„Bio-Kaufladen Masala“ in WindeckBioladen mit Schlafplatz in der Jurte

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Windeck – Das Irsertal zwischen den Ortschaften Leuscheid und Imhausen hat eine eigene Magie. Das Licht im Tal und die ländliche Ruhe scheinen Alltag und Zeit hinter sich zu lassen und laden zum Krafttanken ein. Jan und Helena Stiebeling haben in Ehrenhausen ein Refugium für sich und ihre Familie geschaffen – und sie es dabei nicht belassen.
Seit Anfang Juli begrüßen die Stiebelings auf ihrem Anwesen die Kunden ihres neu eröffneten „Bio-Kaufladen Masala“ mit Café im Hof. Zudem haben sie ein besonderes touristisches Angebot zu bieten: Unterhalb von Wohnhaus und Garten stehen auf einer großen Wiese, direkt am Irserbach, ein umgebauter Bauwagen mit Terrasse und eine riesige traditionelle kirgisische Jurte für Übernachtungsgäste bereit.
Der „Bio-Kaufladen Masala“ ist nicht zu verfehlen, er liegt unmittelbar an der Straße durch das Irsertal. Ein Schild und eine Tafel „Café geöffnet“ weisen an der Landstraße 35 in Ehrenhausen auf den neuen Treffpunkt hin. Im Vorhof sind einige Stellplätze. Ein niedriger weißer Holzzaun und Sträucher sind die Pforte in eine andere Welt.
Das Wohnhaus schirmt den Blick von der Straße in den Innenhof ab. Den ehemaligen Hühnerstall hat Jan Stiebling zum Bio-Kaufladen umgebaut. Die Fassade ist in einem warmen Blutrot gestrichen und harmoniert ansprechend mit den Backsteinmauern und den dunkelgrünen Türen des gegenüberliegenden Hauses. Der Hof ist mit Holzfußboden und sparsam mit Teppichen ausgelegt.
Ein Ehepaar genießt nach dem Einkauf auf den pastellfarbenen Gartenholzmöbeln noch eine Tasse Kaffee zum Bio-Gebäck. Cornelia Gerhards kommt mit ihren Einkäufen bepackt aus dem Laden. Sie arbeitet in einem Kindergarten in Leuscheid, und der neue Bioladen liegt auf ihrem Heimweg; sehr praktisch für sie, um noch schnell die Wochenendvorräte aufzufüllen. Im Laden gibt es ein gutes Sortiment an Bio-Produkten; frisch geschrotete Körner, Trockenfrüchte in Rohkostqualität, Öle, Aufstriche, Säfte, Wein, Hygieneartikel und vieles mehr.
Dreimal in der Woche beliefert eine Bio-Bäckerei aus Hennef den kleinen Laden mit frischem Brot und Gebäck. „Das kann natürlich wie andere Produkte (auch Biofleisch) vorbestellt werden“, richten sich die Neustarter beim Großhändler-Einkauf nach den Kundenwünschen und sind glücklich über die Resonanz auf ihren Bioladen. „Die Kunden kommen aus dem Umkreis und freuen sich über den neuen Treffpunkt zum Austausch.“ Im hinteren Teil des Geschäftes ist ein gemütlicher Raum mit Ofen, großem Fenster zum Tal und mit gemütlichen Sitzmöbeln und Spielecke eingerichtet. Bei schönem Wetter sitzen die Kunden lieber im Café im Hof bei einem Getränk und plaudern. Von hier aus eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf den Bio-Garten am Hang und hinab auf das Wiesengrundstück im Tal. „Wir haben vorher in Köln gewohnt. Über den Elmores-Biergarten in Schladern sind wir auf Windeck aufmerksam geworden“, erzählen sie. „Wir haben dann gezielt in der Gemeinde nach einem großen Haus gesucht, das bezahlbar ist und Platz für viele Möglichkeiten bietet.“
In Ehrenhausen fanden sie vor vier Jahren das geeignete Domizil für sich und die Kinder Noah (11) und Norma (5). Das Paar renovierte weitgehend selbst und zog vor gut zwei Jahren mit Familie ein. Als Zuwachs gesellte sich vor einem Jahr Sohn Eddie dazu.
