AlpakasHüterin einer flauschigen Herde

Kim Borrmann zieht gemeinsam mit ihren Eltern die Alpaka-Fohlen auf. Elf sind es aktuell auf dem Hof in Kohlberg.
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Windeck – Wenn Kim Borrmann morgens aufsteht, wird sie von 50 großen und kleinen Alpakas erwartet. Die 20-Jährige lebt mit ihren Eltern auf der Zuchtfarm „Alpakas des Westens“ in Windeck-Kohlberg. „Die Idee, zu züchten, ist meiner Mama mal im Skiurlaub gekommen“, erzählt Kim.
Die Pharmareferentin Petra Borrmann setzte ihren Plan zunächst in Leverkusen um, wo sie 2003 die Zucht mit drei aus Südamerika importierten Tieren begann. Dort wurde allerdings schon bald der Platz auf der Weide knapp, so dass die Familie 2008 vor der Wahl stand, die Zucht aufzugeben oder aufs Land zu ziehen.
Kim kam alles in allem mit dem Umzug nach Windeck gut klar. „In Leverkusen gab es drei Busse pro Stunde, hier kommen vielleicht drei am Tag“, sagt sie dazu. „Aber die Zucht hätte halt sonst keine Zukunft gehabt.“
Warum züchten die Borrmanns gerade Alpakas? „Meine Mutter wollte immer schon einen Hof haben, zunächst mit Pferden.“ Kim reitet auch, aber: „Pferde würden einem die Haare vom Kopf fressen. Außerdem macht unser Pferd alleine fast mehr Arbeit als die Alpakas zusammen.“ Die Tiere gelten als sehr friedlich, sozial, aufmerksam und reinlich – ihr Fell ist sogar selbstsäubernd. Trotzdem freuen sich vor allem an warmen Tagen die Stuten immer wieder aufs Neue darauf, wenn einer der Borrmanns ihnen mit dem Gartenschlauch Abkühlung verschafft.
Das heißt aber nicht, dass sie sich alles gefallen lassen: Vor allem trächtige Stuten neigen dazu, Menschen oder Tiere anzuspucken, die ihnen zu nahe kommen. Alpakas stammen zwar aus den Anden, an das deutsche Klima passen sie sich aber perfekt an. Kim: „Sie mögen keine allzu große Hitze oder Kälte – und auch keinen Schnee. Deshalb führen wir sie jeden Abend wieder in ihren warmen Stall zurück.“Kims Familie züchtet zwar nur nebenberuflich – sie selbst macht ein duales BWL-Studium bei Lidl, ihre Mutter betreibt einen Pharmaservice und Vater Wolfgang, ein ehemaliger Polizist, ist Rentner. Sie verdienen aber durchaus Geld mit den Alpakas. Die Preise bewegen sich zwischen 1500 Euro für einen Hobby- und 15 000 Euro für einen Zuchthengst.
„Sie sind zwar keine Kuscheltiere, aber manche von ihnen wachsen uns so ans Herz, dass wir sie nicht gerne verkaufen“, verrät Kim. Seufzend fügt sie hinzu: „Doch dafür züchtet man sie ja schließlich.“ Vor allem werden die Alpakas für ihr weiches, anti-allergenes Vlies geschätzt, das sie in einer zehn Zentimeter dicken Schicht warm hält, bis es zum Beispiel zu Decken oder Socken für den Menschen verarbeitet wird. Beim alljährlichen Scheren im Frühjahr ist auch Kims Hilfe gefragt: Bis zu fünf Personen müssen ein Tier festhalten, damit es geschoren werden kann.
Am Wochenende sind oft Besucher auf dem Hof. Die Familie bietet Seminare zur Alpakahaltung an, und eine Frau mietet die Tiere für Gruppenwanderungen, bei denen jeder Teilnehmer ein Alpaka an der Leine führt. Gerade Familien buchen solche Angebote gerne.
Von ihren Tieren sind nicht nur die Borrmanns begeistert: Die Wand des Hofladens ist fast vollständig verdeckt von Pokalen und Medaillen von Wettbewerben. Kim erzählt, dass 90 Prozent ihrer teilnehmenden Tiere bei Shows ausgezeichnet würden. Sogar bei der Urlaubsplanung haben die Alpakas das Sagen: Wird ein Fohlen erwartet, verreist die Familie auf keinen Fall. Bei den Geburten, die meist an sonnigen Vormittagen stattfinden, ist immer mindestens ein Familienmitglied dabei. Kim: „So ist bei uns erst ein Fohlen gestorben. In der Natur schafft es fast jedes zweite nicht.“ Wenn keine besonderen Ereignisse anstehen, kommen befreundete Alpakazüchter mit ihren Tieren und passen auf die Herde auf, bis Borrmanns wieder da sind. Eins will Kim unmissverständlich klar stellen: „Hier werden keine Alpakas gegessen!“ und Alica Müller