Wertvolles AltpapierPapiermangel führt bei der RSAG zu steigenden Einnahmen

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Gepresst in bis zu 800 Kilogramm schwere Ballen verlässt das anfallende Altpapier die Sortieranlage der RSAG. 

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Holz, Bauschutt, Kunststoff und sogar ein gefüllter Staubsaugerbeutel. Es gibt fast nichts, was die Mitarbeiter der Altpapiersortieranlage der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) nicht in den Papier- und Pappbergen finden, mit denen sie täglich beschäftigt sind. „Hin und wieder stoßen wir auch mal auf ein totes Tier“, schildert Betriebsleiter René Sasse.

50 bis 60 Lkw-Ladungen Papier und Pappe, die die RSAG bei Privathaushalten und Gewerbegebieten abgeholt hat, werden täglich auf der Sortieranlage im Schatten der Bonner Müllverbrennungsanlage angeliefert. Dort hat die RSAG zwei Sortierstraßen angemietet. Gleich nebenan sortiert das private Entsorgungsunternehmen Remondis.

Papiermangel bedeutet für RSAG steigende Einnahmen

Das Material, das Sasse und etwa ein halbes Dutzend Mitarbeiter im Zwei-Schicht-Betrieb sortieren, ist in diesen Tagen ein hochbegehrter Rohstoff. Denn es herrscht Ebbe auf dem Papiermarkt. Das bekommen zurzeit nicht nur Zeitungs- und Buchverlage schmerzhaft zu spüren. Die Nachfrage nach Papier ist seit Monaten aus verschiedenen Gründen größer als das Angebot.

Die Folge sind für die einen hohe Preise und Lieferengpässe. Für die RSAG dagegen bedeutet der Papiermangel steigende Einnahmen.

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Weil die Nachfrage nach Papier derzeit besonders hoch ist, sind die Lager der RSAG vergleichsweise leer. 

Rund 48.000 Tonnen Altpapier sammelt der Entsorger jährlich bei den Haushalten und Gewerbebetrieben in der Region ein – das sind pro Einwohner im Kreisgebiet und Jahr rund 80 Kilogramm. Hinzu kommen jährlich rund 22.000 Tonnen, die die RSAG für den kommunalen Bonner Entsorger Bonnorange mitsortiert.

Aus dem linksrheinischen Kreisgebiet kommt das Altpapier direkt mit den RSAG-Müllwagen nach Endenich. Die Papierberge aus dem Rechtsrheinischen werden zuerst nach Troisdorf und dann auf große Sattelschlepper verladen, die über die Nordbrücke zur Sortieranlage nach Bonn pendeln.

Es entstehen verschiedene Papierqualitäten

Dort muss das Gemisch aus Zeitungen, Illustrierten, Prospekte, Kartons, anderen Papierverpackungen aber sortiert werden, um unerwünschte Fremdstoffe herauszuholen. „Wir gewinnen hier vier verschiedene Papierqualitäten“, erläutert Betriebsleiter Sasse. Die Bandbreite reicht vom hochwertigen und deshalb besonders gut zu vermarktendem Deinking-Papier über den sogenannten Druckstampf und das Mischpapier bis zum sogenannten Kaufhaus-Papier. Sie unterscheiden sich jeweils durch einen unterschiedlich hohen Anteil des sogenannten grafischen Papiers, also Papier von Zeitungen und Zeitschriften.

Besonders hoch ist dieser Anteil beim Deinking-Papier, aus dem sich Druckfarben relativ leicht entfernen lassen. Am geringsten ist er bei der Kategorie Kaufhaus, die zu 70 Prozent aus Wellpappe besteht, sowie aus Vollpappe und Packpapier.

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Zeitungen, Kartonagen und andere Verpackungsmaterialien werden maschinell und von Hand sortiert. 

Seit Jahren nimmt der Anteil der Pappverpackungen im Altpapier deutlich zu, in der Pandemie ist ihr Anteil noch einmal deutlich gestiegen. „Man kann fast schon von einer Amazonisierung des Altpapiergeschäfts sprechen“, sagt Betriebsleiter Sasse.

Sortiert wird in den zwei Straßen der RSAG überwiegend maschinell. Bevor die verschiedenen Papier-Fraktionen zum Weitertransport zu 600 bis 800 Kilogramm schweren Ballen gepresst werden, sortieren RSAG-Mitarbeiter letzte Fremdstoffe aber noch einmal per Hand aus.

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Das bei der RSAG sortierte Altpapier geht vor allem an Papierfabriken in einem Umkreis von rund 150 Kilometern um den Rhein-Sieg-Kreis, etwa nach Düren, Hürth und Mayen. Aber auch ein Papiermakler in den Niederlanden gehört zu den Kunden der RSAG. Sie müssen angesichts steigender Preise je nach Papierqualität zurzeit etwa 150 Euro pro Tonne Altpapier bezahlen. „Wir hatten aber auch schon Jahre, da haben wir für die Tonne nur 40 Euro bekommen“, schildert RSAG-Pressesprecher Joachim Schölzel.

Für Transport und Sortierung des Altpapiers muss das Entsorgungsunternehmen 60 Euro pro Tonne aufwenden. „Im Moment machen wir mit dem Altpapier also Gewinn, es gab aber auch schon Jahre, da haben wir draufgezahlt“, sagt der RSAG-Sprecher. Überschüsse aus der Altpapier-Vermarktung fließen in die Gebührenkalkulation der RSAG. Schölzel: „Davon hat jeder also jeder Bürger im Rhein-Sieg-Kreis etwas.“ 

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