BauarbeitenSternekoch für den Drachenfels
Königswinter – Dichte Nebelschwaben hängen über dem Siebengebirge, von der Burgruine auf dem Drachenfels ist nicht viel zu sehen. Früh am Tag ist es, doch auf dem Aussichtsplateau unterhalb der Ruine wird schon hart geschuftet. Mit einem Radlader schaffen die Arbeiter Kücheninventar und die Ausstattung einer Kühlkammer in den gläsernen Neubau der Gaststätte und in die Küchenräume. Mitten drin sehen Hermann Nolden (55) und Philipp Bahle (29) nach dem Rechten, dirigieren hier, geben dort Anweisungen.
Der Pächter und sein Chefkoch sehen zu, dass alles seinen Platz findet, denn am Freitag, 30. November, öffnet das Ausflugsziel auf mehr als 300 Metern Höhe – gefeiert wird zunächst mit geladenen Gästen. Echte Herausforderung Bahle gibt sich gelassen, doch er weiß: „Die Arbeit hier oben wird eine echte Herausforderung.“ Vor vier Jahren kam der Koch aus Berlin an den Rhein: Er nahm den Posten des „Sous-Chef“ in der „Villa Leonhart“ ein, dann wurde er Chefkoch und das schmucke Restaurant in der Altstadt von Königswinter erhielt 2009 seinen ersten Michelin-Stern. Bis heute hat diese Auszeichnung Jahr für Jahr ihre Gültigkeit behalten. Und seither darf sich Philipp Bahle als „Sterne-Koch“ bezeichnen.
„Hier oben wollen wir den Gästen alles bieten, von gut bürgerlich bis exquisit“, sagt er und nennt den künftigen Preis einer Currywurst: 3,50 Euro soll sie kosten. „Im Ausflugslokal bieten wir den Tagestouristen natürlich günstige Speisen an, während im Event-Bereich natürlich alles möglich ist.“ Die Verantwortung für die Kühle teilt sich Bahle fortan mit Giovanni Krea (52), zusammen sind die beiden Männer schon im „Grafenwerth“ auf der Insel bei Bad Honnef tätig. Seit einem Jahr aber planen sie den Einsatz auf dem Drachenfels.
Ab dem 1. Dezember ist die neue Herberge im Glaskubus an jedem Wochenende geöffnet, an den ersten beiden Wochenenden macht die Zahnradbahn Pause von der Winterpause und pendelt mit Schaulustigen in Richtung Gipfel. Geplant hat den Kubus der Kasseler Architekt Tore Pape (39). Für Veranstaltungen stünden die Räume indes jederzeit zur Verfügung, betont Pächter Hermann Nolden, der schon einmal die Gaststätte auf dem Wahrzeichen gepachtet hatte und sich vor fünf Jahren, mit Beginn der Planung für die Sanierung, entschied, es wieder zu tun. 35 Beschäftige soll sein neuer Betrieb am Ende haben.
„So viele sind mindestens nötig, denn spätestens ab den Ostertagen rechnen wir mit zehntausenden Besuchern, vor allem an den Wochenenden“, schildert Nolden. Stolz ist er auf sein neues Haus, nur zögernd aber zeigt er die schwarzen Querstreifen, die schon an einem der riesigen Fenster kleben: Sie sollen Vögel vor vielleicht tödlichen Zusammenstößen mit dem harten Glas bewahren. Nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland gegen den seiner Meinung nach mangelhaften Vogelschutz an dem Neubau geklagt hatte und vor dem Kölner Verwaltungsgericht Recht bekam, sollen diese zwei Millimeter breiten Streifen alle Glaselemente der Fassade in einem Abstand von 2,8 Zentimetern bedecken.
Gegen dieses Urteil haben sowohl die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Königswinter als Bauherrin und der Rhein-Sieg-Kreis als Beklagter Berufung eingelegt. Es könne aber durchaus ein bis zwei Jahre dauern, bis darüber entschieden sei und man wisse, wie es weitergeht, sagt derweil Kreis-Sprecherin Bettina Heinrichs-Müller. Denkt Pächter Nolden an diesen Zustand, wird er prompt nicht mehr zitierfähig. „Am Ende aber wird sich alles zu unseren Gunsten fügen“, glaubt er jedoch. Auch ist der Geschäftsmann davon überzeugt, dass vieles zur Eröffnung fertig ist. „Vieles, aber nicht alles“, kündigt derweil Projektleiter Ägidius Strack (57) aus Rösrath an.
„Zurzeit arbeiten noch etwa 20 Gewerke gleichzeitig.“ Komplett fertiggestellt ist bereits die Ostterrasse mit ihren ausladenden und barrierefreien Stufen, auf denen Wanderer künftig rasten sollen. An den anderen Terrassen wird noch gearbeitet, von den neuen Kolonnaden – Baubeginn in Kürze – allerdings fehlt noch jede Spur. Diese stellen eine Verbindung zur Bergstation der Zahnradbahn her, die dort oben einen neuen Bahnhof erhält. Auch dieser besteht bisher nur auf dem Architektenpapier. Großes Fest geplant Mit einem großen Fest soll übrigens am 2. März 2013 das neue Ausflugsplateau freigegeben werden.
9,3 Millionen Euro kostet die Umgestaltung, einst geplant waren 8,2 Millionen Euro. So ließen sich die Pläne, den Neubau auf dem Kellergewölbe des im Januar abgerissenen Betonklotzes aus den 70er Jahren zu errichten, nur teilweise umsetzen: Die Substanz wollte nicht standhalten. „Das hat zu mancher Verzögerung geführt“, bedauert Strack. Ursprünglich sollte die neue Gaststätte bereits im vergangenen September eröffnen. „Wird Zeit, dass es losgeht“, betont Küchenchef Philipp Bahle, der endlich seine neue Arbeit antreten möchte und den Drachenfels („Der Drachenfels“) als Marke im deutschen Tourismus etablieren möchte.