutsche Comic-Serie.
Das Zeichnen skurriler Situationen war seit Kindestagen seine Leidenschaft. Es hat ihn ein Leben lag gereizt, mit dem Bleistift in der Hand, die Dinge des Lebens auf die Spitze zu treiben. Dafür stolperten seine Figuren, allesamt dicklich, meist bebrillt und mit Knollennase versehen, durch viele Katastrophen. „Seine Furchtlosigkeit vor Blicken in menschliche Abgründe des Sexismus, Rassismus, die Ignoranz, Korruption und Dummheit und wie er all das mit beißendem Spott und rabenschwarzem Humor in Cartoons einfing, war einzigartig“, schrieb der Lappan Verlag damals in seinem Nachruf.