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EhrenamtEitorfer Feuerwehr plagt tagsüber Personalnot – Leiter muss bei Brand Alarmstufe erhöhen

Lesezeit 3 Minuten
Feuerwehrleute am Einsatzort in der Straße Rottfeld in Wassack

Das Wohnhaus im Eitorfer Ortsteil Wassack ist nach einem Brand vorerst nicht bewohnbar.

Einsatzleiter Jürgen Bensberg klagt über zu wenig Personal am Brandort – nur 19 Wehrleute waren gekommen. Das birgt Gefahren für die Einsatzkräfte.

Ein Küchenbrand ist am Dienstagmorgen in Eitorf ausgebrochen. Dabei wurden zwei Menschen leicht verletzt, eine Katze gilt als vermisst. Dabei wurde noch ein weiteres Problem deutlich: Einsatzleiter Jürgen Bensberg klagte über zu wenig Personal am Brandort – nur 19 Wehrleute waren gekommen.

Die Feuerwehr war um 9.28 Uhr in die Straße Rottfeld in Wassack gerufen worden. „Ich war zuerst vor Ort, da drang bereits dichter Rauch aus einem Fenster im Erdgeschoss“, schilderte Jürgen Bensberg, Leiter der Feuerwehr. Die 62-jährige Bewohnerin habe bereits vor dem Haus gestanden.

Eitorfs Feuerwehrchef musste die Alarmstufe erhöhen, weil Einsatzkräfte fehlten

Ein 67-jähriger Nachbar habe noch versucht, den Brand in der Küche zu löschen, doch vergeblich. „Beide haben eine leichte Rauchgasvergiftung erlitten und wurden ins Krankenhaus nach Eitorf gebracht“, berichtete Bensberg. „Eventuell war noch eine Katze im Haus, die könnte aber auch draußen unterwegs gewesen sein.“

Feuerwehrleute stehen in dem ausgebrannten Raum.

Den Brandschutt beförderten die Feuerwehrleute in den Garten.

Die Feuerwehr baute eine Wasserverbindung auf und begann von innen und außen mit dem Löschen. Die Flammen beschränkten sich auf die Küche und Teile des Flurs, die aber völlig zerstört wurden. „Die massive Bauweise des Hauses hat ein Übergreifen des Feuers auf andere Teile verhindert“, sagte Bensberg. Die Wehrleute beförderten den Brandschutt in den Garten, um ihn dort abzulöschen. Mit einem Hochdrucklüfter bliesen sie den Qualm aus dem Haus. Dieses ist vorerst nicht mehr bewohnbar.

Eigentlich ein Routineeinsatz, und doch trieb Bensberg etwas anderes um: Er hatte die Alarmstufe erhöhen müssen, um mehr Feuerwehrleute herbeizurufen. „Erst kamen 16, nach einer halben Stunde nochmal drei – bei einer kompletten Alarmierung der Feuerwehr Eitorf“, klagte er. „Wir sind grundsätzlich gut aufgestellt und haben eine hervorragende Ausstattung, aber tagsüber gibt es ein Personalproblem – ich habe einen guten Bus, nur keinen Busfahrer.“

Nach der ZF-Schließung in Eitorf fehlen die Kräfte der Betriebsfeuerwehr

Dem sogenannten Tagesalarm gehören Feuerwehrleute an, die in Eitorf arbeiten und bei einem Notruf von ihrer Arbeitsstätte zur Feuerwache fahren. Nur in zehn Prozent der Fälle schaffte es die Feuerwehr im Jahr 2022, tagsüber die Hilfsfrist von acht Minuten einzuhalten. Vorgeschrieben sind 80 Prozent. „Erschwerend kommt die Schließung der ZF Friedrichshafen dazu. Deren Betriebsfeuerwehr, die uns immer unterstützt hat, ist komplett weggefallen“, sagt Bensberg.

Als der Alarm ertönte, saß er gerade mit Bürgermeister Rainer Viehof und Kreisbrandmeister Stefan Gandelau zusammen im Rathaus, um über den Brandschutzbedarfsplan zu sprechen. Die beiden kamen ebenfalls zum Brandort. Nicht nur in Eitorf, auch über den Rhein-Sieg-Kreis hinaus hätten Feuerwehren Probleme, Personal zu finden, sagte Gandelau.

„Viele sind nicht mehr bereit, ein Ehrenamt auszuüben, was zu bestimmten Tages- oder Nachtzeiten zu mangelnden Kapazitäten führt.“ Diese auszugleichen sei beispielsweise durch die Alarmierung von Feuerwehren aus benachbarten Kommunen möglich. „Aber auch die Gemeinden sind gefragt, selbst Ideen zu entwickeln, um Leute zu akquirieren – auch dafür haben wir uns heute getroffen.“

Eitorfs Bürgermeister will mehr Menschen für den Feuerwehrdienst motivieren

Nicht nur Angehörige der Stadtverwaltung wolle man zum Feuerwehrdienst motivieren, sondern auch Menschen, die im Homeoffice arbeiteten, sagte Bürgermeister Rainer Viehof. „Wir bieten ein Fire-Office an – wer in Eitorf im Homeoffice arbeitet, kann dies auch auf der Feuerwache Mitte tun, da gibt es entsprechende Arbeitsmöglichkeiten.“

Er könne auch verstehen, dass die 24-stündige Rufbereitschaft eines Feuerwehrmanns oder einer Feuerwehrfrau Menschen vom Eintritt in die Wehr abhalte. „Wir ermöglichen einen Feuerwehr-Dienst zu den normalen Arbeitszeiten von montags bis freitags. Abends und am Wochenende muss dann nicht jeder mitfahren – tagsüber ist es uns wichtig“, sagte Viehof. Eine feuerwehrtechnische Grundausbildung erhielten die neuen Freiwilligen selbstverständlich auch.

„Die Kräfte, die hier waren, haben gut gearbeitet. Auch mit 25 Leuten hätten wir das Feuer genauso schnell gelöscht. Das geht aber auf Kosten der Sicherheit der Einsatzkräfte“, betonte Bensberg. Und Gandelau ergänzte: „Niemand in Eitorf muss sich Sorgen machen, dass wir nicht kommen, wenn jemand die Feuerwehr ruft.“