Auch in Sankt Augustin, Bonn und in Regensburg sollen zwei Männer mit Drogen gehandelt haben, die sich vor dem Landgericht Bonn verantworten müssen.
Anklage vor dem LandgerichtBonner sollen Drogen für fast fünf Milliionen Euro verkauft haben

Vor dem Bonner Landgericht hat der Prozess gegen zwei mutmaßliche Drogenhändler begonnen, die ihre Ware auch in Sankt Augustin und Bornheim verkauft haben sollen.
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Im März 2021 schlossen Fahnder von Europol den Messenger SkyECC, nachdem die Daten des angeblich sicher verschlüsselten Kommunikationsdienstes geknackt und Tausende von Nutzern enttarnt worden waren. Kriminelle sollen das System ebenso wie den ein Jahr zuvor enttarnten Anbieter EncroChat verwendet haben, um sich Nachrichten zu schicken und Deals abzusprechen.
Zwei mutmaßliche Anwender der beiden Krypto-Dienste stehen seit Montag vor der Strafkammer 7a des Bonner Landgerichts. Die 30 und 33 Jahre alten Männer müssen sich wegen mehrerer Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, zwischen dem 2. April 2020 und dem 8. März 2021 mit großen Mengen von Marihuana und Kokain gehandelt zu haben. 38 Fälle wurden nach der Auswertung ihres Chatverlaufs angeklagt, die sie entweder gemeinsam oder jeweils einzeln begangen haben sollen. Die Drogen wurden nach den Ermittlungen in Bonn, Bornheim, Sankt Augustin oder auch im bayerischen Regensburg umgeschlagen.
Die Drogen wurden auf Parkplätzen und an Tankstellen übergeben
Das Geschäft lief laut Anklage in der Regel so ab: Ein namentlich bekannter Besteller, gegen den gesondert ermittelt wird, orderte kiloweise Marihuana und Kokain bei den Angeklagten, die sie ihm besorgt haben sollen; die Übergabe der Ware plus Bezahlung fand mal nachts auf einem Parkplatz oder auch abends an einer Tankstelle statt. Andere Auftraggeber tarnten ihre Namen hinter Buchstaben- und Zahlenkombinationen („LF6 LF3“ oder „SZW 38 A“), auch sie wurden bedient. Für ein Kilogramm Kokain waren zwischen 35.000 und 36.000 Euro fällig; manchmal wechselten an den Übergabepunkten bis zu 200.000 Euro den Besitzer. Woher die beiden in Bonn lebenden Männer den Stoff beschafft haben, ist nicht klar.
Die Staatsanwaltschaft glaubt, ihnen in einem Fall nachweisen zu können, dass sie zwischen dem 15. und 17. Januar 2021 25 Kilogramm Marihuana von Spanien ins Rheinland transportierten und hier verkauften. Mit dem Drogenhandel sollen sie nach Berechnungen der Anklägerin 4,8 Millionen Euro verdient haben, die sie als sogenannter Tatertrag an die Staatskasse zahlen sollen.
Die Angeklagten machten am ersten Verhandlungstag keine Angaben, weder zur Person noch zu den Tatvorwürfen. Ihre Verteidiger hatten sich vorab in einem Rechtsgespräch nach einem möglichen Strafmaß erkundigt; die Staatsanwältin sagte, bei einem umfassenden Geständnis würde sie eine Haftstrafe von jeweils bis zu fünfeinhalb Jahren fordern, ohne Geständnis zwei Jahre mehr. Die Kammer unter Vorsitz von Frederik Glasner nahm diese Aussage lediglich zu Protokoll, lehnte aber eine Verständigung ab. Das heißt: Es gibt keine Absprache über ein mögliches Urteil. Das Verfahren ist bis Mitte Oktober terminiert.