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Warnungen zum TrotzTaliban verschaffen sich in Bonn Zugriff auf sensible Daten

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Das afghanische Generalkonsulat in Bonn im Oktober 2025.

Das afghanische Generalkonsulat in Bonn im Oktober 2025.

Die Mitarbeitenden des Generalkonsulats in Bonn traten aus Protest gegen den Einzug der Taliban geschlossen zurück.

Bereits seit Wochen warnten Menschenrechtsaktivisten vor den Auswirkungen einer Übernahme des Generalkonsulats in Bonn durch die Taliban. Der bisherige Generalkonsul, Hamid Nangialay Kabiri, sowie seine 22 Mitarbeitenden legten schließlich geschlossen aus Protest ihre Arbeit nieder. Dennoch zogen Vertreter des islamistischen Regimes in das Gebäude in Bonn-Ückesdorf ein. Sie verschafften sich damit auch Zugriff auf sensible Daten, die tausende Menschen in Gefahr bringen könnten.

Denn das unscheinbare Mehrfamilienhaus im Süden Bonns birgt aus Sicht der Taliban einen Schatz. Auf den Servern liegen Daten zahlreicher afghanischer Botschaften und Generalkonsulate, die nicht mit den Radikalislamisten in Kabul kooperieren und sich gegen eine Vereinnahmung wehren.

Vertrauliche Daten in Bonn: Ehemaliger Mitarbeitende warnten öffentlich

„In den vergangenen nahezu vier Jahren haben wir die persönlichen Daten und Dokumente von Hunderttausenden afghanischer Staatsangehöriger, insbesondere jener, die im Rahmen internationaler Evakuierungs- und Umsiedlungsprogramme aus Afghanistan evakuiert wurden, geschützt“, erklärten die ehemaligen Mitarbeitenden des afghanischen Konsulats in Bonn in einer Stellungnahme vom Dienstag (7. Oktober).

Diese Unterlagen seien unter strikter Wahrung von Vertraulichkeit und technischen Sicherheitsstandards sicher aufbewahrt worden. Trotz erheblichen Drucks habe man diese Materialien nie an die Taliban übergeben.

Die Mitarbeitenden des afghanischen Generalkonsulats in Bonn legten aus Protest auf die Entscheidung ihre Arbeit nieder.

Die Mitarbeitenden des afghanischen Generalkonsulats in Bonn legten aus Protest auf die Entscheidung ihre Arbeit nieder.

Im Zusammenhang mit den Bestrebungen zur zwangsweisen Abschiebung einiger afghanischer Staatsangehöriger, hat das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland zwei Diplomaten aus Kabul ins Land gelassen. „Zur Wahrnehmung von Konsularaufgaben“, wie es damals hieß.

Bonner Daten könnten Oppositionelle und Familien in Gefahr bringen

Aus Protest gegen diesen Vorgang hat das bisherige Personal des Konsulats in Bonn geschlossen gekündigt. Aus ihrer Sicht hat Bundesminister Alexander Dobrindt mit der Einsetzung der Taliban-Vertreter die Büxe der Pandora geöffnet. Denn gerade die Afghaninnen und Afghanen, die seit 2021 aus Angst vor den Taliban aus ihrer Heimat geflohen waren, wandten sich an die Botschaft in Bonn. Hier bekamen diese Menschen Bescheinigungen, Pässe, Geburts- und Eheurkunden, Taufscheine. Hier, glaubten sie, seien ihre Daten sicher. Bis jetzt.

Durch den Einzug der Taliban ins Generalkonsulat Bonn sind also nicht nur Oppositionelle im Exil in Gefahr. Vor allem deren Familien in Afghanistan müssen jetzt Repressalien der Radikalislamisten fürchten. Denn durch die Bonner Daten lässt sich nun herausfinden, wer mit wem verwandt ist und wo in Afghanistan diese Menschen wohnen.

Warum das Auswärtige Amt nicht auf die Warnungen reagierte, bleibt bis heute unklar. Menschenrechtsaktivistin Patoni Teichmann kann das nicht verstehen. „Die Deutschen haben hier praktisch die Arbeit der Taliban gemacht“, sagte sie der ARD.