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Staatsschutz ermitteltRadikale Schmierereien an einer Unterkunft für Geflüchtete

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Das Foto zeigt das Areal für die neue Wohnanlage für Geflüchtete in Frechen.

Einigen Wesselinger Bürger und Bürgerinnen steht die neue Wohnanlage für Geflüchtete zu nah an den Gräbern.

Der Keldenicher Ortsbürgermeister Paul Hambach ist besorgt. Denn noch sind die Unterkünfte für Geflüchtete nicht fertig.

Noch sind die neuen Unterkünfte für Geflüchtete in Wesseling-Keldenich nicht bewohnt, trotzdem gab es bereits radikale Schmierereien, die zuletzt sogar die Polizei und den Staatsschutz auf den Plan riefen. „Ich wurde morgens angerufen“, berichtete Ortsbürgermeister Paul Hambach. Noch am gleichen Vormittag habe die Polizei und der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen und ein Fachunternehmen die Schmierereien wieder entfernt.

Die Polizei des Rhein-Erft-Kreises bestätigt auf Anfrage den Einsatz. Man sei an jenem Samstagmorgen gegen neun Uhr in Wesseling-Keldenich auf dem Friedhofsweg im Einsatz gewesen. Die Beamten hätten direkt auch eine Strafanzeige aufgenommen.

Stadt Wesseling hofft, dass die Unterkunft im Mai bezogen werden kann

„Solche Schmierereien geben schon Grund zur Sorge“, sagt Hambach. Auf dem Gelände in Keldenich, das einmal als Erweiterungsfläche für den Friedhof gedacht ist, entsteht zurzeit Wohnraum für rund 75 Geflüchtete. Die mobilen Einheiten wurden bereits im Februar aufgebaut.

Aktuell laufen noch Arbeiten an den Ver- und Entsorgungsleitungen. Auch ein Zaun muss noch aufgebaut und der Außenbereich der Wohnanlage gestaltet werden. Die Stadt hoffe, dass die Unterkunft im Mai bezogen werden kann.

Hambach weiß, dass der Standort der Wohnanlage nicht unumstritten ist. Auch wenn er diesbezüglich noch nicht persönlich angesprochen worden sei, so habe er doch schon von einigen Diskussionen gehört. Einige Bürger haben sich in einem Brief direkt an Bürgermeister Ralph Manzke gewandt und auch in den sozialen Netzwerken kam es immer mal wieder auch zu negativen Anmerkungen über die neue Flüchtlingsunterkunft.

Kinder können problemlos bei Beerdigungen zusehen

Dabei wurde besonders die Nähe zu den Grabstätten kritisiert. Das jedoch empfinden andere Bürgerinnen und Bürger als schlichtweg übertrieben und verweisen auf die Schiller-Schule in direkter Nachbarschaft zum alten Friedhof.

Problemlos könnten die Kinder dort sogar aus ihren Klassenzimmern und dem Pausenhof direkt auf die Grabreihen blicken – mitunter sogar bei Begräbnissen zusehen. „Es existieren vereinzelte Stimmen, die die Flüchtlingsunterkunft auf dem Friedhofserweiterungsland kritisch sehen“, weiß auch die Pressesprecherin der Stadt Wesseling, Andrea Kanonenberg.

Doch genauso gäbe es auch viele Bürgerinnen und Bürger in Keldenich, die die Geflüchteten gerne in ihrer Mitte willkommen heißen wollten. Auch betonte sie, dass der Standort mit den Flüchtlingsunterkünften nach der Fertigstellung auch noch deutlich gegenüber dem Friedhof abgegrenzt wird.

Kirmesplatz unterhalb des Pfarrhauses sei auch im Gespräch gewesen

Der Standort ist für Paul Hambach alternativlos. „Es gibt ja kaum mehr städtische Grundstücke in Keldenich“, erklärt er. Im Gespräch sei zwar auch der Kirmesplatz unterhalb des Pfarrhauses gewesen. Doch dies hätte große Konsequenzen für die Keldenicher gehabt. „Wäre der Platz mit Wohnunterkünften bebaut worden, wäre er für mindestens fünf Jahre nicht mehr für die Veranstaltungen nutzbar gewesen.“

Bewusst habe er sich deswegen dagegen entschieden. „Wir haben doch auch eine Verantwortung gegenüber unseren Bürgern und Vereinen hier in Keldenich“, erklärt er seine Haltung.

Eine weitere Wohnanlage mit insgesamt rund 150 Plätzen für Geflüchtete entsteht auch in Urfeld. Aktuell leben rund 540 Geflüchtete aus 28 Nationen in Wesseling. Die größte Gruppe stellen dabei zurzeit die ukrainischen Geflüchteten mit rund 330 Menschen.

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