Tränen und WutMitarbeitende des Eitorfer ZF-Werks reagieren auf Schließung

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ZF-Beschäftigte nach der Ankündigung der Schließung vor dem Werk. 

Eitorf – Tränen flossen, und Wut war auch zu spüren bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ZF-Werks, die sich vor dem Haupteingang versammelt hatten. Zuvor hatte Dr. Peter Holdmann vom Mutterkonzern den Beschäftigten mitgeteilt, dass das Werk Ende 2025 geschlossen wird. „Es ist erschütternd, nach langen Verhandlungen in Eitorf zu sehen, wie das Management versagt hat. Die hatten nur die Schließung im Kopf“, so Oliver Moll vom Gesamtbetriebsrat.

„Es wird für den Ort jetzt eng“, sagt Uwe Nega (54). Er und auch seine Tochter Laura (29) arbeiten für den Automobilzulieferer. Die Industriekauffrau hat ihre Ausbildung im Betrieb gemacht, ist seit zehn Jahren bei ZF, ihr Vater seit 33 Jahren. Der Disponent erinnert sich daran, als der Betrieb – damals noch Boge – 2500 Mitarbeiter hatte. Nun sollen auch die letzten 690 Jobs sukzessive wegfallen.

Pausen gekürzt, Überstunden nicht ausbezahlt

„Viele haben keine Perspektive“, sagt Alfred Steinhauer. Er arbeitet seit 39 Jahren hier, früher in der Instandhaltung, jetzt als Sachbearbeiter. Auch seine Frau Michele (31) ist bei ZF beschäftigt. Beide sind im 13-köpfgen Betriebsrat. „Wir haben Konzepte vorgelegt, die tiefe Einschnitte für die Mitarbeiter bedeutet hätten, aber das Werk im Jahr 2028 in schwarze Zahlen geführt hätten“, sagt sie.

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Laura Nega und ihr Vater Uwe arbeiten schon viele Jahre für den Automobilzulieferer. Für sie war die Nachricht ein Schock.

Seit Jahren schon habe die Belegschaft Zugeständnisse gemacht, berichtet der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Thomas Welteroth. „Seit 2006 haben wir 13 Millionen Euro eingespart, indem wir Konzepten zustimmten, mit denen wir Federn und Geld zugunsten des Konzerns gelassen haben.“ Veräppelt fühlt sich Nina Kunatowski (25): „Jedes Jahr wurde uns gesagt, wir könnten Beiträge zum Erhalt des Werks leisten. Die Pausen wurden gekürzt, Überstunden nicht ausbezahlt.“

ZF-Werk-Schließung: „Katastrophe für Eitorf“

Als „Katastrophe für Eitorf“ bezeichnete Bürgermeister Rainer Viehof die Entscheidung der ZF-Gruppe. Die Geschäftsführung habe die Gründe für eine Werksschließung nicht schlüssig herausgearbeitet, so Viehof. „Die Fachkräfte sitzen doch hier!“ Er will sich nun einen Termin beim Mutterkonzern in Friedrichshafen geben lassen und den Betriebsrat im Kampf um die Jobs unterstützen.

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Enttäuscht und entsetzt zeigten sich auch Sara Zorlu und Alexander Jüdes von der Eitorfer SPD. Sie nannten die angekündigte Schließung einen herben Rückschlag für den Industriestandort Eitorf. „Wir kämpfen dafür, dass die Arbeitsplätze doch noch gehalten werden können und das Werk in eine zukunftsfähige Gesamtplanung integriert werden kann. Hierbei setzen wir stark auf die Unterstützung von Land und Bund“, sagten sie. Mit „Wut, Entsetzen und sehr großer Enttäuschung“ habe die Eitorfer CDU auf die Nachricht vom Aus reagiert, teilte Markus Reisbitzen im Namen der Fraktion mit. Die Entscheidung sei nicht hinnehmbar. Für Freitag um 14 Uhr ist eine Demo vom Werk zum Marktplatz angekündigt.

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