Die Geschäftsidee wird geboren
Die Geschäftsidee entwickelte sich erst im Laufe der Zeit. Der 47-jährige Jan Stiebeling ist gelernter Kfz-Mechaniker und handelt seit vielen Jahren mit indischen Textilien. Seine Frau Helena ist gelernte Kauffrau für Verkehrsservices. Die 34-Jährige hat ein Jahr in Frankreich und zwei Jahre in Irland gelebt. In ihrer Kölner Zeit arbeitete sie in einer Patisserie und kümmerte sich in der Freizeit um eine Parzelle im ökologisch bewirtschafteten Gemüsegarten „Gartenglück“. Eine Wiese am Hang in Ehrenhausen war ehemals Gartenland gewesen.
Die Stiebelings griffen zum Spaten und legten einen großen Bio-Gemüsegarten an. „Ich war im Gegensatz zu meiner Frau ein Greenhorn. Im ersten Jahr habe ich viel gelesen, nach Gartenbuch gearbeitet und Freunde gefragt“, erinnert sich Stiebeling. „Der Garten warf bald so viel ab, dass wir es allein gar nicht verbrauchen konnten. Als wir auf dem Leuscheider Bauernmarkt Eugen Seibert kennenlernten, der dort eine kirgisische Jurte aufgestellt hatte und vorschlug, wir könnten doch ein Jurtendorf bei uns errichten, machte es bei mir Klick.“ Die Kombination Bioladen, Garten, Vermietung war geboren. „Wir kaufen selbst seit Jahren im Bioladen, und das wirtschaftliche Risiko ist kalkulierbar, weil wir keine Miete zahlen müssen.“
Als Besonderheit können die Kunden Obst und Gemüse direkt pflückfrisch aus dem „Masala-Garten“ kaufen, solange der Vorrat reicht. Gedüngt wird mit Kompost, Brennnesselbrühe und Urgesteinsmehl. „Im Vorfeld war das Gesundheitsamt hier. Die Bio-Zertifizierung der Gartenerzeugnisse wäre zu kostspielig, deshalb müssen wir darauf hinweisen, dass nach biologischen Richtlinien angebaut wird.“ Auch die Eier stammen von den eigenen neun Hühnern, die im Tal ein herrlich freies Dasein führen. Dort auf der 1100 Quadratmeter große Wiese stehen der umgebaute Bauwagen und die kirgisische Jurte. Der Bauwagen verbirgt sein gemütliches Innenleben hinter Nordisch-Rot gestrichener Fassade mit vorgebauter Terrasse. Im hellen Raum mit zwei Fenstern ist Platz für ein Doppelbett, Ofen, Stuhl und Kommode.
Wenige Meter entfernt plätschert der Irserbach. Eine Küche im Freien, eine Feuerstelle und Spielgeräte für Kinder ergänzen das Ensemble. Wer mehr Platz möchte, der wird die Jurte mit einem Durchmesser von 8,50 Metern bevorzugen. Ein geräumiges Doppelbett, umgeben von einem roten Geflecht, das die reine Schafsfilzkonstruktion des Rondells hält, ist der Blickfang. „Die Außenhülle ist wegen des Klimas im Tal mit Zeltstoff umspannt“, erläutert Stiebeling. Im Innern sorgt ein Ofen dafür, dass der Raum mit Holzfußboden innerhalb kürzester Zeit warm ist. Im ehemaligen Geräteschuppen am Haus sind Toiletten und Duschen für die Kunden untergebracht. „Die ersten Gäste kamen hier aus der Gegend und hatten gleich Freunde aus Irland mit dabei,“ freuen sich die Gastgeber.