Abenteuerliche ReiseKatze taucht nach 1,5 Jahren 600 Kilometer entfernt wieder auf
Eitorf – Sissi lief nie weit weg. Die kleine Europäische Kurzhaarkatze schlief gerne im Blumentopf auf der Veranda, streunte durch den Garten oder wetzte die Krallen am Kratzbaum im Wohnzimmer der Familie Fitzi in St. Gallen/Schweiz.
„Mir war gleich klar, dass sie fort ist“, erzählt Julika Fitzi-Rathgen über den Tag, als Sissi verschwand. Anderthalb Jahre ist das her. In der Tierarztpraxis von Dr. Michaela Hümmelchen in Eitorf konnte das Ehepaar das Tier am Wochenende wieder in die Arme schließen – unglaubliche 600 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt.
„Ich fasse es immer noch nicht“, sagte Roger Fitzi, als er das schnurrende Tier auf dem Arm hielt und kraulte. „Aber sie ist es wirklich, und sie ist so wie immer“, bestätigte Ehefrau Julika.
Das Paar ist sichtlich gerührt, es sind sehr emotionale Momente. Die beiden sind selbst Tierärzte, sie betreiben in St. Gallen eine gemeinsame Praxis.
Minuten zuvor in Eitorf hatte Tierärztin Michaela Hümmelchen dem Ehepaar Fitzi ihren entlaufenen Schützling in einem Nebenraum übergeben.
Ungestört und ohne auf sie gerichtete Kameraobjektive sollten sie ihrer Sissi begegnen dürfen. „Sie freut sich“, sagte Julika Fitzi später im Wartezimmer der Praxis an der St.-Josef-Straße und blickte auf Sissi, die ihr Köpfchen neigte und wohlig schnurrte, „obwohl sie gar nicht so gerne auf dem Arm getragen wird“.
Immer wieder wanderte ihr Blick über den Körper der Katze – „alles in Ordnung“. Ein bisschen mager ist die betagte, stocktaube alte Katzendame noch, „aber eine Kämpferin war sie immer schon, von Anfang an“.
Vor mehr als 15 Jahren war das winzige Knäuel, eine Fundkatze des schweizerischen Tierschutzvereins, in die vierköpfige Schweizer Familie gekommen. Kater Max sollte nicht allein bleiben.
Beide Tiere sind kastriert und mit Chip versehen. Für Sissi sollte sich der Chip im Ohr als Fahrkarte zurück nach St. Gallen erweisen. Dass sie die gesamte Reise von der Schweiz in den Rhein-Sieg-Kreis auf Pfoten zurückgelegt hat, ist unwahrscheinlich. „Katzen bleiben im Revier, bei ihren Menschen“, sagte die Tierärztin Fitzi.
Realistischer sei, dass Sissi in der Schweiz in einen offenstehenden Transporter gesprungen war und darin dann hatte mitreisen müssen. Oder einfach gepackt und mitgenommen wurde.
Gleichwohl sei es durchaus möglich, dass die Tiere solch große Distanzen bewältigen, aber nur, wenn sie wieder nach Hause wollen und eben nicht umgekehrt.
Das Ehepaar Fitzi und Hümmelchen hatten sich telefonisch und über Skype über den Gesundheitszustand der Katze genau ausgetauscht.
„Wäre beim Blutbild etwas nicht in Ordnung gewesen, dann hätten wir sie nicht leiden lassen“, so die Schweizerin. In jedem Fall aber wären sie nach Deutschland gereist, „wir hätten sie geholt, damit sie zu Hause ihren letzten Weg antritt.“ Jetzt gibt es andere Pläne: Die Fitzis wollen eine Internetseite einrichten und über Facebook auf Spurensuche gehen.
„Wir wollen ihren Weg möglichst lückenlos erkunden und dokumentieren. Das sind wir ihr schuldig.“
Anderthalb Jahre nach dem Verschwinden in Alfter aufgetaucht
Anderthalb Jahre nach ihrem Verschwinden war die Katze vor einer Woche der 14-jährigen Naomi Davis im linksrheinischen Alfter aufgefallen. Das Mädchen hatte das völlig ausgemergelte Tier ins Haus gelockt und versorgt, ihre Mutter hatte dann Kontakt zum Katzenschutzbund Bonn/Rhein-Sieg aufgenommen.
Beide waren zum Wiedersehen in die Eitorfer Praxis gekommen, ebenso Katzenschützerin Susanne Wanninger: „Schön, dass die jungen Leute nicht wegschauen“, lobte sie das Engagement des Mädchens. Veterinärmedizinerin Hümmelchen hat Sissi medizinisch versorgt und bis zur Übergabe gepflegt und gefüttert. Über das deutsche Haustierregister Tasso war sie an die Schweizer Adresse gelangt.
In einem weichen Reisekörbchen trat Sissi die komfortable Rückreise an. Zurück zu Kater Max und einem Schläfchen im Blumentopf auf der Veranda.