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VersteigerungAuktion in Köln – Botschaften in Bonn suchen neue Besitzer

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Bonn – Eine Auktion in Köln lenkt mal wieder den Blick zurück auf Bonner Hauptstadtzeiten: Am 12. Dezember werden im Hilton Hotel in der Domstadt die ehemalige Botschaft und Residenz der Republik Indonesien versteigert. Veranstalter ist die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG (WDGA).

Bis zum Umzug der Bundesregierung nach Berlin im Jahre 1999 waren 150 Länder in Bonn akkreditiert; nicht alle hatte hier eine Vertretung, bei kleineren Staaten übernahm auch schon mal der Botschafter in London die Aufgabe in Deutschland gleich mit.

Zwei Drittel der Botschaften saßen mit ihrer Kanzlei in Bad Godesberg, das sich deshalb auch gern mit dem Titel Diplomatenstadtteil schmückte. Das war vorbei, als der Exodus an die Spree einsetzte; die letzte Botschaft, die noch über eine komplette Kanzlei in Bad Godesberg verfügte, die der Republik Kongo, ging Anfang 2010.

Nicht für alle ehemaligen Diplomatenhäuser wurden gleich Nachnutzer. So wie etwa für die britische Residenz in der Heisterbachstraße, in der weiland Prinz Charles und Lady Di bei ihrem Bonn-Besuch 1987 eingekehrt waren. Die imposante Villa mit dem unverbaubaren Rheinblick wurde an Geschäftsleute aus Bonn verkauft. Die britische Kanzlei an der B 9 – hier hatte ein Geheimagent namens David John Moore Cornwell sein Büro, der besser bekannt ist unter seinem Schriftstellernamen John le Carré – wurde zusammen mit dem benachbarten CDU-Hochhaus abgerissen; heute befindet sich dort die Telekom-Zentrale.

In der italienischen Residenz in der Rolandstraße, um ein weiteres Beispiel zu erwähnen, wohnt ein Bonner Unternehmer. Das herrschaftliche Anwesen war, wie auch das der Briten, wiederholt Kulisse für Filmaufnahmen.

Zehn bis 15 Ex-Botschaften aber stehen in Bonn auch Jahre nach dem Exodus der Diplomaten noch leer. Sagt Michael Wenzel. Der frühere Rundschau-Mitarbeiter, seine Mutter Portugiesin, sein Vater Deutscher und beide 40 Jahre im portugiesischen Staatsdienst, ist ein Kenner Bad Godesbergs und bietet dort zusammen mit Stadtmarketing Botschaftstouren an.

Fragt man ihn nach einem markanten Leerstand, verweist er auf die ehemalige Botschaft Irans direkt an der B 9, ein sechsstöckiges Gebäude mit orientalischen Fassadenverzierungen, die aber längst ihren Glanz verloren haben. In einer Immobilienbroschüre aus dem Jahre 2012 wird die Botschaft in schönster Maklerpoesie als „sonnenverwöhntes Prestigeobjekt“ bezeichnet. In Internetforen, in denen nach sogenannten lost places, also vergessenen Orten, gefahndet wird, spielt das Gebäude aus dem Jahr 1970 eine große Rolle. Nutzer zeigen in den Foren Fotos, die sie heimlich auf iranischem Grund gemacht haben.

Ebenfalls zur Kategorie „Vergessene Orte“ gehören Botschaft und Residenz von Nepal in Mehlem, die verfallen und von Grün überwuchert sind. Gleich nebenan, in der Straße Im Hag 24, liegt die indonesische Residenz, die jetzt unter den Hammer kommt. Auf 2300 Quadratmetern Grundstücksfläche befinden sich das ein- bis zweigeschossige Gebäude aus den 1960er Jahren, dazu Garage und Schwimmbecken. Laut WDGA beträgt das Mindestgebot 765 000 Euro. Die frühere Botschaft des Inselstaats in der Bernkasteler Straße 2 in Friesdorf soll 995 000 Euro kosten. „Schon im Vorfeld der Auktion verzeichnen wir ein starkes Interesse von professionellen Investoren wie Projektentwicklern, die derzeit unterschiedliche Nutzungskonzepte prüfen“, sagt WDGA-Vorstand Florian Horbach.

Von derartigen Perspektiven ist die ehemalige syrische Botschaft in der Andreas-Hermes-Straße in der Rheinaue weit entfernt. Sie wurde 1990 eröffnet, ein Jahr vor dem Berlin-Beschluss des Bundestages. Besucher schwärmten von der orientalischen Pracht der Innenräume, sprachen von einem „Märschen aus 1001 Nacht“. Vor zwei, drei Jahren nutzte die Deutsch-Syrische Gesellschaft den Ort gelegentlich für Veranstaltungen. Das Land im Kriegszustand hat andere Sorgen, als sich um seine einstige Vertretung in Bonn zu kümmern . . .

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