Saunalandschaften und Salzgrotte im Rhein-Sieg-KreisDiese Saunas locken in Rhein-Sieg zum Entspannen

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Rhein-Sieg-Kreis – Wasser, Wärme, Wohlbefinden. Diesen Dreiklang genießen viele Menschen regelmäßig. Für unsere Serie „Ganz mein Geschmack“ haben wir diesmal Saunalandschaften besucht.

Marivent Sauna, Siegburg

Es ist der vielleicht spektakulärste Blick auf die Abteikirche. Im wohlig warmen, köstlich blubbernden Wasser sitzend ragt sie nicht weit entfernt in den Himmel. Egal ob von der Sonne beschienen oder am Abend von Scheinwerfern beleuchtet – das altehrwürdige Gemäuer springt ins Auge. Der Whirlpool mit dieser grandiosen Aussicht steht in der Marivent Sauna, seit 2002 lässt er sich genießen. Auch die Panoramasauna erlaubt dieses Spektakel, im Schweiße eines jeden Angesichts. Sie thront auf dem Dach des Wellness-Parks an der Zeithstraße.

Tatsächlich gibt es hier ein breites Spektrum an Wohlfühlangeboten. Andreas Beier zum Beispiel bietet Massagen und Krankengymnastik, bei Taisho Sports können Gewichte gestemmt werden. Wer mag, kann sich die Haare schneiden oder ein Tattoo stechen lassen. So mancher Saunagast genießt nach dem Schwitzen einen Cocktail unten im „Cubana“, das am Abend auch das Essen für das Restaurant neben dem Dampfbad liefert. Andere kommen am Wochenende erst zum Saunieren, anschließend gehen sie hinunter zu den zahlreichen Konzerten im „Cubana“-Keller.

Das Wellness-Angebot erstreckt sich über mehrere Etagen, bis in den Garten, wo die Kelo-Sauna auf 95 Grad Celsius erhitzt wird. Im Winter werden wieder die klassischen Birkenquast-Aufgüsse angeboten, wie überhaupt Chef Gilbert Lemmerz nicht gleich jedem Trend hinterher rennt. Sechs Saunen und ein Dampfbad bedienen er und sein Team. In der großen Sonnenterrasse, die zur Hälfte vom Restaurant-Personal bespielt wird, ist ein runder Pool eingelassen. Von hier gibt es einen herrlichen Blick hinüber zu den Wolsbergen, in der Ferne ziert das Siebengebirge den Horizont.

Die Marivent Sauna ist großzügig gestaltet, bietet viel Platz und ist selten wirklich krachend voll. Seele baumeln lassen funktioniert hier mitten in der Kreisstadt. Übrigens, zu Silvester gibt es Entspannung mit Büffet, Sekt und Panoramablick aufs Feuerwerk.

Salzgrotte, Sankt Augustin

Unter den Füßen knirscht es, an den Wänden sind dicke, hellorangefarbene Brocken übereinander gestapelt, in einer Ecke zischt’s. Sieben Menschen haben es sich in den Liegestühlen gemütlich gemacht, zugedeckt von Christina Barth, und atmen tief durch. Auch ohne frische Brise soll die Luft hier so salzgeschwängert sein wie an der Küste.

Außen an dem weißen Zweckgebäude zwischen Fitnessstudio und Architekturbüro an der Alten Heerstraße in Sankt Augustin weist nur ein Schild den Weg in die Salzgrotte. Vor zehn Jahren hat sich Christina Barth mit dem Wellnessangebot selbstständig gemacht. „Wir waren damals die vierzehnte Grotte in Deutschland“, erzählt die 35-Jährige. „Mittlerweile sind es zwischen 2000 und 3000.“ Der Markt scheint gesättigt, viele machten ihre Grotten schon wieder dicht.

Barth, die einige Monate Naturheilkunde studiert hat und dann auf Mathematik, Betriebs- und Kommunikationswirtschaft umsattelte, kam auf die Idee mit dem Salz durch ihre Mutter. Sie seien dann „durch Europa gekurvt“ und hätten sich diverse Vorbilder angesehen. Nachgebildete Stalaktiten kamen für Barth nicht in Frage. „Das ist Schaumstoff, künstlich, ich wollte aber nur Natur hier drin, Holz, Gips und Salz.“

Die Brocken an den Wänden kommen aus Pakistan, von den Ausläufern des Himalayagebirges, die Kristalle auf dem Boden aus dem Toten Meer, der Vernebeler, „ein medizinisches Gerät“, bläst Dampf aus Halitsalz in die Luft, „das ist das reinste, fast durchsichtig“. Barth vergleicht das Prinzip mit einem Inhalator, nur dass in der Grotte die Menschen 45 Minuten liegen, atmen und entspannen.

Die Grotten dürften nicht mehr mit der therapeutischen Wirkung werben, sagt sie, „unsere Erfahrung ist aber, dass das Salz bei Atemwegsbeschwerden wohltuende Wirkung entfaltet“. Es gebe viele Kunden mit Asthma, chronischer Bronchitis bis hin zur Lungenkrankheit COPD, die seit zehn Jahren regelmäßig kämen, „einmal die Woche“.

Für Eltern mit Kindern bietet sie sogar eine eigene Stunde an, hält dafür auch Bilderbücher bereit. „Vorlesen und leise Gespräche sind erlaubt. Rumtoben aber nicht.“

Aggua-Sauna, Troisdorf

Ins Schwitzen kommen kann man täglich im Aggua, der Sonntag aber garantiert Gäste ohne Hülle in Fülle. Auf der Homepage des Saunadorfs ist der Besucherandrang an den einzelnen Tagen und zu den verschiedenen Tageszeiten abzulesen. Grob gesagt, ist es morgens ruhiger und dienstags am leersten. Die Sauna im Aggua-Freizeitbad hat acht verschiedene heiße Angeboten und zählte im vergangenen Jahr knapp 45 000 Nutzer.

Die schätzen zum einen die recht zentrale Lage in Troisdorf an der Stadtgrenze zu Siegburg, zum anderen die Ruhe am grünen, Baum bestandenen Aggerufer. Nur in den Sommermonaten, wenn das benachbarte Freibad geöffnet ist, sind spielende Kinder zu hören.

2011 brachte der Ausbau einen neuen Schub: Das Pfahlbau-Saunadorf steht auf Stelzen und ragt bis in die Baumwipfel. Die Finnische Sauna, mit 95 Grad Celsius die heißeste, brannte kurz darauf aus, ist aber längst wieder saniert. Die Besucher können Lichttherapie, Echtholzfeuer, Aufgüsse, Schönheitsanwendungen im Dampfbad mit Salz und Öl, den warmen Whirlpool oder erfrischende Tauchbäder genießen. Ein Angebot, das allerdings seinen Preis hat. Die Lage am Fluss hat auch eine Schattenseite. Die Agger sorgt ab und zu für Hochwasser, das aber den Saunabetrieb nicht tangiert. Nur der Parkplatz muss dann teilweise gesperrt werden.

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